rock will never die
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Im Gespräch mit...Zabine Kapfinger

photo by: Sabine Kapfinger

Ich traf das ehemalige Mitglied der Alpinkatzen in Ihrer Heimatstadt Kufstein zu einem weitschfeifigem Gespäch und sprach mit ihr über ihre musikalischen Anfänge, die Zeit mit Hubert von Goisern,

aktuellen und zukünftigen Projekten.

rockfrank: Hallo Zabinefür alle alpenfernen Hoheitsgebiete, die Dich wahrscheinlich „nur“ aus Deiner Alpinkatzen-Zeit mit H.v.G. kennen, will ich Dich zunächst kurz umreißen;

Du hast, wenn ich richtig recherchiert habe, bereits mit 7 Jahren Deinen Lehrern erzählt, dass Du Sängerin werden willst. Mit 12 stiegst Du dann zusammen mit Deinem Vater als jüngste Jodlerin des Landes beim Walchsee Seerosen Trio ein. Danach entdeckte Dich Hubert von Goisern für sein Alpinkatzen-Projekt, da warst Du ca. 16. Es folgte eine jahrelange Zusammenarbeit mit gefühlt unzähligen Tourneen, bevor Du nach der Auflösung der Alpinkatzen 1994 nach Tirol zurückkehrtest und Dich wenig später Deinem ersten Kind, dem Adrian, widmetest.

 

Generell warst und bist Du, nach Auflösung der Alpinkatzen, als Schauspielerin tätig (unter anderem mal in einer Tatort Folge im Jahr 2000), hast Theater gespielt (hier unter anderem die neue Watzmann Inszenierung), Filmmusik (für Josef Vilsmeyer), warst am "RILKE–Projekt" beteiligt, bist eine erfolgreiche Tänzerin, hast letztes Jahr wieder eine neue CD aufgenommen, Tuba gelernt, gibst online-Jodelkurse, bist aber auch Mutter von 3 Kindern bzw. zelebrierst mit Deinem Mann eine Patchwork-Familie. Wie ist das alles unter einen Hut zu kriegen und in welchem Bereich fühlst Du Dich am wohlsten?

 

Zabine: Auf jeden Fall der Gesang, der hat mich immer begleitet. Auf der Bühne hatte ich die genialsten Momente. Und die Familie war und ist mir immer sehr wichtig!

 

rockfrank: Du hast mal gesagt, ein Konzert mit Rainhard Fendrich, Du warst so 12 Jahre alt, war der Grund, warum Du letztendlich Sängerin geworden bist. Was hat Dich damals so fasziniert an seinem Auftritt?

 

Zabine: Das Konzert war auf der Festung in Kufstein, es war schon ein besonderes Konzert für mich. Ich weiß aber gar nicht mehr, ob es unbedingt dieser Auftritt war, der mich zu meiner Entscheidung brachte. Aber der Rainhard ist schon ein toller Sänger. Er schreibt so wunderschöne Musiktitel. Ich würde gerne mal mit ihm zusammen arbeiten , vielleicht „Weusd a Herz hast wie a Bergwerk“ zusammen aufnehmen. Beeinflusst hat mich aber definitiv Tina Turner. Ich war damals auf einem Konzert von ihr in München. Sie war eine der größten Sängerinnen für mich.

 

rockfrank: Du bist auch Jazz-Fan, Ella Fitzgerald hat Dich sehr beeindruckt, was fasziniert Dich so an ihrer Stimme oder ihren Liedern?

 

Zabine: Für mich geht die Sonne auf, wenn ich ihre Musik höre. Bei ihrer Musik war immer alles gut. Sie hat diese Leichtigkeit in der Stimme. Sie machte ja diesen Scatgesang. Das habe ich geübt, das gefällt mir sehr. Und das in Kombination mit Jodeln ist eigentlich sehr nett. Das Jodeln ist gar nicht so weit weg von dem Scatgesang. Das ist fast das Gleiche.

 

photo by: Sabine Kapfinger

 

rockfrank: Mit Deiner Debüt LP, „Transalpin“, 2002, heimstest Du gleich 2 Preise des österreichischen Musikpreises „Amadeus“ ein. Du bist vor allem bekannt geworden durch Deine Jodeltechnik und Deinen Gesangsstil. Beides konntest Du in den Kompositionen der Alpinkatzen gut einsetzten. Du hast Dir das Jodeln überwiegend selbst beigebracht, ist das richtig?

 

Zabine: Mehr oder weniger. Ich habe es gelernt durch das Anhören verschiedener Künstler. Ich mache vieles nach Gehör, habe so eine „Blockade“ mit Noten. Das war auch beim Tuba lernen etwas schwierig.

 

rockfrank: Um bei „Transalpin“ zu bleiben,  in Wikipedia (und ich denke, man bezog sich hier auf jene Platte) ist über Deinen Stil folgendes zu lesen: Ihr Musikstil vereint House, Hip-Hop und alpenländische Volksmusik. Vorgetragen werden ihre Songs meistens im Rap mit einer technoiden Melodie. Würdest Du dem so beipflichten?

 

Zabine: Das finde ich sehr passend für diese CD, ja. Ich habe die Technik über Sido kennengelernt. Wir haben gemeinsam eine TV-Show in Österreich gemacht, „Die große Chance“. Wir waren da gemeinsam in der Jury. Ich habe ihn letztes Jahr erst wieder im Circus Krone getroffen. Auf die Frage nach meinem Rap sagte er „Das ist kein Rap.“ Somit war die musikalische Besprechung beendet…(*lacht*). Aber generell teste ich mich noch ein wenig selbst aus, bin noch nicht ganz angekommen. Ich weiß das ich gerne jodle und Volksmusik gerne mag, da probiere ich halt ein wenig rum.

 

rockfrank: Du hast dann auch mit der mongolischen Gesangsgruppe "Huun Huur Tu" aus der russischen autonomen Republik Tuwa getourt. Da ging es um vergessene Volkslieder und deren Vortragen im Kehlkopfgesang. Passte das damals zu Deinem außergewöhnlichem Gesangs -und Musikstil? Oder wie kam es zu jener Zusammenarbeit?

 

Zabine: Mit denen war ich auf einer Universitäten-Tournee in Amerika. Wir haben in den großen Hörsälen von Harvard, Berkley etc. gespielt. Ich habe den Kehlkopfgesang gelernt und auch mit ihnen gejodelt. Sie haben mal in Innsbruck gespielt, und wir haben uns sofort gut verstanden. Anschließend wollten sie, dass ich mit ihnen auf Tour gehe, was ich dann auch getan habe. Mit einer anderen Gruppe, wo es auch mongolische Mitglieder gab, war ich später sogar in der Mongolei auf Tournee.

 

 

rockfrank: Nach einer längeren Auszeit hast Du Dich letztes Jahr mit einer neuen CD zurückgemeldet, „Host as ghead“. Es ist die erste CD-Veröffentlichung seit 20 Jahren. Du begibst Dich hier auf eine interessante musikalische Reise. “Paradies“ versetzt den Hörer klanglich in Urlaubsstimmung, „Schwammalmantra“ klingt, unabhängig vom textlichen Inhalt, orientalisch geheimnisvoll, der Titelsong „Host as ghead“ ist eine lockere Midtempo-Nummer. Insgesamt erschallen die 8 Titel sehr tiefenentspannt. Willi Altendorfer zeichnet sich verantwortlich für die Kompositionen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit ihm?

 

Zabine: Ich kenne ihn schon sehr lange. Ich traf ihn dann während der Corona-Zeit in einem Geschäft bei uns in Niederndorf, und wir beschlossen, eine CD zu machen. Es war eine schöne gemeinsame Arbeitszeit. Die Auflage war sehr gering, aber es tat gut, mal wieder etwas zu tun.

 

photo by: Sabine Kapfinger

 

rockfrank: Welche Rolle spielen die sozialen Medien für Deine Musik? Wir sind aufgewachsen ohne Handy, Internet und Facebook. Heute wird immer alles medialer und schnelllebiger.

 

Zabine: Ich hatte mal Facebook und habe dort viel gelikt. Da kamen dann so viele Sachen zurück, dass es mir zu viel wurde und ich es wieder gelöscht habe.

Bei Bedarf gebe ich solche Arbeiten dann lieber ab an Firmen, die das wirklich können. Mit dem Hage Hain von Blako Musik GmbH habe ich damals das Transalpin Management gemacht, und wenn ich da zukünftig etwas habe, werde ich mich wieder dahin wenden.

 

rockfrank: Um nochmal auf H.v.G. zu sprechen zu kommen: Du hast im Mai diesen Jahres zusammen mit H.v.G. erstmalig seit rund 30 Jahren wieder zusammen auf der Bühne gestanden. Wie ist es dazu gekommen, und vor allem, wie hat es sich angefühlt?

 

Zabine: Wir stehen grundsätzlich in Kontakt. Zwei Wochen vor seinem Konzert in Kufstein habe ich mich gemeldet und ihn gefragt, ob er vielleicht bei mir vorbei schauen mag (Zabine wohnt ganz in der Nähe von Kufstein) oder ob ich bei seinem Konzert vorbeischauen kann. Er freute sich sehr darüber. Am Tag des Konzertes schrieb ich ihm eine WhatsApp, dass ich mich schon freue. Um 11.15 Uhr kam die Antwort, dass er sich auch freut und ob ich vorbei kommen würde und ein Lied mitsingen möchte. ‚Soll ich zum Soundcheck kommen?´ schrieb ich ihm zurück, und er antwortete ‚ja, komm um 16 Uhr vorbei´. Also bin ich rauf zur Burg, der Soundcheck lief schon. Ich gehe auf die Bühne, wie immer Barfuß, und umarme den Hubert. Darauf sagte er ‚mich kannst Du umarmen, aber drei von uns haben Corona´. Seine Sängerin stand sogar mit der Maske auf der Bühne. Wir probten dann „Weit, weit weg“. Er fragte mich, ob ich „Hearst as nicht“ nicht auch noch machen mag. Ich freute mich und sagte jaaaaaaa, und „Breanna tuats gut“ und den "Juchizer“, aber er bremste mich lachend aus, ‚nein, nein, nein, nein, nein´. Die Band  wusste bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht, dass ich überhaupt dabei bin. Sie schauten mich ein wenig beklommen an (*lacht*). Nach dem Soundcheck haben wir gemeinsam gegessen.

 

rockfrank: Sind weitere musikalische Kollaborationen mit ihm vorgesehen?

 

Zabine:  Es war eine Überraschung. Ich bin mir nicht ganz sicher, was er noch vorhat.

Aber wenn er was vorhat, freue ich mich natürlich darauf.

 

rockfrank: Welches sind Deine nächsten Projekte?

 

Zabine: Ich bin gerade mit Dreharbeiten für einem Film beschäftigt. Außerdem steht eine CD-Produktion mit Stefan Engel von den Alpinkatzen im November an. Und in unserer Tanzschule gibt es auch viele Termine.

 

rockfrank: Meine letzte Frage bezieht sich auf Deinen persönlichen Musikgeschmack: Welche Musik würde bei Deiner Einweihungsparty in eine neue Wohnung laufen?

 

Zabine: Ich bin sehr offen vom musikalischen her. Ich lege gerne Zumba Musik auf. Das sind oft viele südamerikanische Lieder. Chillout-Musik/Lounge lege ich auch gerne auf. Aktuell gefallen mir Dua Lipa und Post Mallone.

 

 

Ich bedanke mich für das ausführliche Interview und wünsche Dir für Deine musikalische Karriere alles Gute.

 

photo by: rockfrank