photo by: Martin Kuske
Dies ist ein ausführliches Interview mit dem Gitarristen Ralf Engelbrecht, der unter anderem Mitbegründer der Zeltinger Band ist und auf eine lange Karriere zurückblicken kann.
rockfrank: Ralf, bevor wir auf deinen musikalischen Werdegang zu sprechen kommen: Du bist eines der Gründungsmitglieder der legendären Zeltinger Band und seit ein paar Monaten, nach 28 Jahren Abstinenz, wieder Teil der Live-Formation. Wie kam es dazu? Wurdest du angerufen oder aufgesucht?
Ralf Engelbrecht: Es war mehr oder weniger ein „Not-Anruf“. An einem Donnerstagabend rief mich die Plaat an. Ich war jedoch gerade im Auto, und die Verbindung war furchtbar schlecht. Zwei Stunden später klingelte erneut mein Telefon, und Dennis Kleimann war in der Leitung. Er fragte mich, ob ich Samstagabend in Aachen mithelfen könnte. Der aktuelle Gitarrist, Wolfgang Günnewig, konnte krankheitsbedingt nicht mehr spielen. Ich hatte zunächst meine Zweifel, in einem Tag das ganze Programm zu lernen. Dennis sagte dann, dass sie nur Songs von den ersten drei LPs spielen würden. Auf diesen war ich ja noch dabei und habe einige Songs komponiert. Ich übte dann den ganzen Freitag. Allerdings wurde der Auftritt am Samstag abgesagt, da es Jürgen sehr, sehr schlecht ging. Für die darauffolgende Woche war ebenfalls ein Konzert angesetzt. Wir machten dann noch eine Art „Not-Probe“, doch auch dieser Auftritt wurde – auch auf mein Bestreben hin, da ich sah, dass Jürgen nicht singen konnte; das wäre eine absolute Quälerei gewesen – abgesagt. Jedenfalls hieß es dann später, nachdem wir weitere Auftritte absolviert hatten, nicht: „Vielen Dank, dass du jetzt einmal mitgespielt hast“, sondern vom Sprachgebrauch her eher: „Ralf, jetzt bist du wieder dabei.“ Ich wollte es erst nicht laut aussprechen, aber es war eigentlich so – auch vom ganzen Gefühl her.
rockfrank: Bevor es mit der Zeltinger Band so weit war, warst du 1975 Mitbegründer der Food Band, in der unter anderem Wolf Maahn, Axel Heilhecker und Wolfs älterer Bruder Hans Maahn (Anm. d. Redaktion: Hans Maahn arbeitete später u. a. mit Gianna Nannini zusammen), mitwirkten. Ihr wart unter anderem Vorband für Bob Marley und Fleetwood Mac. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Ralf Engelbrecht: Als die Food Band vor Bob Marley und Fleetwood Mac spielte, war ich schon
nicht mehr dabei. Alles begann 1972. Ich bin mit meiner damaligen Freundin zu einem Beat-Festival nach Bensberg gefahren. In einer Umbauphase kamen zwei langhaarige Typen zu mir und fragten, ob ich
Gitarre spielen und improvisieren könne. Nachdem ich bejahte, fragten sie, ob ich Lust hätte, mit ihnen auf der Bühne etwas zu improvisieren. Ich erwiderte, dass ich keine Gitarre dabei hätte. Egal,
meinten sie, die leihen wir uns hinter der Bühne. Wir haben dann irgendwas gespielt, woran ich mich aber nicht mehr erinnern kann.
Zwei Tage später standen die Typen bei mir vor der Tür und fragten, ob ich nicht in ihre Band einsteigen möchte. Die hieß damals ganz klassisch deutsch: Meier. Das war quasi die
Vorband der Food Band. Wolf Maahn spielte da noch Schlagzeug und sang, ebenso Axel Heilhecker (Gesang) – später änderten sich die Positionen. Ich
selbst kam aus einer Schülerband. Die Jungs waren alle weitaus besser als ich, und ich habe dadurch viel gelernt. Hans Maahn ging irgendwann nach Wuppertal und schloss sich der Band
Hölderlin an (Anm. d. Redaktion: deutsche Rockband, Folkrock/Progressive Rock). Sein Bruder Wolf offerierte uns dann, dass er kein Schlagzeug mehr spielen, sondern
Gitarre spielen und singen wollte. Die Band wurde umgeformt – nicht ohne Schwierigkeiten. Es wurde kein Bassist gefunden und auch kein Schlagzeuger, der gut reinpasste. Ich hatte dann genug davon und
habe die Band 1976 verlassen.
1977 traf ich dann in einer Disco irgendeinen Typen. Wir kamen ins Gespräch, und es stellte sich heraus, dass er Schlagzeuger war. Er fragte, ob ich nicht Lust
hätte, Gitarre in seiner Band zu spielen – sie suchten gerade einen Gitarristen. Diese Band war ein Vorläufer von Purple Schulz: Dacor (Anm. d. Redaktion:
Dacor war eine Schülerband aus Köln, in der Purple Schulz unter anderem Keyboard spielte und sang. Später entwickelte er sich musikalisch weiter und wurde solo bekannt –
Dacor war einer seiner ersten musikalischen Schritte). Sie spielten Sachen ähnlich wie Genesis, auch mal neunminütige Nummern. Es gab sogar ein 30-Minuten-Stück.
Nach drei Monaten habe ich mir jedoch gesagt: Es geht nicht mehr. Ich musste mit dem Keyboarder oft solche Uni-Solo-Läufe spielen (Anm. d. Redaktion: "Uni" = "unisono", d. h. mehrere Instrumente
spielen exakt die gleiche Melodie gleichzeitig. "Solo-Läufe" sind schnelle, virtuose Melodielinien – kleine "Rennstrecken" aus Tönen). Ich wollte nicht mehr. Sie sagten mir dann: Du kannst gehen,
wenn wir einen Ersatz für dich finden. Den Ersatz haben sie erst nach zwei Jahren gefunden. Seltsamerweise waren ab dem Zeitpunkt, an dem ich sagte, dass ich gehe, viele Probleme plötzlich
verschwunden oder nur noch im Hintergrund.
Nachdem ich viele Nummern komponiert hatte, kam Purple plötzlich an und sagte: „Ich habe hier eine Nummer, die ist nicht länger als drei Minuten.“ Ich dachte: „Wahnsinn.“ Plötzlich
machte alles irre Spaß, und wir hielten noch zwei Jahre miteinander aus.
photos by: Martin Kuske
Ralf Engelbrecht: Dann kam etwas ganz anderes. Du kennst doch sicher Arno Steffen? (Anm. d. Redaktion: Arno Steffen ist ein in Köln geborener Komponist, Musiker und Produzent.)
rockfrank: Sicher.
Ralf Engelbrecht: Der rief mich an und sagte, dass er gerade einen Kölner Gitarristen kennengelernt habe (Robert Crash). Der war
die letzten zwei, drei Jahre mit irgendwelchen Punk-Jungs im Ausland unterwegs. Die haben dort ein paar Singles aufgenommen. Wenn du Lust hast, kannst du da Gitarre spielen. Und wenn du einen
Bassisten kennst, bring ihn gleich mit. Ich sagte: Dann bringe ich Norbert Zucker mit. Somit hatte ich plötzlich eine Punk-Band „am Hals“, die wirklich phänomenal war. Wir haben
unter anderem im Roxy gespielt (Anm. d. Redaktion: Das Roxy war ein Club im Belgischen Viertel in Köln). Von da aus ging es zu Gigs in die Eifel, nach Düsseldorf (Ratinger Hof) und Berlin (SO36). Was
ich vom Berliner Auftritt noch weiß: Wir sind von der Bühne gegangen, und leergesoffene Bierbüchsen flogen hinter uns her – bis durch die Tür zur Umkleide. Der Club-Manager kam zu uns und fragte:
„Ja, spielt ihr nicht mehr?“
Ich sagte: „Was sollen wir denn noch spielen? Du siehst doch, was hier los ist.“ Darauf der Club-Manager: „Nein, die feiern euch. Die werfen mit den Büchsen, weil sie noch mehr
wollen.“
Nachdem Robert Crash unbedingt einen Plattenvertrag in England für uns haben wollte, dort aber keinen bekam, ging die ganze Band
auseinander.
rockfrank: Wie hieß die Band?
Ralf Engelbrecht: Die hieß Suicide Ampheta.
Nachdem wieder etwas Ruhe eingekehrt war, rief mich eines Tages erneut Arno Steffen an. Er erzählte mir, dass er mit der Plaat (hochdeutsch: Glatzkopf) – also Jürgen Zeltinger – an Weihnachten im Roxy akustisch gespielt hatte. Nun wollte er das zu Karneval elektrisch wiederholen und fragte, ob ich Lust hätte, Gitarre zu spielen. Ich willigte ein und brachte erneut Norbert Zucker als Bassisten mit. Allerdings hatten wir zunächst keinen Schlagzeuger. Die Plaat hatte vorher schon eine Band namens Stonehenge gehabt, dort spielte der Gitarrist Peter Gramen († 21. September 2012). Auf Arnos Vorschlag hin trafen wir uns alle im Café Fleur in Köln. Alle hatten irgendwie Lust und fanden die Idee gut, gemeinsam etwas Neues auf die Beine zu stellen. Arno hatte sogar schon ein paar deutsche Texte vorbereitet. Am Nebentisch saß zufällig Jaki Liebezeit, der Schlagzeuger der Band Can – einer 1968 in Köln gegründeten, avantgardistischen Gruppe, die sich zwischen Funk, Krautrock, Psychedelic Rock und elektronischer Musik bewegte. Jaki trank gerade entspannt seinen Kaffee. Irgendjemand von uns kam dann auf die Idee, ihn einfach zu fragen, ob er mitmachen wolle. Er willigte tatsächlich ein – allerdings nur für eine Woche.
So kam es, dass Jaki auf unserer ersten LP, „De Plaat im Roxy & Bunker live“, auf der A-Seite am Schlagzeug zu hören ist. Die B-Seite wurde bereits von seinem Nachfolger, der„ Kanalratte" (sein Spitzname) Cay Wolf, eingespielt.
photo by: Ralf Engelbrecht
Ralf Engelbrecht bei einem frühen Auftritt der Zeltinger Band im Arztkittel. Die Idee dazu kam ihm, als er 1977 The Tubes in Frankfurt zum ersten mal gesehen hatte. Diese hatten bei der ersten Nummer alle Arztkittel an.
Ralf Engelbrecht: Da hab' ich mir gedacht: Das muss kopiert werden!
rockfrank: Du hast dann später, abseits von Zeltinger, eigene deutsche Songs komponiert. „Wenn es dich wirklich gibt“ oder „Abendwind“ fällt mir da zum Beispiel ein. Ist daraus auch eine ganze Platte entstanden?
Ralf Engelbrecht: Manfred Schmidt aus Köln war damals der Medien-Guru – überall hatte er seine Finger im Spiel. Er war auch Talentscout. Eines Tages kam er zu mir und fragte, ob ich eigene Songs hätte. „Habe ich“, sagte ich und ging mit meinem 4-Kanal-Kassettenrekorder zu ihm. Der Klang war wirklich furchtbar. Aber nachdem wir uns die Aufnahmen angehört hatten, meinte Manfred, dass es doch ziemlich gut klang. Er sagte, wir bräuchten mehr Songs, damit es für eine ganze Langspielplatte reicht. Also gingen wir ins Studio. Ich gab zu bedenken, dass wir noch keinen Plattenvertrag hätten, aber Manfred winkte ab: „Das ist meine Sache, Ralf. Du nimmst erst mal auf.“ Also nahmen wir die Platte auf. Es folgten ein paar Fernsehauftritte, aber letztendlich wurde die Platte ein Mega-Flop.
Kurz danach bin ich schwer krank geworden und musste drei Monate im Krankenhaus verbringen. Irgendwann ging die Tür auf – und die Plaat kam zusammen mit der halben Zeltinger Band herein. Gleich flog die erste leergetrunkene Rotweinflasche unter mein Bett. Sie sagten: „Ralf, du bist wieder frei. Wir wollen, dass du zurückkommst.“
Also habe ich ab 1985 wieder bei Zeltinger mitgespielt. Der endgültige Bruch kam dann 1996. Da sollte vieles verändert werden: Die Musik sollte härter, mehr heavy werden. Aber das war einfach nicht mein Ding. Und dann bin ich rausgeflogen. Ich habe mich einen halben Tag geärgert, aber dann gedacht: „Es sind schon so viele Musiker aus der Band geflogen – dann war das eben so.“
rockfrank: Du hast als Studiomusiker beispielsweise auf Joachim Witts Album „Märchenblau“ mitgewirkt. Welche Kollaborationen mit anderen Musikern gab es noch?
Ralf Engelbrecht: Eigentlich keine. Joachim Witt habe ich in einem Studio kennengelernt – ein netter Typ. Er hatte wohl mal ein Solo von mir gehört, das völlig schräg war, aber ihm gefiel es. Daraufhin fragte er, ob ich auf seiner „Märchenblau“-LP mitspielen möchte. Trotzdem war ich da schon weit weg von dem Traum, Studiomusiker zu werden. Ich kann noch nicht einmal Noten lesen.
rockfrank: (schmunzelnd) Na ja, das konnte Jimi Hendrix auch nicht.
Welche Platten oder Bands haben dich damals künstlerisch unwiderruflich beeinflusst?
Ralf Engelbrecht: Die Allman Brothers waren ein ganz großes Thema bei mir. Bis dahin kannte ich nur Disco- und Rockmusik. Axel Heilhecker fragte mich eines Tages, ob ich die Allman Brothers kenne – und andere Sachen. Ich war total begeistert, auch von Johnny Winter. Aber auch viel Elvis Costello lief bei mir. Und ich fand die ganze Punk-Szene damals sehr interessant. Das waren so die Haupteinflüsse. Aber die Allman Brothers – das war die entscheidende Musik für mich.
rockfrank: Köln hat eine pulsierende Musikszene. Wie hat die Stadt dich musikalisch geprägt?
Ralf Engelbrecht: Nein, eigentlich gar nicht. Ich habe mich da immer völlig rausgehalten. Meine einzige Kontaktperson war immer Arno Steffen. Der war halt sehr agil und zog ständig irgendwelche Strippen. Ich selbst habe mich immer eher im Hintergrund gehalten. Also richtig beeinflusst hat mich die Stadt nicht. Zwischen 1974 und 1984 war sicherlich meine kreativste Phase, in der ich viele Sachen komponiert habe. Aber ich habe nie die Notwendigkeit verspürt, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Bei der Plaat hat es dann einfach irgendwie gepasst. Wir brauchten schnell B-Material – und da haben wir dann auch Songs von mir genommen.
rockfrank: Wie entsteht bei dir generell ein Song? Hast du erst eine Melodie im Kopf, einen Text oder ein Konzept?
Ralf Engelbrecht: Immer zuerst die Musik. Ich finde es ganz furchtbar, Texte zu schreiben – das kann ich wirklich nicht gut. Der längste Zeitraum, den ich mal für einen Text gebraucht habe, waren rund vier Monate.
rockfrank: Gab oder gibt es für dich den besonderen Moment auf der Bühne?
Ralf Engelbrecht: Nein, den habe ich leider nicht wirklich. Ich habe mal über Aerosmith gelesen, dass Steven Tyler sagte, er drehe sich um, sieht seine Bandkollegen und merkt, dass alle auf der Bühne gut drauf sind und die Zeit ihres Lebens haben. Das habe ich vielleicht zwei-, dreimal auch erlebt. Und das fand ich immer total wahnsinnig – wenn wirklich alle Jungs gut drauf sind.
photo by: Martin Kuske
rockfrank: In jüngster Zeit gab es das Projekt „Hemmersbach, Engelbrecht, Welsch“, kurz HEW. Seid ihr in dieser Konstellation noch aktiv?
Ralf Engelbrecht: Das Projekt gibt es noch, wir haben nur lange nicht mehr gespielt. Gerade haben wir aber ein neues
Video veröffentlicht – aus dem Wohnzimmer von Manfred Hemmersbach: „Get it on“. Ich
hatte außerdem noch vier Easy-Listening-Akkorde, völlig „grauenhafte“, tausendmal gespielte Gitarrenakkorde, und dachte, daraus müssten wir eigentlich eine Nummer machen. Mich hinzusetzen und einen
Text dazu zu schreiben, kam für mich aber nicht infrage. Also habe ich einfach den Text von „Müngersdorfer Stadion“ drüber gesungen – und das passte. Wir haben es dann akustisch in einem Keller eingespielt und auf einem Computer aufgenommen. Damit sich die Aufnahmen lohnen, haben wir
als zweite Nummer noch „Panzerfahrer“ aufgenommen. Das ist ja
eigentlich eine recht harte Nummer von der Zeltinger Band – wir haben daraus eine Art psychedelische „Kiffernummer“ gemacht.
Es gibt also immer zwei Versionen: eine, die wir im Studio aufgenommen haben, und eine, die wir live im Wohnzimmer eingespielt haben.
rockfrank: Ähnliches haben Dennis und die Plaat mal auf ihrer akustischen CD, „Avjespeck“, gemacht.
Ralf Engelbrecht: Genau. Ich fand es allerdings immer fürchterlich, Zeltinger-Nummern nur mit einer Gitarre zu spielen. Bei „Asi mit Niwoh“ z.B. kannst du das Gitarrenthema am Anfang nicht spielen und das gehört nun mal dazu. Und man kann dann auch kein vernünftiges Solo spielen. Also da bin ich sehr eigen, wie du gerade merkst.
rockfrank: Gibt es irgendwelche Ideen für eine neue Zeltinger-Nummer?
Ralf Engelbrecht: Ja, wir haben innerhalb der Band darüber gesprochen. Dennis Kleimann meinte, jetzt noch eine komplette CD zu
machen, ergibt keinen Sinn (aus wirtschaftlicher Sicht). Wir brauchen eine richtig gute Nummer, die wir dann auf YouTube veröffentlichen.
Ich habe eine Idee dazu, bin aber noch am Arbeiten. Auch Textideen habe ich – genauso wie Dennis. Aber ich muss da noch „20-mal“ drüber schlafen. Wir wollen auf jeden Fall eine neue
Nummer machen, die muss aber so handfest sein, dass sie direkt zündet.
rockfrank: Was hältst du von Musikstreamingdiensten und den Auswirkungen auf Musiker?
Ralf Engelbrecht: Ich finde es im Prinzip nicht schlecht.
Nur die Bezahlung.… Wenn du eine Million Klicks hast, hast du vielleicht 300 Euro verdient. Das ist natürlich der totale Ausverkauf.
Ich komme noch aus der Zeit, in der ich in den Schallplattenladen gelaufen bin und zwei LPs gekauft habe – wenn ich es mir leisten konnte. Das Bands daran verdient haben, war für mich als Konsument
damals natürlich noch nicht so wichtig.
Ich kenne aber auch jemanden, der viel Musik geschrieben hat, unter anderem für das Fernsehen, und der findet die ganzen Streaming-Dienste, wo sich jeder dran bedient, natürlich nicht gut. Und das kann ich auch total verstehen. Wenn ich heute etwas Neues auf YouTube veröffentlichen würde, dann nur, um den Song erst mal rauszuhauen – und nicht, um damit das große Geld zu verdienen.
rockfrank: Wenn du nächstes Wochenende auf einen Trödelmarkt gehen würdest – nach welchen alten Platten würdest du Ausschau halten?
Ralf Engelbrecht: Ich würde schauen, zu welchem Preis ich die Magma-LP „Üdü Wüdü“ bekommen könnte. Magma habe ich 1973 in Bonn gesehen – das war unfassbar! Damals wurden sie unter dem Slogan verkauft: „Musik, die du noch nie gehört hast.“ Und für mich war das auch so. Besonders der Schlagzeuger Christian Vander war unglaublich. Diese ganze Konzeption der Band war einfach Wahnsinn.
rockfrank: Gut, zum Schluss gehen wir nochmal an die Anfänge der Zeltinger Band. Du hast eben das Café Fleur erwähnt. Da begann quasi alles – mit dem zufälligen Aufeinandertreffen mit dem Schlagzeuger Jaki Liebezeit. Habt ihr dort auch geprobt oder gespielt?
Ralf Engelbrecht: Wir haben generell sehr viel geprobt. Zum einen in der Linde 81 – da haben wir gefragt, ob wir im Keller proben können. Und auch im Roxy haben wir im Keller geprobt.
rockfrank: Aber nicht im Café Fleur?
Ralf Engelbrecht: Nein. Wir haben dort nicht geprobt, aber wir haben ständig nach Proberäumen gesucht. Einmal haben wir auch in einer Diskothek geprobt. Später haben wir in Köln-Ehrenfeld in einem Bunker geprobt. Dort wurde dann auch der zweite Teil der LP „De Plaat im Roxy & Bunker live“ aufgenommen.
photo by: „ Herman the German" Hermann Schulte
Ich bedanke mich für das interessante und informative Gespräch und wünsche dir für die Zukunft alles Gute.