Frankfurt - Alte Oper 29.11.2019
an greateful evening with Ensemble Modern, playing the music of Frank Zappa
Das Frank Zappa nicht nur den Rock `n` roll verkörpert ist hinlänglich bekannt, und belegt durch seine schon frühe Vorliebe zu dem avantgardistischem Komponisten Edgar Varese und seinen zahlreichen Arrangements sinfonischer Natur. Letztes Zeugnis davon ist Zappas 62. und letzte Veröffentlichung „The Yellow Shark“, in welcher er vornehmlich als Komponist im Vordergrund steht. Durch das Ensemble Modern, einem deutschen Orchestern, erlebte Zappa zum ersten Mal so was wie eine musikalische Genugtuung in der Umsetzung seiner Kompositionen, nachdem er zuvor oft frustriert war ob der Darbietung jener Werke durch abgeneigte Musiker, nachlässigen Ausführungen oder immens hoher Aufwandskosten. Mit „The Yellow Shark“ und dem EM änderte sich das. Live eingespielt wurden die Aufnahmen 1992 (welche neue Versionen von älteren Zappa Stücken sowie neue, unveröffentlichte Kompositionen enthalten), im Rahmen des Frankfurter Musik-Festivals, vom dem geschätzten, Frankfurter Kammerorchester Ensemble Modern, sowie in Wien und Berlin. Ort des Geschehens in Frankfurt damals; Die ehrwürdige alte Oper (17., 18. und 19.09.1992) Und genau an gleicher Stelle sollte nun, 27 Jahre später, eben jenes Ensemble erneut auftreten, um die Werke Zappas nochmals live aufzuführen. Das Orchester besteht bereits seit 1980, und wurde anno 1992 von dem bekannten Dirigenten Peter Rundel geleitet. Von den originalen Mitgliedern von damals spielen heute noch Uwe Dierksen (Posaune), Rainer Römer (Schlagzeug), Ueli Wiget (Klavier), Dietmar Wiesner (Flöte) und Hermann Kretschmar (Klavier) in der Band. Insgesamt umfasst das Orchester ca. 20 Musiker aus Deutschland, Belgien, der Schweiz, Griechenland, Indien, Israel, Japan und den U.S.A. Eine durchaus internationale Truppe, die hier seit vielen Jahren prägend ist, in der Neuen Musik. Tragischerweise war Zappa zum Zeitpunkt der Aufführung schon sehr krank und konnte nur am ersten und dritten Abend persönlich anwesend sein, wo er dann zeitweilen ganz kurz das Orchester dirigierte.
Frankfurt; Die größte Stadt im Bundesland Hessen mit ihrer markanten Hochhaus-Sykline ist eine turbulente Metropole. Messestadt, einer der größten deutsche Verkehrsflughafen und Gastgeber vieler internationaler Künstler. Das ehemalige Opernhaus begleitet eine lange Geschichte, seit der Eröffnung im Jahre 1880. Am 23.03.1944 wurde das Opernhaus im Zuge des 2. Weltkrieges fast vollständig zerstört. Erst am 28.08.1981 feierte das Traditionshaus nach originalgetreuer Rekonstruktion der Außenfassade, Wiedereröffnung. Das prächtige Gebäude wurde im beim Neuaufbau im Inneren als reine Konzert -und Veranstaltungsstätte konzipiert, da die Oper bereits 1951 Quartier in einem wiedererrichtetem Schauspielhaus bezog. An jenem Herbstabend 2019 erstrahlt das stolze Gebäude im weihnachtlichen Glanz.
Wer jedoch mit der Erwartungshaltung klassischer Orchestermusik an „The Yellow Shark“ rangeht, liegt ebenso falsch wie in der Annahme, es handele sich um ein typisches Frank Zappa Rock/Jazzrock Werk. Vielmehr ist es ein eher unzugängliches, sperriges Werk mit introvertierten orchestralen Flächen, und kompositorischen Klangmalereien, welche Zappas Werke genau nach dessen Instruktionen Uraufführen. Erst nach mehrmaligem hören kristallisieren sich kleine Höhepunkte heraus. Umso außerordentlich ist es, wie es das Ensemble Modern schaffte, jene Arrangements nach Zappas eigensinnigem Willen umzusetzen. Ein Kabinettstück. Damals waren 25 Musiker im Einsatz. An jenem Spätherbsttag im November 2019 sollte das Ensemble Stücke aus „The Yellow Shark“ präsentieren, sowie aus ihrer im Jahr 2003 aufgenommenen CD „Greggery Peccary & Other Persuasions“, auf welcher der Musikproduzent und Arrangeur Ali N. Askin aus verschieden Kompositionsfragmenten Zappas die Musik für das EM zusammenstellte und zur Aufführung brachte.
(großer) Saal und Bühne des Opernhaus.
Insgesamt wurden am 29.11.2019 in der Frankfurter alten Oper 23 Stücke aus Frank Zappas Werk aufgeführt:
Pause
Pünktlich um 20 Uhr trat das Orchester unter großem Beifall auf die Bühne des ausverkauften Hauses. Den ersten Lacher konnte man gleich verbuchen, als ein Bühnenmitarbeiter mit einem großen gelben Hai in schwimmenden Bewegungen über das Podium huschte, um ihn dann auf der anderen Seite für die Dauer des Konzerts zu platzieren.
Das Ensemble setzte Zappas Werk, beginnend mit "Dog"/"Meat", professionell und mit Liebe zum Detail um, meistertet auch die komplexesten und schwierigsten Arrangements. Dirigent Jonathan Stockhammer hatte als künstlerischer Leiter seine Musiker zu jeder Zeit spielerisch unter Kontrolle und bestimmte Tempo und Dynamik. Kleine Showeinlagen in den Pausen inklusive. Mit orchestralem Glanz spielte man sich durch den ersten Part jenes Abends, der mit einem furiosem „G-spot-tornado“ gipfelte, was wiederum einen Begeisterungsschwall im Publikum auslöste, welcher sich in euphorischen Beifallsbekundungen und Pfiffen äußerte. . Der Geist Zappas schien tatsächlich durch das ehrwürdige Gebäude zu spuken und alles kontrollieren zu wollen. Doch lieber Frank, hier gab es absolut nichts zu bemängeln! Lob und Anerkennung an das gesamte Ensemble Modern.
EM "Urgeistein" Ueli Wiget, der auch schon 1992 mit Frank Zappa auf gleiher Bühne stand.
Eine kleine Anekdote am Rande: Schon 9 Jahre vor dem 11. September machte Frank Zappa auf die teils unmöglichen Einreisebedingungen und außenpolitischen Gebaren der U.S.A. in seinem Song „Welcome to the united states“, aufmerksam. Hört man aufmerksam auf den Text, bekommt der Song postum mit den Anschlägen an jenem 11.09.2001 noch mal einen bittersüßen Beigeschmack…… An diesem Abend kam er jedoch nicht zur Aufführung.
Der 2. Teil war dann gefühlt voluminöser, die Instrumente schienen sich zu verdoppeln, die Musiker im großen Saal der Alten Oper wollten sich selbst zu übertreffen.“Greggery Peccary & Other Persuasions” ist sicherlich nicht die leichteste Aufgabe, die man einem Orchester auftragen kann, doch anhand der Umsetzung kam ganz klar die Qualität um die Damen und Herren des EM zu Geltung. Zum Ende gab es Standing Ovations, immer wieder kam Jonathan Stockhammer zurück auf die Bühne und forderte sein Ensemble auf sich zu erheben. Der Beifall wollte nicht Enden, und selbstredend mussten alle Musiker, nachdem sie bereits die Bühne verlassen hatten, für einen Zugabenteil erneut ihre Plätze einnehmen, damit sich der Saal überhaupt beruhigen konnte. Noch einmal ließ man das Thema von „Dog beath“ anklingen, welches ein gehöriges Wiederkennungspotenzial hat. Ich habe hierzu das original Video von 1992 gefunden.
3 weiteren Zugaben aus „Greggery Peccary & Other Persuasions” gab es noch zum Besten, bevor im dem Saal endgültig die Oberlichter angingen.
Einen großes Dankeschön an das Ensemble Modern und ihrem Leiter Jonathan Stockhammer!
rockfrank
ALL PHOTOS BY: rockfrank