rock will never die
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Gov`t Mule

A special Halloween night with Gov`t Mule 31.10.2017

 

 

31.10.2007; Halloween. Die Jamrocker Gov`t Mule machen zum ersten Mal etwas ganz Neues, im 13. Jahr ihres Bestehens. Eine geteilte Show, deren zweiter Part ausschließlich aus  Coversongs besteht. Songs von Bands, die ihre musikalischen Vorbilder und Wegbereiter darstellen. Schnell wurde jenes Event, welches damals im O`shaughnessy theatre in Mineapolis stattfand, zu einer festen Intuition der Gruppe und fand von da an jährlich an verschiedenen Spielstätten in den Staaten statt. In jener ersten Halloween-Nacht bot man das komplette Led Zeppelin Album „Houses of the hoy“ dar. Eine grandiose Vorstellung. In den Folgejahren nahm man sich unter anderem Sets von Neil Young vor, Pink Floyd, den

Rolling Stones oder The Who. Für europäische Muleheads blieben diese Shows bisher eher unerreicht, es sei denn man leistete sich einen Trip über den großen Teich. 10 Jahre nach ihrem „Halloween-Debüt“ hatte das Warten für die Fans diesseits des Atlantiks endlich ein Ende. Die Mannen um Frontmann Warren Haynes spielten ihr erstes Konzert jener Art auf dem alten Kontinent. Amsterdam war der Austragungsort, und Fans in ganz Europa waren in heller Aufruhr. Im Club Paradiso, wo das Event stattfand, hieß die Losung in jenem Jahr

The Revolution is Free“, womit bereits der Name der Band, der man seine Reverenz erweisen wollte, feststand: Paul Rodgers und seine Free. Die 1968 gegründete britische Rockband zeichnet so viel mehr aus als „All right now“, ihrem Überhit aus dem Jahr 1970. Auch wenn man sich bereits 1973 schon wieder auflöste, war der Einfluss auf die Rockwelt unermesslich. Bis heute. Free exerzierten nur 6 Jahre und 6 Alben lang, haben aber in -und vor allem aus dieser Zeit heraus unheimlich viel Bands beeinflusst und nachhaltig geprägt. Auch Warren Haynes schwärmt im Classic Rock Magazin 06/17 von der britischen Rockband. Nun zollte der Mule-Leader und seine Mitstreiter den Engländern den langen verdienten Respekt.

Gouverment Mule; Ihre Existenz ist essenziell. Erst durch ihre Werke findet vieles einen Sinn. Bei der Betrachtung ihrer Musik trat, vor vielen Jahren, eine fundamentale Änderung in der Sicht meiner Dinge ein. Ihr Schaffen hat wesentlichen Einfluss auf mein Leben und auf mein Denken. Sie sind etwas Radikales. Eine Kunstform. Und Kunst öffnet bekanntlich Türen. Wenn du ihre Musik richtig verstehst, ihre Botschaften zu deuten weißt, hast du mehr gewonnen als dir manche Lebensphase bieten kann. Ihr Hybride aus Southern, Rock, Soul, Country, Blues und R&B bringen dich regelmäßig an den Rand eines anderen Universums, und wenn du es zulässt, katapultieren sie dich hindurch. Die Ankündigung im Juni 2017, dass man das Halloweenkonzert dieses Mal auf europäischem Boden spielt, war daher wie ein Segen. Sicher auch eine Ehrbietung an ihre europäischen Anhänger und eine ganz neue Erfahrung für die Band selbst. Was für eine Chance! Apropos Anhänger; Es sind mehr als nur solche, es gleicht einer einer Religion, einer großen Familie. Fans nennen sich selber gerne „Muleheads“ (in Anlehnung an die Anhängerschaft von Grateful Dead, den „Deadheads“), und ein amerikanischer „Mulehead“ der extra aus den Staaten zu den Konzerten seiner Band nach Europa kam, bezeichnete den Kult sehr treffend als „Famuley“. Und genau das sind wir. Eine große Familie, die Dankbar ist, jene Musik erleben zu dürfen. 

 

Amsterdam; Die Hafenstadt in Nordholland ist seit jeher ein Touristenmagnet und mit ihren Grachten und schmalen Häuserzeilen sicher eine der aufregendsten Städte Europas. Hausboote prägen den Charackter der niederländischen Haupstadt. Am Tag des Konzertes präsentierte sich die Stadt eher herbstlich trüb, aber man war ja auch nicht als Tourist hier, sonder als Jünger.

Das dort ansässige Paradiso ist eine gut 1500 fassende Konzerthalle in der sich bereits Stars wie die Rolling Stones, John Cale, U2, Eric Burdon, Beth Hart, Joe Bonamassa und viele andere Künstler die Hand gaben. Das Gebäude entstand aus einer alten Kirche, welche 1968 zu einem Veranstaltungssaal umgebaut wurde, die auf diesem Wege ihre Daseinsberechtigung behielt. Heuer predigt jedoch kein Pfarrer mehr irgendwelche unglaubwürdigen philosophischen Schriften, sondern geistige Autoritäten wurden durch musikalische ersetzt, und einzig und allein der Rock `n` roll wird seitdem von der Kanzel zelebriert. Andere Göttlichkeiten nehmen nun den ehemaligen Platz rund um den Altar ein. Heuer war es Warren Haynes!

 

 

Um 20.34 Uhr ging das Licht in dem 1880 erbautem Gebäude aus. Jubel schwappte durch das Publikum, und Matt Abts (drums), Danny Louis (keys), Jorgen Carlsson (bass) sowie Warren Haynes (guitar,vocals) betraten unter frenetischem Beifall die Bühne. Der wortkarge Bandleader nahm sein Arbeitsgerät und stieg sofort ins erste Set ein. Und das hatte es in sich. Mehr als 20 Minuten wurde zum Einstieg ausschließlich instrumental gerockt. Der Opener „Trane“, von ihrem 1995`er Debütalbum, und vor allem das nahtlos angeknüpfte „Eternity`s breath“, ein Song vom Mahavishnu orchestra, wurden dermaßen ausgiebig zelebriert als ginge es hier bereits ums Finale. 

 

 

Gerade in letzterem spielten die Musiker als müssten sie eine Prüfung vor dem höchsten Gericht ablegen, um in die Klasse der obersten aufzusteigen. Doch da sind sie längst angelangt. Eternity`s breath“ entwickelte sich zu einer wahren Jazzrock-Abfahrt, die kaum noch zu stoppen war, und bei der die Künstler sich bereits alles abverlangten. Gov`t Mule erschufen just in jenem Augenblick ein musikalisches Raum-Zeit-Kontinuum in dem sich eine Vielzahl von Klängen aneinanderreihten und die Zuhörer in einen kosmischen Raum beförderten wo sie glückselig mit sich und der Welt sein konnten. Die Synergie in der Band war bereits zu diesem frühen Zeitpunkt nicht mehr in Worte zu fassen. Es hatte etwas magisches. Das Auditorium dankte es Ihnen mit heftigen Beifallsstürmen, die Mr. Haynes dann, trocken wie immer, mit einem „How do you do?“, zur Kenntnis nahm. So ist er, der Maestro.

 

 

Es folgte mit „Banks of the deep end“, „Rocking horses“, „Pressure under fire“ und

The man i want to be“ ein Block mit eigenen Stücken, bevor man den ersten Teil nach rund einer Stunde mit einem Allman Cover verklingen lies; Das großartige „Kind of bird“. Allein diese, abermals instrumentale Version, nahm ganze 16 Minuten in Anspruch. Schon hier zeichneten sich fulminante Bassläufe ab, die Jorgen ein paar Songs später in eine andere Liga führen sollten. Danny Louis brillierte wie kein zweiter an den Keyboards und brachte auch seine Posaune zum Ende des Stückes zum Einsatz. Besonders durch das von ihrem dato aktuellen Album „Revolution come...revolution go...“ gespielte „Pressure under fire“, lies man es sich auch an einem solchen Abend nicht nehmen ein politisches Statement abzugeben. Warren hat in gewisser Hinsicht auch eine Lehrberufung, um die Welt darin zu erinnern, wie Nahe sie doch am Abgrund taumelt. Und diese führt er unerbittlich aus. Danke !

 

Nach einer rund 25-minüigen Pause sollte dann der Teil beginnen, dessen Motto es Halloween 2017 zu feiern gab; The revolution is FREE. Wie bereits eingangs erwähnt, hatte und hat Free eine prägende Bedeutung, bis zum heutigen Tag. Man ging also mit dem nötigen Respekt an das Projekt, war man zudem selbst beeinflusst von Paul Rodgers und co.  Als Warren die ersten Akkorde von „Fire and water“ anschlug, ein Titel aus Free`s 3., gleichnamigem Album, 1970, war aber auch etwas anderes klar: Die Wertschätzung und der Respekt war mehr unüberhörbar. Man hat sich das Stück anderseits aber so auf in den typischen Mulesound gepackt, dass es einer von ihren sein könnte. Fantastisch! Es wurde nun deutlich Gitarrenlastiger,  Keyboarder Danny Louis haute statt in die Tasten, in die Saiten und unterstütze die Band zusätzlich mit seinem 6-saitigem Spiel. Im weiteren Verlauf wurden dann „Ride on a pony“, „The stealer“, oder „Oh i wept“ in unglaublicher Authentizität dargeboten. Überglücklich dankten es ihnen rund 1500 „Muleheads“ an jenem Abend in Amsterdam.

 

 

In „Mr. Big“ wurde sicherlich so etwas wie ein Höhepunkt erreicht. Die Interaktion auf der Bühne nahm unfassbare Züge an. Die Musiker verständigten sich quasi nur noch telepathisch. Es gab und gibt kein Reglement bei Gov`t Mule. Jeder nimmt sich die Improvisationsfreiheit, die er braucht. Daraus ergibt sich dann der exemplarische Spielrausch der Band. Warren Haynes sagte dazu mal: „Es gibt keine Regeln, selbst bei eigentlich strukturierten Songs. Jeder von uns vieren kann die Band in eine andere Richtung steuern. Jederzeit.“ Ihre hohe Spielkunst gibt ihnen Recht, und bei „Mr. Big“ konnte man sich davon mehr als überzeugen. Vor allem sie markante Basslinien von Jorgen Carlsson bildeten einen wichtigen Kontrastpunkt zur Gibson von Warren Haynes. Er hämmerte über die dicken Bünde als ginge es um Leben und Tod. Es wirkte latent bedrohlich. Unglaublich faszinierend. Auch Drummer Matt Abts bewies eine beeindruckende Vitalität und trieb seine Schießbude zu einem polyrhythmischen Marsch an. Jegliche Tuns dieser Band waren außergewöhnlich.

 

Das Publikum bekundete seine Begeisterung dann auch mit Applaus und Jubelschreien, die an Hysterie grenzten. Gouverment Mule nahmen die Huldigungen gelassen, aber dankbar entgegen. Es folgten achte weitere FREE cover, unter anderem „Woman“, „Songs of yesterday“, „My brother Jake“ und „Mouhtful of grass“, eine ruhigere, instrumentale Nummer, in der Danny abermals als Gitarrist unterstützte.

 

 

Der Zugabenteil sollte dann nochmal alles übertrumpfen. Kein gerinerer als Gitarrist  Bernie Marsden (Whitesnake) betrat als Überraschungsgast die Bühne des Paradiso und zelebrierte 4 Songs mit den Maultieren. Was für ein Wahnsinn!

 

 

Man präsentierte uns mit "Heartbreaker" (Free), "The hunter" (Albert King), "Don`t say you love me" (Free) und "Wishing well" eine Encore, die ihresgleichen suchte.

 

 

Mir fehlen jegliche Ausdrucksmöglichkeiten in Bezug auf das Erlebte. Gov`t Mule Halloween erleben zu dürfen war mit Sicherheit einer der größten musikalischen Erlebnisse in meinem Leben und ich empfinde nichts als tiefste Dankbarkeit.

 

Ohne diese Band wäre eine musikalische Existenz nicht denkbar.

 

 

 

 

 

rockfrank