rock will never die
   rock will never die

   Im Gespräch mit....Layla Zoe

photo by:rockfrank

 

Kurz vor ihrer langersehnten, anstehenden Deutschland/Europa Tour 2023 hatte ich die Gelegenheit der kanadischen Blues-Rock Sängerin Layla Zoe ein paar Fragen zu ihrem neuen Album, der Tour und anderen Themen zu stellen.

 

 

rockfrank: Nach einer langen, pandemiebedingten Pause startest Du in Kürze endlich wieder eine ausgedehnte Deutschland -beziehungsweise Europa Tournee. Vermutlich hast du die Bühnenpräsenz sehr vermisst. Wie fühlt es sich an, nach dieser langen Auszeit wieder vor so einer großen Tour stehen zu dürfen, ohne jegliche Einschränkungen?

 

Layla Zoe: Ich kann Dir sagen, ehrlicherweise fühlt es sich beängstigend und surreal an, alles zugleich. Natürlich wollte ich die letzten drei Jahre wieder auf Tour gehen, aber nun, da die Zeit gekommen ist, fühlt es sich immer noch unglaublich an, und alles, was mir bleibt, ist Vertrauen in das zu haben, was auch immer da draußen passieren wird.

Ich hab mich natürlich in den letzten Jahren verändert, mein Leben hat sich verändert; somit ist auch das Touren eine ganz andere Geschichte als es vielleicht vorher war.

Ich werde meine beiden kleinen Hunde mit auf Tour nehmen, da sie es zusammen mit meinem Ehemann waren, die mir geholfen haben, die letzten 3 Jahre zu überstehen und mir Hoffnung gegeben haben, wenn alles düster war. Das wird ein ganz neues Abenteuer sein, die Hunde in den Hotels und im Tour-Bus dabei zu haben. Glücklicherweise sind sie gut erzogen und die Veranstalter waren so nett, uns bei der Suche nach hundefreundlichen Hotels für die Tour zu helfen.

Ich bin aber auch ein bisschen besorgt, was meine Stimme angeht, weil seit 2020 so viele Shows abgesagt wurden und jetzt mit den ganzen Nachholterminen doch eine ziemlich umfangreiche Tour ansteht mit 34 Shows in zwei Monaten! Und ich kann wirklich nicht abschätzen wie meine Stimme darauf ragieren wird. Aber ich bin fest entschlossen zu versuchen, all diese Konzerte ohne jegliche Absagen zu spielen und das Beste von meiner Stimme und Energie zu geben, egal was auf Tour passiert. Gott hat mich dazu bestimmt, zu singen, also habe ich vor, da raus zu gehen und alles von mir zu geben und da hineinzulegen. Und auch, wenn ich ziemlich desillusioniert vom Musikgeschäft bin, davon wie es heutzutage funktioniert, so will ich doch Musik machen und schauen, was passiert. Es ist immeer nur ein Tag nach dem anderen, aber das muss reichen. Und da ich dieses ahr viele Konzertanfragen hatte, im Herbst auch für Kanada, das Vereinte Königreich, Rumänien etc., bin ich doch ziemlich gespannt darauf, was die Zukunft so bringen mag. Und es ist das erste Mal seit 2020, dass ich dieses Gefühl in Bezug auf meine Karriere wieder habe.

 

rockfrank: Du hast Dein neues Album "The world could change" im Gepäck, welches während der Pandemiezeit entstanden ist. Produzent ist erfreulicherweise wieder Henrik Freischlader, der auch fast alle Instrumente bedient. Welchen Einfluss hatte Corona auf die Entstehung Deines Albums und wieviel davon hast Du in Deine Texte einfließen lassen?

 

Layla Zoe: Das meiste auf dem Album handelt von den letzten drei Jahren, davon, was ich erlebt und wahrgenommen habe und wie ich die Welt durch diese Zeit seit 2020 habe gehen sehen. Natürlich gibt es auch andere, „leichtere“ Songs, wie den von meiner Nichte in Kanada inspirierten (der Song „Honey Pie“), oder den über meinen Hund Jazzy (der Song „Jasmine“) und auch den Verlust eines guten Freundes, der vor einigen Jahren in Kanada an einer Überdosis starb (der Song „Brother“). Aber der Großteil des übrigen Albums beschreibt diese Situation, in der wir uns alle wiederfanden, gesagt zu bekommen, was wir dürfen und was nicht, unsere Welt in Stücke gerissen zu sehen, kleine Unternehmen, die Unterhaltungsindustrie und andere Branchen zerstört zu erleben, Zensur, die Unfähigkeit zur freien Meinungsäußerung sowie Spaltungen innerhalb und zwischen Familien, Freunden und Kollegen aufgrund von persönlichen Entscheidungen zur eigenen Gesundheit.

 

Ich meine, dass es mir gelungen ist, all diese Themen und Sichtweisen anzusprechen, ohne dabei zu predigen. Und ich bin stolz auf Songs wie „We‘re all the same“ und hoffe, dass er den Weg in die Herzen der Hörer findet, unabhängig von deren Sicht auf die Welt. Ich war sehr dankbar, mit Henrik an diesem Projekt arbeiten zu können, weil er mir immer erlaubt, meine künstlerische Freiheit in Einklang mit meinen Songtexten zu bringen und mich durch die Musik sagen lässt, was ich zu sagen habe.

 

rockfrank: Das sehr starke "Dark Heart" kommt  dagegen sehr wütend und  frustriert rüber, auch vom Text her. Gibt es da autobiographische Anteile in dem Song oder ist alles reine Fiktion?

 

Layla Zoe: Einige der Songs auf dem Album waren tatsächlich Demos bis 2015 zurückreichend, als Henrik und ich damals planten, zusammen ein weiteres Album zu machen. Aber wir haben das Projekt dann eingestampft und sind zu dem Zeitpunkt unserer eigenen Wege gegangen. Als wir aber wieder zusammengekommen waren, um das neue Album zu machen, haben wir uns einige dieser Demos nochmal angehört; und einige fühlten sich immer noch sehr wichtig an im dann gegenwärtigen Moment. Tatsächlich fühlt es sich bei einigen sogar noch perfekter an, sie jetzt zu veröffentlichen, als es im Jahr 2015 gewesen wäre.  „Dark Heart“ ist einer dieser Songs. Er ist gänzlich unverändert, sowohl musikalisch als auch textlich, so wie wir ihn 2015 geschrieben haben. Er handelt von einem Gitarristen, der große Alkoholprobleme hatte, und mit dem ich 2014 für eine kurze Zeit zusammen war, bevor ich meinen Ehemann 2015 kennengelernt habe. Ich liebe diesen Song, deshalb habe ich ihn auch als ersten Track für das Album gewählt; und ich bin sehr glücklich über das Low Budget Video, das wir dazu gedreht haben.

 

 

photo by: Kai Calvato

 

rockfrank: Du hast Dich kürzlich erneut aus den sozialen Medien zurückgezogen, weil Du gemerkt hast, dass es Dir der "Stress" nicht guttut. Täte es uns nicht allen gut, wieder einen gewissen Grad Richtung Oldshool zurückzukehren und unser Leben erwas zu entschleunigen? 

 

Layla Zoe: Ich habe in Bezug auf meine Karriere in der Vergangenheit so viele Jahre in die sozialen Medien gesteckt und hatte zehntausende Follower auf Facebook und tausende auf Instagram. Aber ich habe immer gefühlt, dass ich davon mit den Jahren Abstand nehmen wollte. Das war eines der besten Dinge, die durch 2020 für mich entstanden sind, als ich endlich in der Lage war, deutlich zu erkennen, wie einige der Unternehmensinhaber dieser Plattformen sich entschlossen haben, politische Positionen eingenommen haben und sogar so weit gegangen sind, Zensur zu üben, Gruppen und Einzelpersonen bzw. deren Accounts sowie bestimmte Meinungsäußerungen zu löschen. Da wusste ich, es war an der Zeit, davon endlich Abstand zu nehmen. Es war eine der besten Entscheidungen, die ich für mich habe treffen können.

 

Als ich dann gerade mal vor einem Monat zurückgekehrt bin, um zu versuche, die anstehende Tournee ein bisschen mehr zu promoten und wieder mit einigen alten Freunden und Kollegen in Kontakt zu treten, merkte ich nach einer kurzen Zeit, dass dies einfach nichts mehr für mich war. Es fühlt sich nicht nur wie eine enorme Zeitverschwendung an, jetzt, wo die Zeit so wertvoll ist, wenn auch ich älter werde; es fühlt sich auch so an, als würde es die Hirnchemie verändern, kann unbestritten plötzliche Gefühle von Depression und Ängsten hervorrufen. Ich bin sehr traurig darüber, dass es das ist, was wir unseren Kindern mitgeben, in so jungen Jahren schon. Es verblüfft mich immer noch, wenn ich in eine Geschäft 5jährige mit iPad oder Smartphone rumsitzen sehe, darauf wartend, dass ihre Mutter den Einkauf beendet. Es macht mich umso dankbarer dafür, dass ich nicht mit dieser Art der Technologie aufgewachsen bin. Ich weiß, es macht mich ohne das alles zu einer stärkeren, stabileren Person.

 

rockfrank: Was denkst Du; wäre es heutzutage überhaupt noch möglich für einen Künstler, fernab des Internets bekannt zu werden und Erfolg zu haben? Früher ging das ja auch mit Radio, Printmedien, Konzerten und 3-5 Fernsehprogrammen?

 

Layla Zoe: Dieses Geschäft wird immer schwierig sein, egal welche Hilfsmittel und Werkzeuge wir zur Verfügung haben; also vermag ich nicht zu sagen, ob das Internet die Dinge leichter und besser gemacht hat oder ob es letztendlich nur Platz dafür geschaffen hat, dass so ziemlich jeder ein Album veröffentlichen und online stellen kann.

Aber schlussendlich wirst Du immer einen Weg finden, Musik zu machen, mit oder ohne Soziale Medien und das Internet; wenn Musik zu machen, das ist, was Du wirklich liebst.

Erfolg zeigt sich für verschiedene Menschen auf verschiedene Weise. Meine Vision von Erfolg ist es, genug zum Essen und für ein Dach über dem Kopf zu haben, und das, was ich tue, dabei weiterhin zu lieben, die Herzen der Menschen zu erreichen und dabei ein bisschen zu reisen als Teil meines Jobs, neue Kulturen zu sehen und neue Leute zu treffen. Aber wir wissen seit 2020, dass unser Beruf als Musiker plötzlich ganz ans Ende der Liste der sogenannten „(System)relevanten“ gerutscht ist. Also müssen wir jetzt für jeden Moment dankbar sein, den wir in der Musik haben. Weil uns jeden Moment die Chance, damit den Lebensunterhalt bestreiten zu können, wieder entrissen werden könnte. Aber die Fähigkeit, mit Musik heilen und Menschen bewegen zu können, das ist etwas, das sie uns nie werden nehmen können.

 

rockfrank: Layla, ich weiß, Du bist großer Frank Zappa Fan. Was denkst Du, hätte er in jener verrückten (Pandemie)-Zeit getrieben; wie hätte er die Situation musikalisch umgesetzt, wenn man bedenkt, dass er das Establishment durchweg auf die Schippe genommen hat und alles und jeden parodiert bzw. verhöhnt hat?

 

Layla Zoe: Frank hat jahrelang gegen die Zensur gekämpft. Er wäre an vorderster Front gewesen, auch jetzt dagegen zu kämpfen, in diesen gegenwärtigen Zeiten, da bin ich sicher. Ich glaube nicht, dass Frank nur Songs oder Musik geschrieben hätte, die diese Überzeugungen reflektiert hätten. Er wäre sicher auch vor Gericht gezogen, wie er es auch in der Vergangenheit getan hatte, und hätte sich gegen die Legislative ausgesprochen.

Er wustte, wie wichtig das war....Zensur aller Art, nicht nur in der Musik, wird Tod und Gefängnis für uns alle sein. Wir müssen uns gegen jede Form von Zensur aussprechen, und wir müssen uns unser Recht auf freie Meinungsäußerung bewahren und dafür kämpfen.

 

photo by: Kai Calvato

 

rockfrank: Du lebst seit einiger Zeit in Europa, wie sehr vermisst Du Deine Heimat Kanada bzw. wie oft besuchst Du dein Geburtsland noch?

 

Layla Zoe: Ich vermisse Kanada die ganze Zeit über. Natürlich habe ich mich daran gewöhnt, jetzt in Europa zu sein, und meine Karriere ist durch die Unterstützung, die ich von Plattenfirmen, Fans und Veranstaltern in der europäischen Blues-Szene erfahren habe, aufgeblüht. Ich bin sehr dankbar. Aber natürlich denke immer ich an meine Freunde und die Familie und Fans in Kanada. Ich werde im Mai für einen Urlaub nach Kanada zurückkehren, nachdem meine Tournee im Frühling beendet sein wird, und ich kann es kaum erwarten, meine Familie wiederzusehen. Aufgrund von Reisebeschränkungen und fürchterlichen Regierungsentscheidungen in Kanada in den letzten Jahren konnte ich meine Familie seit 2020 nicht mehr sehen…. Normalerweise bin ich jedes Jahr zu Besuch gewesen. Somit ist es nun viel zu lange her, und ich kann es nicht erwarten, alle wiederzusehen und auch die wundervolle Natur meiner Heimat zu erleben.

 

rockfrank: Deine Stimme wird gerne mit Größen wie Beth Hart oder Janis Joplin verglichen. Nimmst Du solche Huldigungen als Kompliment an, oder stehst Du dem eher ehrfürchtig gegenüber? Mit Verlaub, nach mittlerweile 14 Veröffentlichungen hast Du für mich unumstritten einer der musikalisch prägnantesten Stimmen im Blues-Genre unsere Zeit und bist nicht umsonst mehrfach ausgezeichnet.

 

 Layla Zoe: Danke für diese lieben Worte, das bedeutet mir viel. Ich liebe es, zu singen, und natürlich singe ich zu allererst für mich selbst. Aber in der Lage zu sein, andere zu berühren und herauszufordern, wahrhaftig etwas mittels meiner Stimme und Kunst zu fühlen, das ist etwas, wofür ich Gott dankbar bin, mich damit gesegnet zu haben.

Ich mag keine Vergleiche, da jeder Künstler seine eigene Note, seinen eigenen Stil, seine eigene Botschaft und sein eigenes Gefühl für Musik hat. Aber wenn ich schon mit anderen Künstlern verglichen werde, dann kann ich mich sicherlich nicht darüber beschweren, mit so einer wundervollen Künstlerin wie Janis Joplin verglichen zu werden. Wahrhaftig eine der Größten. Sie hat uns so viel gegeben. Ich hoffe, eines Tages mag man das auch über mich sagen….

 

rockfrank: Layla, ich danke Dir sehr für das Interview und wünsche Dir das Beste für die anstehende Tour und generell für die Zukunft.