rock will never die
   rock will never die

Bruce Springsteen

21.06.2023

 

Düsseldorf

Tour 2023

 

Stell Dir vor Du wachst auf und hattest den besten Rock `n` roll Traum

Deines Lebens. Jedoch, es war gar keine Vision!

 

Texte von Sandra B. und rockfrank

 

rockfrank:

Wenn ein 73-jähriger Mann zusammen mit einer 13-köpfigen Truppe auf eine Wanderbaustelle quer durch Europa zieht, müssen das schon große Vorhaben sein. Nur dass wir uns hier nicht auf irgendwelchen Bauplätzen befinden sondern auf riesigen Konzertbühnen. Und das 13-köpfige Ensemble sind nicht seine Vorarbeiter, sondern fester Bestandteil seiner Live-Band, die im Kern aus der legendären E-Street Band besteht. Der Boss der Band selbst ist nunmehr seit über 50 Jahren im Musikgeschäft tätig:

 

Düsseldorf sagt - "Welcome Bruce Springsteen"!

 

An einem schwül-warmen Sommerabend, welcher auch den längsten Tag des Jahres maskierte, wir schreiben den 21.06.2023, schrieb der Mann aus New Jersey definitiv Musikgeschichte . Der nimmermüde Springsteen begeisterte über 40000 Fans im Rund der Merkur Spiel-Arena. Hierunter auch Freunde wie BAP Frontmann Wolfgang Niedecken und, wer hätte es gedacht, ein Schlagerstar wurde bekehrt, Roland Kaiser.

 

Um 18.58 Uhr, 2 Minuten vor dem offiziellen Konzertbeginn, betraten die gestandenen Männer (sowie Gitarristin und Geigerin Soozie Tyrell) einzeln, und unter großen Beifallsbekundungen die Bühne. Als Max Weinberg, Roy Brittan, Little Steven, Jake Clemmons, Nils Lofgrens, Little Steven (Steven van Zandt) und als letzter Springsteen selbst aus den Katakomben des Stadions traten, gab es kein Halten mehr. Nur seine Ehefrau Patti Scialfa fehlte an jenem Abend erneut in der E-Street Band. Gefühlte 40.000 glückliche Kehlen sangen vom ersten Ton an den wohlbekannten Text von "The ties that bind", dem Opener der Show mit und erfreuten sich des Ereignisses.

 

 

Sandra B.:

Die Zeitlosigkeit vom Boss und seiner Musik werden beim Blick durchs Rund der Arena auffallend deutlich.Von ungefähr 4 bis 80 Jahren ist dort alles vertreten, ein mehrere Generationen umspannendes Publikum; Springsteen sichtbar verankert im Erbgut der Masse.

 

Springsteen schafft es auf unnachahmliche Weise, dass man sich trotz der Menge an Fans immer wieder persönlich angesprochen fühlt, die Menge um sich herum vergisst. 43.000 intime Wohnzimmerkonzerte in einer Arena. Ebenso spürt man die Liebe und Wertschätzung, die er jedem einzelnen Mitglied seines Ensembles entgegenbringt. Da steht nicht einfach eine Band mit Background-Sängern auf der Bühne; da findet ein musikalisches Familientreffen statt und wir dürfen dabei sein, werden für drei Stunden Teil dieser Familie.

 

Eine Familie ohne richtiges Oberhaupt, "Boss" hin oder her.


Hier wird sich gegenseitig respektiert, das kommt auch so rüber. Jeder profitiert vom anderen, eine blinde musikalische Ergänzung findet statt; so wie es nur gelingen kann, wenn Akzeptanz und Gleichberechtigung die Basis sind. Jeder weiß sich auf den anderen verlassen zu können, um etwas zu kreieren, das so viel mehr ist, als die Summe seiner Teile.

 

 

rockfrank:

Eines der wohl emotionalsten Momente des Abends war unumstritten Springsteen' s Ansprache zu "Last man standing". Er erzählte von seiner allerersten Band, die noch aus seiner Schulzeit resultierte, The Castiler, und dass er seit 2018 nunmehr das einzig lebend verbleibende Mitglied jener Combo sei, nachdem Georg Theis im erwähnten Jahr verstorben sei. Jenen Song trug er dann alleine und nur von seiner Akustikgitarre begleitet, vor 43.000 ergriffenen Fans, im Stadion vor. Gänsehaut pur.

 

Auch Leadgitarrist Nils Lofgren kam auf seine Kosten und drehte in

Because the night“ so richtig auf, verwöhnte uns mit einem ausuferndem Solo. Allen Zweiflern darüber, ob es die „alten Herren“ es noch draufhatten, verstummten zwar bereits nach dem ersten Ton der Show, aber spätestens hier.

 

 

Sandra B.:

Der Boss ist wie ein bodenständiger Philosoph, der nie seine Wurzeln verloren hat und gleichzeitig doch globale musikalische Wunder und Verbindungen schafft. Überhaupt wirkt er wie ein Baum, unerschütterlich, erdverbunden, in sich ruhend und den Stürmen des Lebens trotzend.

 

Ein Baum auch der (Selbst-) Erkenntnis, mit Ästen und Blättern wie Reflexionen über die fundamentalen Dinge, die uns alle bewegen.

 

Auch der "big man" wurde selbstredend wieder gewürdigt.

Sein Neffe Jake übernahm die Position am Saxophon.

 

rockfrank:

Gefühlt ab der Hälfte des Konzertes, aber definitiv im Schlussdrittel, feuerte die Band einen (alten) Hit nach dem anderen ab. Eine riesige Party entfachte in der einbrechenden Dämmerung über der Stadt am Rhein. 28 Songs schenkte uns die E-Street Band an jenem Abend und jeder einzelne war mehr als denkwürdig. „The rising“, „Badlands“, Thunder road“, „Born to run“, Bobby Jean“, „Glory days“, Springsteen hatte sie alle im Gepäck.

 

.Einen wunderschönen Moment , wenn auch schwermütigen Charakters, und ganz alleine auf der Bühne, gab uns der Boss noch mal ganz zum Schluss der knapp 3-stündigen Show in der Landeshauptstadt."I`ll see you in my dreams" von seinem 2020' er Album "Letter to you" traf die Arena intim und mit tief greifenden Gedanken. Den Song hat er seinem guten Freund und Musik-Promoter Michael Gudinski gewidmet. Er innert sich darin an die Freundschaft, trauert um ihn, freut sich auf ein Wiedersehen auf der anderen Seite, sieht ihn in seinen Träumen...

 

 

Sandra B.:

Springsteen versteht es, selbst die schwierigen Themen wie Abschied, Zerfall, Ungerechtigkeit, Schicksalsschläge in Worte zu fassen, die einem direkt aus der Seele sprechen und zugleich Raum für das eigene Empfinden lassen. Ob direkt und konkret, ohne Rücksicht darauf, dass die Wahrheit zu hören, manch einem wehtut, oder ob in Bildern und Metaphern, die jeder Hörer selbst mit eigenem Erlebten füllen kann, es gelingt ihm immer die hundertprozentige Verbindung herzustellen. Und dieses Gefühl dominiert auch im Live-Erlebnis. Ein jeder im Publikum hat diese ganz persönliche Beziehung zum Boss und seinen Worten, transportiert mit der perfekt dazu passenden musikalischen Interpretation.

Durch diesen kleinsten gemeinsamen Nenner ist das Publikum verbunden, und diese Gemeinsamkeit reicht aus, dass zumindest für diese drei Stunden alle Gleiches erleben, die perfekte musikalische, menschliche und emotionale Magie.

 

Dabei singt er seine Songs nicht einfach oder trägt sie vor, er wird Teil davon, lebt sie, er "ist" der Song; jeder einzelne losgelöst von ihm nur schwer vorstellbar. Springsteen wird zu den Worten, den Melodien, eine unvergleichliche Symbiose bietet sich dem Publikum dar.

 

Ein Erlebnis, welches noch lange nachwirkt, den Sinn aufs Wesentliche schärft; glücklich, aber auch nachdenklich macht, vor allem aber dankbar.


Dankbar dafür, dass da jemand ist, der sein Innerstes in einer Art und Weise auszudrücken weiß, die so unglaublich berührend und zugleich mitreißend ist und all das mit den Menschen teilt. Ein Abend wie ein sehr wertvolles Geschenk.

 

Vom Umtausch definitiv ausgeschlossen.

 

 

 

rockfrank:

Definitiv eines der besten Konzerte der E-Street Band und Bruce Springsteen aus ihrer "Spätphase". Die Energie und das Potenzial der Band bleiben ungebrochen. Was in jener Sommernacht 2023 in Düsseldorf geschah bleibt denkwürdig! Danke Boss!

 

 

 

 

 

 

Sandra B.

rockfrank