rock will never die
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Im Gespräch mit...Teddy Ibing (Truck Stop)

photo by: Christian Barz

Ich traf Truck Stop Gründungsmitglied Teddy Ibing im Rahmen der 50-Jahre Truck Stop Jubiläums Tour vor ihrem Konzert in Monheim (Rhein) und sprach mit ihm über die Anfänge seiner Karriere,

dem aktuellem Album und anderen Dingen.

rockfrank: Hallo Teddy, ich will mal ganz untypisch für ein Interview einsteigen. In Lüneburg (Teddy wohnt in der Lüneburger Heide) ist Trödelmarkt am Wochenende. Nach welchen Schallplatten oder CDs hältst Du Ausschau? Was hört Teddy Ibing privat?

 

Teddy Ibing: Ich würde nach Count Basie, Dave Brubeck und so was gucken. Denn ich bin eigentlich Jazzer. Als ich 1973 zu Truck Stop kam, wusste gar nicht wer Johnny Cash war (lacht). Die Count Basie Big Band war mein allererstes Live-Konzert in Hamburg in der Musikhalle. Eine Big Band aus Amerika zu sehen war damals natürlich der Hammer. Und für Willie Nelson schlägt mein Herz, der ist ja auch Jazzer.

 

rockfrank: Ihr habt 1982 mal einen Song geschrieben „Als Geiger in der Country-Band“, worin es darum geht, dass es das Streichinstrument am schwierigsten hat, sich in einer Band durchzusetzen. Im Text heißt es unter anderem, „Teddy unser Drummer hat den allergrößten Hammer und die Schießbude in der Hand“. Auf deine Position bezogen, wann hast Du den Entschluss gefasst Schlagzeuger zu werden (beruflich) und wie schwer hat es denn der Drummer, sich durchzusetzen?

 

Teddy Ibing: Das war, nachdem wir damals mit den deutschen Sachen angefangen haben, als dass durch die Decke ging mit „Ich möcht´ so gern Dave Dudley hören“, „Die Frau mit dem Gurt“ und solche Sachen. Wir hatten aber schon 4 Platten in Englisch gemacht vorher. Die wurden zwar immer besser aber die Verkäufe wurden schlechter. Daraufhin haben wir überlegt, wir versuchen es mal in Deutsch. Das war gerade die Zeit, als Udo Lindenberg und die Krautrocker alle durchstarteten. Und das hat halt funktioniert. Daraufhin habe ich mein Zahnmedizinstudium sausen lassen und damit der Menschheit wohl einen großen Dienst erwiesen (lacht). Wahrscheinlich würde ich heute Django heißen, weil keiner zieht schneller …..(lacht herzlich).   

 

   

rockfrank: Und wie schwer hat es nun der Drummer sich in einer Band durchzusetzen?

 

Teddy Ibing: Wir waren damals alle gleichberechtigt. Wir hatten demokratische Abstimmungen, was manchmal auch ganz schön lange dauern konnte. Und Patt ist Matt. Das wurde auch eingehalten.       

 

 rockfrank: Welche anderen Drummer waren und/oder sind Deine Vorbilder?

 

Teddy Ibing: Früher war das Joe Morello, der Drummer von Dave Burbeck. Ich denke da an das "Take 5 Drum solo", Du kennst das Stück? Dann natürlich Gene Kupra. Wen ich auch ganz gut fand, war Cesar Zuiderwijk, der Drummer von Golden Earing aus Holland.

Pete York finde ich noch klasse. Also da gib es eine ganze Reihe.

 

rockfrank: Charlie Watts, der Drummer der Rolling Stones, kam aus dem Jazz und hatte eine bestimmte Spieltechnik, spielte aus dem Handgelenk heraus, die Bewegung kam also nur aus den Fingern. Hast Du auch eine besondere Spieltechnik?

 

Teddy Ibing: Also normal spiele ich auf der Bühne so, aber beim Jazzen spiele ich so (wie Charlie Watts, (Teddy zeigte es ohne sprachliche Ausführung demonstrativ durch entsprechende Bewegungen).

 

rockfrank: Worin besteht für Dich generell der Reiz an jenem Instrument?

 

Teddy Ibing: Ich fand es immer schon klasse. Darum habe ich damals als Kind in der Stadtpfeife angefangen (ein Spielmannszug). Mit kleiner Trommel vorweg. Daraufhin wünschte ich mir ein Schlagzeug, bekam aber eine Gitarre. Meine Eltern meinten das sei leiser. Aber dann taten mir die Finger weh von den Saiten und hab mir dann doch irgendwann eine Trommel gekauft. Und so kam ich nach Hamburg. Da wurde erst mal gejazzt. Dann kam Lucius und suchte einen Trommler für seine Band, die er aufmachen wollte. Ich bin dort aber wieder ausgestiegen weil es mir zu langweilig war, 3 Minuten „nichts machen“, nur immer das Gleiche...... Dann haben sie gesucht und gesucht und keinen gefunden. Da sagte Luciusdann bleib doch so lange bis wir einen Festen haben“. Dabei ist es dann geblieben und es wurde nie wieder darüber geredet (lacht).

 

 

rockfrank: Um nochmal bei Charlie Watts zu bleiben, er genoss auch mit 80 Jahren noch die größte Anerkennung für sein musikalisches Schaffen. Denkst Du mittlerweile an die Rente oder bist Du der Typ „Bis zum bitteren Ende, ich kippe auf der Bühne von meinem Hocker“, wenn es so weit ist?

 

Teddy Ibing: Genau, so sehe ich das. Ich kann ja nicht in Rente gehen.

 

photo by: Christian Barz

 

rockfrank: Du sagtest neulich mal in einem anderen Interview, „Ich bin der Methusalem der Kapelle“. Ich habe mal recherchiert, Methusalem wurde lt. hebräischer Bibel 969 Jahre alt (Teddy lacht, „das schaffe ich nicht ganz“.) Lass uns mal rechnen; 50 Jahre Truck Stop, „300 Jahre, wenn man uns addiert“ heißt ein anderer Titel von euch, Du selber bist 75 Jahre, wir sind bei 425 Jahren. Ich denke da bleibt dann noch viel Zeit für einige wunderbare Tonträger. Aber Scherz beiseite, mit wie viel Freude oder auch Wehmut blickst Du auf diese lange Zeit mit der Band zurück?

 

Teddy Ibing: Es ist so eine Mischung aus Stolz, dass man das „überlebt“ hat, und das wir immer einen Plattenvertrag hatten. Und nie aufgehört haben. Es gab mal eine Untersuchung vom Billboard Magazin: Bands die es ganz lange gibt, die keine Pause gemacht haben und immer einen Plattenvertrag hatten. Die ersten waren die Rolling Stones, die zweiten Status Quo und die dritten waren wir.

 

rockfrank: Ihr musstet auch einige Verluste verschmerzen; Erst „Lucius“ Reichling, 2012, zwei Jahre später Cisco Berndt und 2019 Erich Doll, der auch Namensgeber der Band war. Ist man in solchen Momenten wie erstarrt, zweifelt man am Weitermachen mit der Band oder denkt man sich „Hey, jetzt erst recht, Lucius, Cisco und Erich hätten es so gewollt“?

 

Teddy Ibing: Erich ist ja aus gesundheitlichen Gründen schon 2003 ausgestiegen. Als Lucius gestorben war kamen dann die Fragen auf, `machen wir weiter oder machen wir nicht weiter´. Ich muss aber sagen durch „Cisi“ haben wir einen tollen Ersatz bekommen. „Cisi“ war uns ja nicht fremd. Er hat immer schon mal ausgeholfen und war eine Art „Geheimwaffe“.

 

rockfrank: Also es gab nicht den Moment wo die Frage auf kam, machen wir überhaupt weiter?

 

Teddy Ibing: Nein, eigentlich nicht. Wir dachten dass wir wahrscheinlich erst mal wieder kleinere Brötchen backen mussten, aber diese Kurve haben wir bekommen.

 

rockfrank: Deine beiden Söhne Daniel und Lucas sind auch musikbegabt unterwegs, hatten auch schon mal einen Gastauftritt mit Truck Stop. In welche Richtung entwickeln sich ihre musikalischen Werdegänge? Ich glaube Daniel ist hauptberuflich in der IT-Branche tätig, ist aber auch Mitglied in einer Coverband?

 

Teddy Ibing: Nur einer. Daniel spielt in diversen Bands in Hamburg. Er spielt heute Abend auf der Reeperbahn. Er macht Blues-Rock und ist richtig gut geworden. Er wird jetzt nicht Berufsmusiker, aber er kann mich nahtlos ersetzen. Das hatten wir erst gehabt bei der letzten Tour. Da bin ich 3 Tage ausgefallen. Erstens sieht er besser aus (lacht) und er kann Sachen, die kann ich nicht, aber ich kann Sachen, die kann er nicht (lacht herzlich). Lucas ist bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg. Er macht aber privat keine Musik.

 

rockfrank: Wenn ich so an die 80`er Jahre zurück denke, welches Publikum wolltet ihr seinerzeit erreichen? Waren es eher die Schlagerfans, die euch regelmäßig in Dieter-Thomas Hecks „Hitparade“ gesehen haben, oder hattet ihr schon ernste Ambitionen die Country-Musik in deutschen Landen zu etablieren?

 

Teddy Ibing: Mit Dieter-Thomas Heck ging es natürlich auch in die Schlagerrichtung. Ich mein Country-Musik ist halt eine Sparten-Musik. Es gibt natürlich die Hardliner, die siehst Du heute Abend hier alle mit ´nem Cowboyhut herumsitzen, die sehen alle besser aus wie wir (lacht).

 

rockfrank: Aber ihr wolltest schon die Country-Musik etablieren?

 

Teddy Ibing: Ja. Aber so fing das halt an. Das war vor allem Cisco, der war die „Country Polizei“.

 

rockfrank: Er lief doch auch privat im Cowboy-Look rum?

 

Teddy Ibing: Cisco, ja. Der ist ist auch mit dem Pferd zum Edeka geritten und hat da eingekauft.

 

rockfrank: Nicht Dein ernst?

 

Teddy Ibing: Doch. In Maschen ging das. (jetzt lacht der Moderator herzlich...).

 

rockfrank: Euer aktuelles Album „50 Jahre Truck Stop“ enthält unter anderem 12 neue Kompositionen. Wie hat sich euer Songwriting im Gegensatz zu früher verändert? Ihr seid auch internationaler geworden und singt einen Song zusammen mit den Bellamy Brothers.

 

Teddy Ibing: Die Texte schreiben jetzt jüngere Leute. Und Peter Keller hat die letzte Platte produziert. Er ist der Gitarrist von Peter Maffay. Dessen Ex-Frau schreibt tolle Texte. Und von unserem neuen Gitarristin die Freundin schreibt auch tolle Texte. Und „Cisi“ ist so ein Springbrunnen voller Ideen, der ist toll.

 

rockfrank: Ihr habt auch Lucius und Cisco darauf nochmal ein Denkmal gesetzt, in dem ihr Duett Aufnahmen mit eurem aktuellen Sänger, Andreas Cisek, hinzugefügt habt. Technik sei Dank. Wer hatte die Idee hierzu?

 

Teddy Ibing: Das war Andreas. Dann haben wir noch 2 große Bilder von Lucius und Cisco links und rechts neben der Bühne.

 

rockfrank: Ab und an trittst Du auch als Sänger in Erscheinung. Oft mit leicht humoristischen Texten. Hast Du jemals darüber nachgedacht ein Leader zu sein, also Frontmann und Sänger einer Band?

 

Teddy Ibing: Ach ne, überhaupt nicht, ich bin kein Sänger. Das ist einfach Spaß. Mehr so die „Blödelabteilung“.

 

photo by: Crockfrrank

 

 

 

Zum Schluss eine kurze Fragerunde:

 

Kaffee oder Tee zum Frühstück?  Kaffee

 

Texas oder Hamburg?  Hamburg

 

Mozart oder Metallica?  Mozart

 

Zug oder Flugzeug?  Flugzeug

 

Puzzeln oder Fernseher?  Fernsehen

 

Herbst oder Frühling?  Frühling

 

Stadtleben oder Landleben?  Land

 

Meer oder Berge?  Meer

 

Frühaufsteher oder Nachtmensch?  Nachtmensch

 

Ruhestand oder mit Truck Stop auf die nächsten 50?  Auf die nächsten 50 Jahre

 

 

 

rockfrank: Ich danke Dir für das ausführliche Interview und sage mal:

"Auf die nächsten 50 Jahre".