rock will never die
   rock will never die

                  Auf den Spuren von....                                        Janis Joplin

 

Frühjahr 1969. Die U.S. amerikanische Musikerin Janis Joplin, mittlerweile eine nationale Größe in den Staaten, bricht zu ihrer ersten Europa Tour auf und besuchte in diesem Rahmen auch Deutschland, wo sie in Frankfurt am 12. April ihr einziges Deutschlandkonzert in der dortigen Jahrhunderthalle gab. Ihre Band hieß zu dieser Zeit The Kosmic Blues Band und ihre Musik war mit dieser Combo souliger angehaucht, aber weiter wild. Janis liebte die Bühne, es war der einzige Ort wo sie sich wohl fühlte, wo sie all ihren Kummer ausleben konnte und sich im Publikum verlor. Ein Konzert war der Moment, wofür sie lebte. In einem Buch von

Gottfried Blumenstein - „Janis Joplin“, ist zu lesen: Janis Joplins Ideal war der totale Bühnenrausch. Sie wollte in jedem Konzert mit dem Publikum ein Fest der Liebe, Ekstase und Sexualität feiern. Über ihre unvergleichliche raue Stimme brauchen wir wohl keine weiteren Worte zu verlieren. Stimmbänder jener Art findet man heute nur noch selten, ansatzweise können hier Dana Fuchs oder Beth Hart mithalten.

 

Die Mitte der 1950`er Jahre erbaute, und 1963 eröffnete Frankfurter Jahrhunderthalle strahlt bis heute einen eigenartigen Charme aus, weit ab von allen Arenen, Stadien oder sonstigen Multifunktionsstätten.

 

 

Neben Janis traten damals, über die Jahre verteilt, die Creme della Crema des Rock n roll hier auf; Ray Charles, Jimi Hendrix, The Doors, Grateful Dead, Johnny Cash und viele andere mehr. Man fühlte sich gleich in der Zeit zurückversetzt. Seitlich der Halle gibt es einen Treppenaufgang zum oberen Konzertsaal, welcher in verschiedene Räumlichkeiten aufgeteilt ist. Am Eingang der oberen Halle, in der Janis damals wohl spielte, hinter den gläsernen Türen altmodische Vorhänge welche die Sicht ins Innere verwehrten, fühlt man sich Janis auf merkwürdige Weise verbunden, vielleicht auch nur dem Zeitgeist von damals. 1969; Menschen strömen durch die Türen ins Innere, in der Erwartung Janis Joplin & the Kosmic Blues zu erleben. 2012 war hier ein Ort der Stille, Zeit zum gedanklichen Abschweifen.

 

Auzug aus Ihre setliste vom 12.04.1969;

Raise Your Hand
Try(Jast A Little Bit Harder)
Me
Maybe
Summertime
Ball&Chain
Take Another Piece Of My Heart

 

Das gesamte Konzert von damals könnt ihr euch hier angucken:

Am 10.06.2012 spielte Janis erste Band, die Big Brother Holding Company, im von Frankfurt rund 88 KM entfernten Mannheim. Drei Gründungsmitglieder der Band, die einst mit Janis Joplin musizierten, waren zu jener Zeit noch aktiv; Sam Andrews, Peter Albin und David Getz. Sie traten ab und an noch mit wechselnden Frontfrauen auf und pilgerten durch die Lande.

 

Der 7er Club, wo die Band an jenem Abend auftrat, liegt am Rande des Hafengebiets, das Viertel strahlte eine entsprechende authentische Stimmung aus. Der in die Jahre gekommene Club passte wie Faust aufs Auge hierher. Äußerlich etwas verwildert, aber keineswegs unattraktiv, haben im dunklen Inneren wohl schon einige Akteure in die Saiten gegriffen.

 

 

Die Zuschauerkulisse an jenem Abend dagegen war ein Trauerspiel. Rund 15 zahlende Zuschauer waren anwesend. Leider fiel an jenem Abend zudem der Drummer der Band, David Getz, krankheitsbedingt aus und ein Ersatzmann saß hinter der Schießbude. Doch nochmal zum Auditorium: Der Kern dieser kleinen geselligen Runde bestand aus zwei Franzosen, die irgendwo im schönen Frankreich bereits früh morgens um 05 Uhr mit dem Auto gestartet sind um dieses Konzert heute mit zu erleben, David aus Berlin, der eigentlich aus Kalifornien kommt aber in der Hauptstadt lebt und extra für Big Brother angereist ist, Martin aus Görlitz, der unumstritten mit rund 700 KM die weiteste Anreise hinter sich hatte, und einigen anderen verstreuten Leuten aus dem Lande. So viel zur Popularität der Band. David sah Janis bereits als 14-jähriger in einer Universität in Kalifornien live, da sein Vater dort arbeitete und ihn zu den dortigen Konzerten mitnahm.

 

Schon vor Konzertbeginn traf ich Peter Albin und Sam Andrews im Biergarten des Clubs. Peter war sehr umgänglich und wirkte durch seinen Hut und sein „Strandhemd“ eher wie ein Badeurlauber als ein Rock-Haudege.

 

Um 21 Uhr ging es mit einer Vorband aus München Namens „Moonband“ los. Wer Folk/Country, Bob Dylan oder ruhige Springsteen Nummern mag, dem seien diese jungen Musiker ans Herz gelegt.

 

Peter Albin weilte derweil immer noch bei einem Gläschen im Biergarten, als ihn ein Mitarbeiter informierte, dass er nun auf die Bühne müsse. „Do i have to work now?“ fragte er amüsiert. 

Big Brother & The Holding Company, sie bestanden an jenem Abend nur noch aus

Sam Andrews und Peter Albin, kamen mit Ersatzdrummer, einem 2. Gitarristen, Tom Finch, und einer Frontfrau Namens Mary Bridget Davies auf die Bühne und eröffneten den Abend mit „Down on me“. Ein „Röhre“ ähnlich wie Janis hatte Mary Bridget auf jeden Fall. Sie suchte den Kontakt zum Publikum und spielte sich locker in den Vordergrund, immer im Einklang mit ihren Musikern und in ständiger Konversation mit ihnen. Es folgten eine Reihe Janis Joplin Hits, aber auch eigene Kompositionen von Big Brother.

 

 

Und so wurde Stück für Stück durch alte Zeiten geführt, vorgetragen von einer Solisten, die sich ihrer Rolle sehr wohl bewusst war und diese mit viel Gefühl umsetzte. Down on me”, “Combination of the two”, “I need a man to love”, “Call on me”, “Bobby McGee”, der Funke sprang sofort über. Es war ein gelungener Auftritt der Band, keine Frage. Es war nicht mehr 1969, es war 2012 und Peter und Sam nicht mehr 25, sondern um die 70. Aber dafür hatten sie es noch verdammt gut drauf.

 

Die Big Brother Setlist vom 10.03.2012

Down on me

Combination of the two

I need a man to love

Call on me

Unbekannt (wahrscheinlich neueres bb Stück

By, By Baby

Blindman

Summertime

Turtle Blues

Me & Bobby McGee

Unbekannt (wahrscheinlich neueres BB Stück)

Unbekannt (wahrscheinlich neueres BB Stück)

Women Is Loser

Peace Of My Heart

Ball & Chain

 

Die Band ging von der Bühne und das Publikum buhlte um eine Zugabe.

Mary Bridget Davies kam alleine zurück in den Saal. Als sie dann gefühlvoll „Mercedes Benz“ als einigste Zugabe anstimmte, da beschlich einen noch einmal ein wenig das Janis Gefühl.

Ganz leicht, und nur für einen Augenblick war es da.

 

Danke Mary.

 

 

 

 

 

– In charge of Rock n roll, unterwegs für den Soundtrack des Lebens –

 

 

 

 

Janis starb an einer Überdosis Janis

Eric Burdon

 

 

 

 

 

 

 

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