rock will never die
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Im Gespräch mit...Yasi Hofer

photo byRalf Schuck

Ich traf Yasi Hofer vor ihrem Konzert in Dortmund und sprach mit ihr über ihr aktuelles Album,

ihre Zusammenarbeit mit der Helene Fischer Band und anderen Projekten.

 

rockfrank: Yasi, wir beginnen mal ganz trivial: Wenn ich jetzt meinen Kopfhörer an Dein I-Phone anschließen würde, welche Musik würde ich zu hören bekommen? Was hört Yasi Hofer gerne privat?

 

Yasi Hofer: Ganz unterschiedliche Sachen. Momentan viel Patrick Watson, der sagt Dir wahrscheinlich gar nichts. Der kommt aus Kanada und ist vom Stil ein bisschen Richtung Ben Howard. So Sachen höre ich tatsächlich privat gerne, aber ich höre auch Jazz, ich liebe Bill Evens.“Live At The Village Vanguard“ ist z.B. etwas, was ich oft höre. Oder, Michael Landau. Aber es ändert sich auch, ich höre wirklich total unterschiedliche Sachen.

 

rockfrank: Als großer Zappa-Fan muss ich natürlich auf Deine Verbindung zu Steve Vai eingehen, weil er a) Teil Deiner musikalischen Entwicklung war und b) Dir wahrscheinlich auch zu einem Karriereschub verhalf, als er Dich im Alter von 14 Jahren bei einem Konzert in Ulm auf die Bühne bat, um mit ihm zu spielen. Eine großartige Anerkennung; Du orientierst Dich seither an seinem Stil, ohne ihn jedoch zu kopieren. Was fasziniert Dich an Steve‘s Art, Gitarre zu spielen?

 

Yasi Hofer: Ich würde nicht mal zwingend sagen, ob es das Gitarre spielen ist bei ihm, was mich so sehr begeistert, sondern sein Songwriting. Er komponiert sehr unerwartet. Man weiß nie was kommt, seine Musik ist immer voller Überraschungen. Sie ist immer mit ein bisschen Komik verbunden. Das ist auch bei Frank Zappa total cool und interessant gewesen. Das hat Steve Vai halt weitergemacht. Er war für mich der erste Gitarrist, den ich entdeckt habe, als ich Instrumentalmusik gehört habe, wo ich dachte, ‚ach das kann man also mit einer Gitarre auch machen´. Die ersten Songs, die ich von Vai gehört habe „Whispering a prayer“ und „For the love of god“; das waren Songs, wo ich dachte, ‚komm ich probiere es jetzt einfach mal´. Ich saß monatelang als 12- oder 13-jährige da, um so einen Song auch nur annähernd versuchen zu spielen. Das hat super viel Spaß gemacht. Deswegen ist es (der Vai Einfluss) natürlich bei mir hörbar, ob ich will oder nicht, weil einfach zu viel Inspirationen aus den ersten Jahren daher kamen.

 

rockfrank: Generell bist Du aber auch ein Frank Zappa-Fan, denke ich? Du hast letztes Jahr z.B. auf der alljährlichen Zappanale in Bad Doberan gespielt.

 

Yasi Hofer: Ja, ich habe, glaube ich, 20 CDs von ihm. Ich mag vor allem die „You can’t so that on stage anymore“ und Live at Roxy“ und so Sachen.

 

rockfrank: Von Zappa zu Fischer nun einen Bogen zu schlagen, ist für den geneigten Rockfan sicher keine einfache Aufgabe, und ich denke, Du hast Dich  wahrscheinlich in jüngster Vergangenheit oft genug zu Deiner Zusammenarbeit mit der Schlager-Queen geäußert, deshalb an dieser Stelle einfach meine Gratulation zu jener erfolgreichen Kollaboration, die sicher nichts mit Deinem Verlangen nach Schlager-Musik zu tun hatte, sondern einfach nur einer unheimliche Wertschätzung Deiner Arbeit gegenüber geschuldet ist. In zwei Sätzen: Was nimmst Du rückblickend aus der Zusammenarbeit mit der Helene Fischer Band für Deine persönliche Karriere mit, und wie wichtig ist es für Dich, wieder in Clubs wie diesem hier zu spielen?

 

Yasi Hofer: Also für mich sind es wirklich zwei unterschiedliche Welten. Und egal wie groß die Bühne ist, mit Helene letztes Jahr vor 130.000 Menschen in München, es gibt mir nicht das, was mir so ein Club-Gig gibt. Egal ob da denn 50 Leute sind oder so, weil es halt meine eigene Musik ist, und die Leute kommen, um meine Musik zu hören. Das ist mit nichts anderem ersetzbar. Das andere ist aber natürlich auch toll. Ich wachse als Musikerin durch die Bühnenerfahrungen, die ich bekomme. Die Band, die wir haben (Helene Fischer Band) mit Pascal Krawitz, Michael Kragenau und Mortiz Müller am Schlagzeug ist halt unfassbar gut. Das sind halt Musiker, die sind oberste Bundesliga, was hier in Deutschland vorhanden sind. Und mit solchen Menschen zu lernen, also zu spielen, zu proben und zu singen, zu sehen was machen die musikalisch, davon kann ich so viel lernen. Dann muss ich auch sagen, dass ich menschlich von dem, was Helene als Leaderin von sich gibt, super viel für mich selber gelernt habe und was ich dann auch für meine Band nutzen kann.  Für mich ist es auch gar nicht mehr Schlager. Dass aktuelle Album (Rausch v.ö. 15.10.2021) ist schon Pop-Musik. Es hat Spaß gemacht, und wir haben auch einen Weg gefunden, wo ich mal ich selber sein darf in den Momenten, wo ich dann mein Solo habe.

 

photo byRalf Schuck

 

rockfrank: Du bist nicht nur eine erfolgreiche Gitarristin, sondern auch Komponistin und Produzentin und hast Dich auf Deinem aktuellen Album, „Between The Lines“ wieder als Sängerin gezeigt, was mir sehr gut gefällt. Mir scheint, dass Du in jener Hinsicht mehr Selbstvertrauen gewonnen hast. Wie kam es zu den vermehrten Parts am Mikrofon?

 

Yasi Hofer: Selbstvertrauen auch. Ich habe aber auch mittlerweile gelernt, wo meine Range liegt. Ich kann so schreiben, dass es zu meiner Stimme passt. Ich fühle mich dann wohl, und es macht Spaß zu singen. Am Anfang waren irgendwelche Songs da und ich habe versucht zu singen. Und jetzt passe ich die Parts einfach an. Ich habe von Album zu Album gelernt umzugehen, mit dem was da ist (stimmlich / Altstimme), und damit fühlt man sich dann auch einfach wohler.

 

rockfrank: In Teilen hat das Album einen leicht schwermütigen Grundton, ist musikalisch sehr melodisch und teilweise auch Prog Rock-mäßig angehaucht, „Devil on the rise“ z.B. Basieren diese Stimmungen auf persönlich Erlebtem oder war es einfach nur Dein Vibe beim Schreiben?

 

Yasi Hofer: Es war diesmal schon viel Persönliches dabei. Mehr als sonst. Es waren zum ersten Mal Phasen dabei, wo nicht alles schön und bunt war. Als Künstler schreibt mal halt, wie man sich gerade fühlt und was Lebensphase ist. Deswegen ist es ein Stück weit melancholisch. Es war Pandemie, ich habe meine Hündin verloren, ich hatte so meine Themen. Das ist alles so damit untergebracht.

 

rockfrank: Ist es Dir jemals in den Sinn gekommen, deutsche Texte zu machen?

 

Yasi Hofer: Ja, ich habe einen Song, den habe ich aber nie veröffentlicht. Es war auch gar nicht so, dass ich gesagt habe, ich probiere es jetzt mal auf deutsch. Es war einfach da. Ich sitze oft daheim, spiele eine Akkordfolge, eine Harmoniefolge, und dann singe ich irgendwas dazu. Und einmal war es halt deutsch. Es ging dort um das Tierrechtsthema. Vielleicht werde ich ihn irgendwann mal veröffentlichen. Insgesamt denke ich, dass es halt schwieriger ist, in der deutschen Sprache „schön“ zu schreiben, also so, dass es schön klingt. Und ich habe halt auch ein internationales Publikum. Der Großteil ist zwar momentan deutsch basiert, aber ich will ja auch international werden. Daher ist es natürlich auch sinnvoll (englisch zu singen).

 

rockfrank:Between The Lines“ wurde bereits von den Magazinen „Gitarre § Bass“ und „Guitar“ im März dieses Jahres als Platte des Monats ausgezeichnet, ein sehr reifes und persönliches Album, wie ich finde. Und was mich sehr beeindruckt hat, Eclipsed hat Dich bereits zu den 20 Weltbesten Gitarristinnen aufgelistet! Was macht eine solche Wertschätzung mit Dir, löst es in Dir aus?

 

Yasi Hofer: Also, das mit den 20 besten Gitarristinnen macht jetzt gar nicht so viel aus. Ich denke, das ist alles Geschmackssache. Zu sagen, der ist der Beste oder die ist die Beste oder die ist besser als der. Die Frage ist, unter was für Aspekten misst man das: Geht es um Technik, geht es um Feeling. Deswegen gibt es für mich nicht so viel, wenn jemand sagt, Du bist einer der allerbesten‘. Es ist halt Geschmackssache. Aber für mein Album (die beiden Auszeichnungen) ist es natürlich schön. Es ist mein Baby, ich schütte da meine komplette Seele aus. Ich stecke viel Liebe und Herzblut in die Produktion. Auch in das Artwork. Wir haben uns insgesamt so viel Mühe gegeben. Und wenn das denn Anerkennung findet, ist das natürlich großartig. Ich veröffentliche ein Album, und ich habe keine Ahnung, was dann passiert. Ich stehe natürlich hinter meinen Sachen, aber ob das dann die anderen Leute gut finden, das weiß man halt nie. Aber wenn dann so was dabei herauskommt (die Auszeichnungen), ist es einfach schön.

 

photo byRalf Schuck

 

rockfrank: Deine Alben sind alle auf CD erhältlich. Wie „schwer“ ist es heutzutage, aus wirtschaftlicher Sicht, noch einen physischen Tonträger zu veröffentlichen, angesichts der großen Streamingdienste und fehlender Wertschätzung junger Leute dem haptischem Medium gegenüber?

 

Yasi Hofer: Es wird nicht leichter. Wir reden auch die ganze Zeit darüber, dass wir vielleicht andere Dinge am Merch anbieten müssen. Ich will z.B. unbedingt Vinyl machen. Das ist in kleinen Stückzahlen recht teuer. Ich habe zum Glück aber viele Fans, die die CDs noch kaufen. USB-Sticks wären auch etwas für die Zukunft.

 

rockfrank: Nebenbei engagierst Du Dich auch für den Tierschutz, unterstützt verschieden Organisationen, Vereine oder Projekte. Wie zufrieden bist Du hier mit Deiner Unterstützung bzw. was möchtest Du erreichen? Zeitlich, neben Deiner hauptberuflichen Aktivität als Musikerin, auch sicher etwas schwierig.

 

Yasi Hofer: In den letzten zwei Jahren bin ich da unzufrieden mit mir, weil ich fast gar nichts gemacht habe, da es sehr zeitaufwändig ist. Ich habe die Jahre davor hauptsächlich mit SOKO-Tierschutz zusammengearbeitet. Aber die letzten beiden Jahre war es einfach nicht möglich. Es kostet sehr viel Energie und Kraft. Ich versuche aber, an anderen Stellen auf das Thema hinzuweisen. Ich lebe auch das Thema ‚Vegan‘ vor. Nächstes Jahr will ich da auf jeden Fall wieder mehr machen.

 

rockfrank: Deine Eltern sind wahrscheinlich noch mit Vinyl aufgewachsen. Wenn Du Dich zurückerinnerst, welche Scheiben waren in ihrem Plattenregal zu finden und welche davon haben Dich vielleicht inspiriert?

 

Yasi Hofer: Mein Dad hat unendlich viele Sachen, und er ist großer Fan von den Equals. Die Beatles liefen auch viel. Es hat mich auf jeden Fall zur Musikliebhaberin gemacht. Musikalisch inspiriert weiß ich nicht, denn die Equals mit „Baby come back“ ist jetzt nicht gerade ein musikalisches Meisterwerk. Aber es lief auf jeden Fall immer Musik, und immer, wenn ich meinen Dad frage ‚Hast Du die Platte da oder die CD`, dann hat er alles da.

 

 

Zum Schluss eine kurze Fragerunde:

 

Elvis oder Rammstein? - Elvis

 

Klassik oder Jazz? - Jazz

 

Berge oder Meer? - Berge

 

Partynacht oder Netflix-Abend? - (überlegt…) - Momentan Netflix-Abend.

 

Frühaufsteher oder Nachtmensch? - Momentan Frühaufsteher. Normalerweise andersrum, aber irgendwie gerade Frühaufsteherin.

 

Zappa oder Fischer? - Momentan dann sogar Fischer, um es ein bisschen zu provozieren (lacht).

 

Restaurant oder selber kochen? - Selber kochen, aber im Sinne von bekocht werden (lacht).

 

Bist du eher bereit, auf Alkohol oder auf Kaffee für den Rest deines Lebens zu verzichten? - Dann Alkohol, ohne Kaffee geht nicht.

 

Wenn Du nicht zur Gitarre gefunden hättest, welches andere Instrument hätte zu Dir gefunden? - Cello. Ich habe mal Geige gespielt, das war aber eine Katastrophe. Die Gitarre ist natürlich mega, aber Cello ist immer noch so ein Herzensding. Ich habe mir auch eines gekauft. In der Pandemie hatte ich auch Zeit zum üben, aber jetzt gar nicht mehr. Aber das wäre halt noch so ein Ding.

 

photo byRalf Schuck

 

 

rockfrank: Ich bedanke mich für das interessante Interview und wünsche Dir für Deine musikalische Zukunft alles Gute.

photo by: rockfrank