rock will never die
   rock will never die

Robert Jon & The Wreck

31.08.2023

 

Köln

European-Tour 2023

 

Auf dem Freeway flimmert die Hitze über den Asphalt. Rechts und links säumen ein paar karge Kakteen die den Wegesrand säumen. Ein auf Hochglanz polierter Van aus Atlanta/Gorgia rauscht mit offenen Fenstern über den Teer. In der Fahrerkabine läuft die aktuelle CD der Insassen, "You Hear Georgia". Am Steuer sitzt ein hagerer Desperado. Schulterlange, blonde Haare, sein Markenzeichen, die große Sonnenbrille, wie mit dem Gesicht verwachsen. Auf dem Beifahrersitz und im hinteren Teil der Kabine sitzt der Rest der Band, die gerade ihre eigene Platte hört. Plötzlich taucht im Rückspiegel ein alter, rostiger Pick-up Truck auf. Eine schwarze Abgassuppe kommt aus dem korrodiertem Auspuff, das Nummernschild ist nur schemenhaft zu erkennen. Doch als er näherkommt, wird schnell klar, wer da hinter dem Steuer sitzt: Es ist der bärtige Robert Jon Burrison. Jetzt ist auch das Nummernschild deutlich zu erkennen: Orange County/Kalifornien. In Kassettenrecorder läuft "Oh Miss Carolina", der Hit seiner Band aus dem Jahr 2020, die ebenfalls im Fahrzeug sitzt..

 

Wer jetzt an Blackberry Smoke im vorderen Fahrzeug denkt, kann das gerne tun. Und Jungs, ihr spielt natürlich weiterhin in der Champions League, keine Frage. Aber die Combo da im Rückspiegel, die Euch aus meiner Sicht gerade überholt hat, ist einfach nicht zu stoppen. Robert Jon & the Wreck sind zurzeit die Southern-Rock Band schlechthin und an Authentizität und Qualität, zumindest aus Sicht des Schreiberlings, aktuell nicht zu toppen. Vor allen Dingen ihre Live-Qualitäten sind über jeden Zweifel erhaben. Davon konnte man sich Ende August wieder in Köln überzeugen. Veranstalter Markus Neu von der Kantine hatte mal wieder ein gutes Händchen beim Booking bewiesen.

 

Szenenwechsel: Der Freeway wird zur A4, die marode Leverkusener Autobahnbrücke mal wieder restlos überlastet. Bleich soweit das Auge reicht, die Feierabendwelle schleicht....... Doch der Weg lohnt sich. Auf der anderen seite des Flusses warten Robert Jon & The Wreck. Und sie ließen dann auch von Beginn an keine Zweifel offen, was hier heute abend geschehen sollte. Purer, kompromissloser Southern-Rock, wie ihn zurzeit niemand besser zelebriert und umsetzt, wie die Mannen aus Kalifornien.

 

 

Im Mittelpunkt, und das darf man ganz unverholen sagen, obwohl die Band in Ihrer Einheit eine gewaltiges musikalisches Regiment bildet, stand von Anfang an sicherlich ihr Leadgetarrist Henry James. Er transformiert die Warnehmung seines Instrumentes in ein völlig neues Bewusstsein, ruft (nicht nur optisch) Hendrixsche Rückblicke ins Gedächnis und bildet eine unzertrennliche Fusion mit seinem Arbeitsgerät. Aber trotz aller Energie, die er zur Bearbeitung seiner 6-saitigen einsetzt, behandelt er sie auch mit einer unergründlichen Hingabe, als ob es sich um ein organisches Geschöpf handele. Er ist der Riff-Teufel in Person! Er spielt defentiv in einer anderen Förderation.

 

Sandra B.: "Der Gitarrist, definitiv nicht von diesem Planeten.
Optischer ein Zappa-Klon, ähnlich virtuos an den Saiten; ihm wird von der Band der Raum gegeben, seine ausgefeilten Soli an das Publikum zu verschenken."

 

 

Eröffnet wurde der Abend mit „Pain no more“ einem Song ihres brandneuen Studio-Longplayers „Ride Into The Light“, von jenem wir, im Verlaufe des Sets, noch das ein oder andere Stück zu hören bekamen. Das ausverkaufte Areal des Freidecks stieg unvermittelt in den Rhythmus des Songs ein und feierte ihn anschließend mit ausgelassenen Beifallsbekundungen.

 

Bandleader Robert Jon zeigte sich bester Laune und betonte, dass es für ihn immer etwas Besonderes sei, in der Domstadt aufzutreten. Robert, das können wir nur zurück geben! Die Combo verwöhnte uns mit einem Set, welches keine Wünsche offenlie?. Egal ob Neues oder „Klassiker“ wie „Miss Carolina“, vor und auf der Bühne wurde frenetisch gerockt. Dazu hemmumgslose Improvisationen zwischen Neuzugang Jake Abernathie an den Keys, Henry Wolf an der Elektrischen, Drummer Andrew Espantman und Bassmann Warren Murrel entfesselten nicht nur das Publikum, sondern auch den mittlerweile wolkenlosen Nachthimmel über Köln.

 

Das lässige „Rescure train“ beginnt als tradierter Bread & Butter

Rock `n´Roller, den Henry James mit einem dreckigem Solo zum Ende des Songs in andere Sphären schiesst!

 

Sandra B.: "Das erste Mal bei Robert Jon.
Wie hat es sich angefühlt? Als ob es das zehnte Konzert gewesen wäre. Wie nach Hause zu kommen; vertraut, einfach stimmig, meine Welt. Eine stille Euphorie in mir... "Robert Jon & The Wreck schaffen es, das Gefühl des Southern Rock wie selbstverständlich direkt in die Seele des Publikums zu verpflanzen, als wäre es schon immer ein Teil von Dir gewesen, und das ohne Anstrengung. Es gibt kein Überlegen, ob einem die Musik gefällt oder nicht.


Wer da erst überlegen muss, dessen musikalisches Herz ist noch nicht am rechten Fleck."

 

 

In „High time“ konnte Neuzugang Jake Abernathie ordentlich über die Tonleiter fegen und zeigen, warum ihn die Band geholt hat.

 

Sandra B.:Er wirkt auf den ersten Blick wie eine jüngere Ausgabe von Les Holroyd, ist erstmals bei der aktuellen Tour (und dem aktuellen Album?) Teil der Combo, was aber keinem auffallen kann, auch wenn man die "Wracks" bislang hier in anderer Besetzung erlebt hat.


Voll integriert und mit Witz in seiner Spielfreude, scheint er schon immer der fünfte Finger an der gnadenlosen musikalischen Faust von Robert Jon gewesen zu sein.

 

 

Natürlich wurde die Band nicht ohne Zugabe von der Bühne entlassen. Mit „Shine a light on me brother“ ging ein grandioser Abend zu Ende, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird!

 

 

 

 

 

all photos by: Gerwin J.

 

 

 

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Sandra B.