rock will never die
   rock will never die

Kevin Scott (Gov`t Mule)

Der aktuelle Bassist von Gouvernment MuleKevin Scott, stand für ein E-Mail Interview

mit rockfrank.com Rede und Antwort und sprach über seine Karriere,

die neue Zeit bei Gov`t Mule und andere Dinge.

 

rockfrank: Kevin, irgendwo habe ich mal folgendes gelesen:

Begrüßung im Himmel: "Willkommen im Himmel! Hier ist deine Harfe."                Begrüßung in der Hölle: "Willkommen in der Hölle! Hier ist dein Bass."

Hast Du es jemals bereut, Dich für den Bass entschieden zu haben?

 

Kevin Scott: Ich hab’ damals mit dem Bass angefangen Musik zu machen und habe meine Entscheidung nie bereut. Ich liebe dieses Instrument!

 

rockfrank: O.K, zunächst einmal meine Hochachtung zu Deinem Engagement bei den Jamrockern von Gov‘t Mule. Du bist in Alabama geboren, also irgendwie auch im Zentrum zwischen Southern, Country und Jam Rock, hast in der Bluegrass-Band Deines Vaters gespielt und später Erfahrungen mit diversen Stilrichtungen in Atlanta gesammelt. Dein Angang bei Gov‘t Mule scheint durch Deine ganzen Erfahrungen mit der Improvisationsarbeit, die Du bisher praktiziert hast, daher genau der richtige zu sein. Fühlst Du Dich angekommen? Bzw. was war letztendlich der ausschlaggebenden Punkt zum Beitritt in die Southern-Rock Combo für Dich?

 

Kevin Scott: Es fühlt sich für mich wie eine natürliche Fügung an, weil Government Mule eine der sehr seltenen Bands ist, die großartiges Songschreiben mit fantastischer Improvisation verbinden. Über die Jahre hinweg habe ich mit einigen großartigen Songschreibern gearbeitet und war auch mit einigen der besten Improvisatoren der Welt auf Tour. Also für mich ergibt das auf jeden Fall totalen Sinn, dass ich da jetzt Teil der Band bin. 

 

rockfrank: Du bist ein großer Bewunderer von Bruce Hampton, einem Musiker, der Elemente aus Jazz, Southern Rock, Fusion und Jam Rock kombinierte und somit seinen ganz eigenen Stil entwickelte. Alles begann mit einer Platte von ihm, die Du mal auf einem Flohmarkt ersteigert hast. Leider ging Bruce 2017 von uns. Was hast Du am meisten von ihm gelernt, was bleibt Dir in Erinnerung?

 

Kevin Scott: Colonel Bruce hat einen enormen Einfluss in meinem Leben gehabt. Er hatte so eine Art, irgendwie immer das Beste aus Dir herauszuholen, auch in Zeiten, die von Leiden, Bedrängnis und harten Prüfungen geprägt waren. Ich schätze mich sehr glücklich, so lange, wie es möglich war, mit Bruce zusammengearbeitet zu haben und so eine großartige persönlichen Bindung zu ihm haben zu dürfen.                                                   Eines der für mich bedeutsamsten Dinge, die er mich gelehrt hat, ist „Nimm das, was tu tust, ernst. Nicht Dich selbst“. Das ist mein Maßstab für alles, was ich tue.

 

rockfrank: Du bist ein viel beschäftigter Musiker, spielst neben Gov‘t Mule noch beim DARK Quartet, bei FORQ, bist Mitglied beim „Wednesday Night Titans“ Projekt, hast ein eigenes Label gegründet, verfolgst diverse andere Projekte und hast Frau und Hund zu Hause. Wie ist das alles unter einen Hut zu bekommen?

 

Kevin Scott: Ha, ha, das ist eine großartige Frage. Ich war eigentlich schon immer der Typ Musiker, der niemals Pause macht oder mal innehält. Selbst nach zwei Monaten auf Tour; wenn ich dann nach Hause komme, versuche ich immer weiter, soviel (Bass-) Spiel unterzubringen, wie es nur möglich ist. Ich liebe es einfach so sehr.  Die ganzen musikalischen Unternehmungen zu jonglieren, jetzt noch mit dem eigenen Musiklabel, das nimmt definitiv eine Menge Zeit in Anspruch, wenn ich mal nicht auf Tour bin.  Aber ich habe verdammtes Glück, dass ich so eine wundervolle Frau habe, die übrigens auch selbst eine hervorragende Karriere hat.                                                                             Ich glaube, der Schlüssel dazu, alles unter einen Hut bringen zu können, ist zum einen, alles aufzuschreiben und alles, was du tust, zu lieben. Wenn ich es nicht lieben würde, würde ich es nicht machen.

 

rockfrank: Die musikalische Bandbreite an Songmaterialien von Gov`t Mule scheint schier unerschöpflich. Sich all die dazugehörigen Bassparts anzueignen, zumindest jene, die Du für die Tour brauchst, dürfte nicht gerade wenig Zeit in Anspruch genommen haben. Gab es irgendwelche Hilfsmittel, mit denen Du das alles stemmen konntest?

 

Kevin Scott: Oh ja, da war schon heftig, sich so über 200 Songs in so kurzer Zeit draufzuschaffen. Aber ein wichtiger Bestandteil hierfür - für mich zumindest - ist, sich so viele verschiedene Versionen des Songs anzuhören, wie nur möglich. Also, dankeschön ‘nugs.net’! (Streaming Plattform, ausschließlich für live Aufnahmen / Mitschnittte).            Der Schlüssel für mich ist auch, immer zuerst zuzuhören, und dann zu versuchen, die einzelnen Teile auszuklamüsern. Ich mag es, die Songs erst richtig verinnerlicht zu haben, aufgenommen in mich.  Das macht das ganze echt viel einfacher.

     

 

rockfrank: Der Bass ist die Mittelsperson zwischen Schlagzeug und den Harmonien. Wie schwierig ist dieser Job?

 

Kevin Scott: Ich betrachte die Bassgitarre als den Psychiater aller Instrumente. IWir müssen immer fast hellseherisch sein und immer auf den Punkt genau im Moment sein, um reagieren zu können und und alles zu verwirklichen.             

Ich würde mich selbst auch – im Sinne einer Sport-Analogie – als ein Mitglied sowohl der Offensive als auch der Verteidigung eines American Football Teams sehen.

 

rockfrank: Du bist auch ein wenig dem Jazz zugeneigt, ist das richtig? In Deiner Diskografie sah ich beispielsweise eine Beteiligung von Dir auf einer Platte von Mindi Abair, einer amerikanischen Jazz-Saxophonistin.

 

Kevin Scott: Ich habe einen langjährigen (musikalischen) Hintergrund, was Jazz angeht. Ich habe mit John McLaughlin, Russell Gunn, Nicolas Payton, Donny McCaslin, Wayne Krantz, Anton Harris und FORQ sowohl aufgenommen als auch getourt. Ich habe zudem fünfzehn Jahre lang eine reine Jazz-Impro-Session in Atlanta, Georgia, geleitet; also ich sehe mich definitiv zu allererst als Improvisator, vor allem anderen.

 

rockfrank: Gibt es eine Basslinie von Dir, die du als "ground-breaking" bezeichnen würdest? Also beispielsweise wie Queens - Under Pressure. Oder wäre sowas zu kommerziell in Deinem Improvisations-Universum?

 

Kevin Scott: Meinst Du, von allen Sessions, die ich gemacht habe? Also, von dem, was ich kürzlich für Marcus King gemacht habe, da bin ich ziemlich stolz drauf, und auch einige der Basslinien, die ich auf „Verlorener“ (Emil Werstler’s Metal Projekt) gespielt habe, sind ziemlich geil.

 

rockfrank: Wenn Du auf der Bühne stehst, arbeitest Du mit Leadsheets und Chordcharts; liest Du komplett vom Notenblatt oder spielst Du einfach Freestyle?

 

Kevin Scott: Ich versuche, nie irgendwelche Chordcharts oder Notenblätter auf der Bühne zu haben oder sie nicht zu beachten. Ich denke, das würde im (musikalischen) Akt total ablenken, zumindest bei der bestimmten Art von Musik, die ich mache. Ich mache natürlich auch mal Gigs, wo ich die Notenblätter lese, wenn wir zum Beispiel nicht proben konnten und es sehr anspruchsvoll ist, aber ich bevorzuge es, die Songs einfach zu lernen und dann ab auf die Bühne.  

 

 

Sandra B: Wo bzw. wie entsteht Deiner Meinung nach „gute“ Musik? Im Kopf, im Herzen, vielleicht der Anblick einer Landschaft, ein Gefühl oder Erfahrungen? Und wie definierst Du für Dich in diesem Zusammenhang „gut“?

 

Kevin Scott: Ich denke, großartige und gute Musik hat Ihren Ursprung in ihrer Aufmerksamkeit. Ich definiere hier Aufmerksamkeit als eine Mischung all der Dinge, die Du angesprochen hast. Meiner Meinung nach ist gute Musik eine Mischung aus Emotion und Zielgerichtetheit.  

 

Sandra B: Ein Rat von Dir in Deinen Tutorials / Podcasts an aufstrebende Musiker ist, "sich den Song, die Musik, zu eigen zu machen, anstatt das Original bis zur Perfektion zu kopieren". Wie bringt man jemandem das bei? Das wirkt irgendwie 'unlehrbar'. Kannst Du ein Beispiel nennen?

 

Kevin Scott: Ich hatte das große Glück, weit über 100 Schüler in den letzten Jahren unterrichten zu können. Ich sage ihnen immer, sie müssen ihre eigene Stimme finden.       Es ist enorm wichtig, an diesen einen Punk zu kommen, an dem man keine Angst mehr vor der eigenen Stimme hat. Dahin, wo alle Deine vermeintlichen (musikalischen) Unzulänglichkeiten offenliegen. Ich denke, das ist ein Zeichen eines wirklich großartigen Musikers.

 

Sandra B: Wenn man sich Deine musikalisch Vita und die ganzen Projekte anschaut, so wird der durchschnittliche deutsche Zuhörer all das in eine musikalische Nische stecken.

Gibt es aktuell irgendetwas aus dem Mainstream-Bereich, was Deine Ohren registriert haben, oder ist das nicht so auf Deinem Radar?

 

Kevin Scott: Die kommerziellste Musik, die ich wirklich genieße, ist einen Band aus Austin, Texas, die sich die „Greyhounds“ nennt. Das ist meine Lieblingsband auf dem Planeten, und die sind ziemlich kommerziell. Ich empfehle Euch sehr, da mal reinzuhören!

 

 

 

 

rockfrank

 

 

 

 

Übersetzung: Sandra B.