rock will never die
   rock will never die

Danny Myler

04:00 A.M.

 

Titel: 04:00 A.M.

Vö: 13.10.2023

Produced by: Tonbude Solingen

 

Wenn wir in Deutschland über Country-Musik reden, bewegen wir uns immer noch in einem „Nischen-Genre“. Der Country hat hierzulande hat nie die Popularität der Popmusik erreicht, geschweige denn deren Status.

 

Um jenes zu ändern, hat sich nun eine deutsche Künstlerin auf den Weg gemacht, diesen Auftrag zu erfüllen: Danny Myler. Die in Köln lebende Sängerin veröffentlichte im November 2023 ihr Debutalbum „04:00 A.M.“ und steckte damit ganz klar den Rahmen ab. Country ist keine Peripherie mehr!

 

Auf den Songs der Compact Disc jongliert Danny authentisch zwischen traditionellem und New-Country und dekoriert diesen Mix mit ihrer ganz eigenen Note. Ihr gefühlsbetontes Timbre gibt den Arrangements die richtige Wärme und macht „04:00 A.M.“ zu einem rundum gelungenen Debüt. Die Künstlerin entstaubt endlich das viel zu wenig beachtete Genre, verleiht ihm neues Feuer und legt mit Bravour 13 Aufnahmen vor, die es in sich haben.

 

Produziert wurde das Album von Christof Sautter. Mit ihm hat Danny Myler ein ganz besonders Juwel geschaffen, welches wir uns im Folgenden nun etwas eingehender anschauen, vor allem aber anhören wollen.

 

photo by: Anna Tiedemann

 

Der Opener des Longplayers, „Hard morning“, beginnt dann auch fast in der Ausdrucksweise einer unbeschwerten Line Dance Nummer im Stil von Billy Ray Cyrus´Achy breaky heart“. Und obwohl es sich thematisch um ein Trennungssong handelt, ist die unbekümmerte Melodie durchaus gerechtfertigt, denn zu Ende des Tracks ist die Protagonisten des Songs neu verliebt und glückhaft. Da ist der Vergleich zu Billy Ray gar nicht so weit hergeholt, denn auch er singt in erwähntem Song von einem gebrochenen Herzen.                                                                     Wohlklingende County-Klänge machen „Hard morning“ zum perfektem Opener. Besser hätte der Einstand kaum gelingen können, grandios!

 

Hervorzuheben sind auch die Studiomusiker des Albums, die größtenteils aus Nashville stammen, und dem Sound den richtigen Feinschliff verleihen, sowie Christof Sautter, der wie erwähnt, nicht nur Produzent der Platte ist, sondern auch die Drum Parts eingespielt hat.

 

Der Folgetrack, „Make the onions cry“, beschreibt in lässig-beschwingter Nashville-Manier die Beziehung zum Vater der Protagonistin, während die Künstlerin in „Dancing trees“ etwas Fahrt rausnimmt, dafür aber gefühlsmäßig ordentlich zu legt. Der Track nimmt Bezug auf den Albumtitel „04:00 A.M.“ Die Identifikationsfigur des Stücks liegt in den frühen Morgenstunden wach, Gedanken im Kopf an ein vergangenes Ereignis. Das melancholische, akustische Klanggewand passt perfekt zur Szenerie des Songthemas und gibt der Nummer die richtige Untermalung.

 

In „Too far gone“ wird erneut eine vergangene Beziehung thematisiert. Dein Fuß wippt automatisch im Rhythmus der Pedal-Steel, eine makellose Country-Nummer. „Kleine Gedanken machen Lärm“, „Little thougths are noisy“, berichtet von einer gewalttätigen Romanze, musikalisch unterlegt von optima forma filigranen, reduzierten Schlagzeug-Parts und dem gefühlvollen Gesang Danny Mylers.

 

 

Egal ob „Gun away“ (moderner Country-Pop), „Never fall“ (eine Ode an das Landleben, also die county side of life, eine ansprechende Midtempo-Nummer, in der man sich in Dannys Stimmfarbe gerne verliert) oder „As the crow flies“ - die Scheibe ist Country pur! Nach 8 Titeln ist der Rezensent bereits absolut angetan von der künstlerischen Gabe Danny Mylers.

Der Faden zieht sich regsam weiter durch das gesamte Album. Ob „Blue is just a color“, „Let the liquor in“ (wir feiern unser Dasein), „Not today“ (betrübt/wehmütig), oder „Stay for the cake“ (erneut ein Beziehungsthema), die Interpretin chauffiert uns erfrischend anders durch den Silberling und bindet den Hörer mit ihrer Tonkunst unweigerlich an das Country-Feeling.

 

Dabei war es nicht immer nur jenes Genre, welches die Vokalistin hier so ambitiös umsetzt. Punk, Metal und Soul beanspruchten auch schon ihr geistiges Domizil, doch letztendlich landete sie an dem Ort, der ihr das wirkliche musikalische Zuhause gab, die Country-Musik. Gut so, Danny. Die Klangkünstlerin hat das wiederentdeckte Potenzial der Country-Musik erkannt, ihr einen neuen Anstrich verpasst und sie in radiotaugliche Sphären gehoben.

 

Das finale „Louisiana“ ist eine Liebeserklärung an den Bundesstaat, ein Ort, wo man gerne seinen Lebensabend verbringen möchte. Erneut Country-Feeling pur!

 

Fazit: 04:00 A.M. ist eine außergewöhnlich solide Country Platte, die alle Kriterien des Genres erfüllt. Und sie geht weit darüber hinaus. Hier sprechen Niveau und Charakter aus Dannys Songwriting, selbst ihre Balladen wirken nie melodramatisch oder aufgesetzt. Im Gegenteil, Authentizität steht auf der Agenda. Die Country-Ingredienzien, welche ihre Studiomusiker einstreuen, sind wohldosiert und bilden zusammen mit Dannys Stimmfarbe eine perfekte Melange. Ein Debüt, das es in sich hat und auf weitere Veröffentlichungen der Künstlerin hoffen lässt. Den Namen Danny Myler sollte man sich in der deutschen und internationalen Country Szene gut einprägen. Ihre Omnipräsenz ist durchaus schon spürbar und wird das Genre endgültig in unserem Land etablieren.

 

 

 

 

 

rockfrank