rock will never die
   rock will never die

Deep purple

07.06.2017

Dortmund

 

                      

                      The long goodby tour

 

LPs sind seit je her essenziell in jeder ordentlichen Plattensammlung. Was wäre ein Vinylregal ohne Allman Brother – Live at Fillmore East, The BandThe Last Waltz, Peter FramptonFrampton Comes Alive, und wer Blood on the tracks nicht sein eigen nennt, dem kann ich auch nicht mehr helfen..... Und natürlich eben Deep Purple`sMade in Japan! Erst an den Livequalitäten erkennt man den Wert einer Band. So war es natürlich auch bei Deep Purple. Ihr viel gelobtes erwähntes Meisterwerk zählt bis heute zu einen der besten Liveplatten aller Zeiten und gilt als Meilenstein. 2017 verkündete die Band ihr wahrscheinlich endgültiges Ende, welches sie mit einer ausgedehnten Tour zelebrierte. Am 07.06.2017 führte ihr Weg unter anderem nach Dortmund in die legendäre Westfalenhalle. Es war die Gelegenheit die Hard-Rock-Pioniere noch einmal live zu erleben.


Deep Purple; Die von mannigfachen Besetzungswechseln geprägte englische Band wurde vor allem durch einen Song berühmt, welcher bis heute unzertrennlich mit ihr verbunden wird – „Smoke on the water“. Die Idee zum dem Lied ist während eines Konzertes von Frank Zappa am Genfer See entstanden, in welchem ein „Fan“ eine Signalpistole betätigte, woraufhin das Hallendach Feuer fing und die Rauchschwaden über den Genfer See zogen. Die Mitglieder von Deep Purple, die sich ebenfalls in Montreux aufhielten um ein neues Album aufzunehmen, beobachteten die Rauchentwicklung über dem See und hatten die Idee zu dem Song. Soviel zur Geschichte. Einzig Drummer Ian Paice ist von der originalen Besetzung (Mark I) noch dabei und hat die Schießbude, abgesehen von einem Ausflug zu Whitesnake von 1979 – 1984, fest im Griff. Schmerzlich vermisst wird seit 2012 John Lord, der bis 2002 die Hammond Orgel bei Deep Purple bediente. Sein Schaffen auf „Made In Japan“ ist substanziell, prägte die grandiosen instrumentalen Exkursionen der Combo bei jenen Konzerten. Ähnliches ist heuer in gleicher Form sicher nicht zu erwarten, nichtsdestotrotz sind Deep Purple eine hervorragende Rockband geblieben, was sie auf ihren aktuellen Longplayer „InFinite“ jüngst bewiesen. Ian Gillan steht, abgesehen von kleineren Unterbrechungen, seit 1969 am Mikrofon der Formation und befeuert den Sound der Band mit seinen Lyrics. Weiter mit von der Partie sind Roger Gover (bass), Steve Morse (guitar) und Don Airey(hammond/keys).                                                                                        Als Support wurden Monster Truck angekündigt, eine ausgezeichnete schwedische Stoner Rock Band, die delikat ins Konzept passte!


Den würdigen Rahmen bot die geschichtsträchtige Dortmunder Westfalenhalle. Mein Eintreffen löste Erinnerungen an vergangen Konzertbesuche aus, die allerdings weit in der Vergangenheit liegen. Bruce Springsteen zählt beispielsweise zu einem meiner ersten Liveerlebnissen in  jenem Gebäude.

 

 

Rund 15.000 Besucher finden hier Platz, wovon sich einige bereits eingefunden hatten. Überrascht war dann eine bereits halb gefüllte Halle als bereits um 19.30 Uhr das Licht ausging und die Vorband die Bühne betrat. Die seitlich der Bühne hängenden Leinwände verrieten dann, dass es sich zunächst nicht um Monster Truck handelte sondern die ebenfalls aus Schweden stammenden Sienna Root. Na das war mal eine Verblüffung. Als die langhaarige Band die Halle betrat hatte ich ein Déjà-vu; Hey, "die Jungs habe ich doch schon mal gesehen".......Es muss 1971 gewesen sein, auf dem Weg vom Kreißsaal nach Hause, als mich Mummy über die Straße trug. Da lungerten doch genau diese Kerle vor einem hiesigen Club rum. So unzweifelhaft echt kamen mir Sienna Root an jenem Abend vor, entsprungen aus den 70`er Jahren. Die Schweden sind eine ausgezeichnete Rock `n` roll Kapelle, die einen unheimlich authentischen 70`er Jahre Sound an den Tag bringen. Ihr Spiel beinhaltet aber keine sturen retrolastigen Züge, vielmehr verbinden sie psychedelische, heavy –und Hardrock Elemente mit klassischen Rockeinschüben und progressiven Anleihen. Außerdem zeichnet sie ihr oft bemühter Orgelsound aus. Das nordische Quartett begeisterte von den ersten Tönen an, hatte das Publikum gleich auf ihrer Seite und heizte die Menge an. Ein fetter, stark Deep Purple affinierter  Orgel-Sound, einfühlsamer Gesang und eine bluesorientierte E-Gitarre machten den Auftritt der Band perfekt. Vor allem der charismatische Bandleader Erik Petersson war es, der das Gleichgewicht hielt und sich mit seinem Gesang Perfekt in das Bandgefüge einbettete. Ich habe selten erlebt dass Fans bei einer Vorgruppe „Zugabe“ riefen, zumal es ja eigentlich die Vor –Vorgruppe war. Aber so war es an jenem Abend in Dortmund. Die Combo spielte sich geradezu in die Herzen des Publikums.

 

 

Nach einer kurzen Umbauphase wurde mit viel Tam-Tam dann Monster Truck

angekündigt. Hier ließ man zunächst „For those about to rock“ von AC/DC durch die Boxen hallen. Die Protagonisten waren dann deutlich lauter als ihre Landsmänner, was nicht zuletzt den Einflüssen  von Doom Metal, Hard Rock, Acid Rock und Psychedelic Rock Elementen geschuldet ist. Es war ein energiegeladener Auftritt mit einem Frontman (Oskar Cedermalm), der einen harten E-Bass spielte und seinem Gitarristen Niklas Källgren somit in nichts nachstand. Dieser „tänzelte“ mit seinem Arbeitsgerät in Angus Young Manier über das Spielfeld und befeuerte den Sound der Mannschaft. Der rund 40-minütige Auftritt stachelte die nunmehr gut belebte Westfalenhalle richtig an, und man war bereit für den Hauptakt.

 

 

Dann war das Bühnenbild für die englische Rockband gerichtet. Auf einer übergroßen Leinwand schauen die 5 Gesichter der Musiker herab, monumental in Fels gemeißelt, ganz der Ausdrucksform des Mount Rushmore National Memorials nachempfunden. Die dazu gehörigen Musiker betraten um kurz nach 21 Uhr die Bühne. „Time for bedlam“ eröffnete die Konzertreise von Deep Purple.

 

 

Der Song beginnt mit einem langen Sprechgesang von Ian Gillan, der am Bühnenrand stand während sich die restlichen Bandmitglieder positionierten. Als der Song dann startete wurde es extrem laut im Rund der Halle. Die Bass-Drum von Ian Paice machte jeglichen Soundqualität zu Nichte, Gitarre und Bass bis zum Anschlag ausgesteuert, für mich eine Spur zu betäubend. Aber gut, man schmückt sich nicht umsonst mit der Bezeichnung „lauteste Rockband“. Sänger Ian Gillan war in meinen Augen hingegen der komplette Kontrast dazu. Schwach bei Stimme und sichtbar schlechte Kondition bestimmten sein Auftreten. Bereits bei „Strange kind of woman“, dem zweiten Stück, verschwand er für eine Minute hinter der Bühne um sich offensichtlich zu erholen oder durchzuschnaufen. Dieses Szenario wiederholte sich mehrfach während des Konzerts. Die übersteuerte Lautstärke trug nicht gerade zur Verbesserung seiner Gesangsqualität bei und ließ ihn stimmlich in den Hintergrund rücken. Anderseits natürlich verständlich dass man mit 71 Jahren die hohen Gesangspassgen nicht mehr schaffen kann. Dass Set hielt sich an Klassikern gemischt mit aktuellen Stücken ihres Albums „Infinite“. So bekamen wir „Lazy“ zu Gehör, „Space truckin´“ oder „Birds of prey“.

 

 

Hervorzuheben ist der treibende, schweinegeile Orgelsound von Don Airey, der 2002 die Position von John Lord übernahm. Immer wieder bereicherte er die Stücke mit seinen Tasten Kaskaden, welche den Purple Sound so prägten. Auch Bassist Roger Glover war gut in Form, spielte aber leider einen viel zu übersteuerten Bass. Gitarren-Hero Steve Morse lieferte teils melancholische, teils harte Riffs und bewies allen dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Insgesamt bemühte sich die aktuelle Besetzung um Haltung, was sie auch weitestgehend schaffte. Der in meinen Augen etwas schwächelnde Ian Gillan wurde durch das ansonsten starke Bandgefüge problemlos aufgefangen.
 

 

Die Show endete offiziell nach gut 80 Minuten mit „Smoke on the water“, dem Klassiker schlechthin. Hier schrien 6000 Kehlen lauthals die Hymne ihrer Jugend. Begleitet wurde der Song durch Bilder vom damaligen Geschehen auf der großen Videoleinwand.
 

 

Insgesamt bot man den Fans eine ansprechende, professionelle Show und ein würdiges Abschiedskonzert an jenem Abend in Dortmund. Im Zugabenteil holte Deep Purple nochmal alles aus sich heraus und wurde von ihren Fans frenetisch gefeiert!

 

 

 

 

 

 

 

rockfrank