Hubert von Goisern; Mit Verwunderung ob des Namens reagierte ich zunächst, nachdem ich jenen zum ersten mal hörte. Ein guter Arbeitskollege hat mich seinerzeit auf ihn aufmerksam gemacht. Mensch bin froh dass das damals geschehen ist, womöglich wäre ich sonst nie auf diesen grandiosen Ausnahmekünstler gestoßen. Wohnhaft und gebürtig aus – Bad Goisern / Österreich. Goisern?! Wo soll dass den sein? Und ich denke der Künstler heißt so? So meine zweite damalige Reaktion. Eigentlich auch egal, denn seine Musik war zunächst das vorherrschende Thema in jener Nacht im Dezember 2012 in Bad Reichenhall, wo ich besagten Kollegen für ein paar Tage besuchte. Es muss gegen 01.30 - 02.00 Uhr in der Nacht gewesen sein, als wir nach einem Wein-getränktem Weihnachtsmarkt Besuch mit anschließender Wirtshauseinkehr stimmig in sein Apartment zurückkehrten und die DVD
„Wia die Zeit vergeht“ einlegten. Ich war wie vom Blitz getroffen! Wie schweinegeil war das denn (wenn ich mich mal so vulgär ausdrücken darf). Absolut authentischer Alpenrock mit einer Begleitband die ihresgleichen suchte, genannt, die Alpinkatzen. Alleine das Soli von Rainhard Stranzinger an der elektrischen Gitarre in dem Song „Weit weit weg“ haut dich aus dem Sockel. Keine Ahnung wie oft ich mir das Stück seitdem bereits rein gepfiffen habe und immer wieder aufs neue davon fasziniert bin. Und wir reden hier von richtig guter Rockmusik aus deutschsprachigem Raum, kein moralischer Ausverkauf ala „Musikantenstadl“ o.ä.. Musik, die im Reich der Bedeutungslosigkeit vegetiert. Hubert von Goisern kombiniert Dialektgesang mit handgemachten Rock `n` roll und heimatverbundenen Stilen, eine perfekte Mixtour. 1994 war leider Schluss mit den Alpinkatzen, der Österreicher machte jedoch Solo weiter und brachte seitdem Beachtliches zu Stande. 2012 durfte ichihn dann auch mal selber auf einem Konzert in Köln erleben, damals war er mit seiner LP „Brenna tuats guat“ unterwegs. Kritisch arrangierte und witzige Texte gepaart mit altbewährter Instrumentalisierung ist diese Platte ein großer Meilenstein in seiner Karriere.
Nun war es an der Zeit jenen Ort in Österreich einmal persönlich aufzusuchen, die Geburtsstätte jenes legendären Künstlers zu besuchen. Hubert von Goisern ist natürlich nur sein geschickt ausgewählter Künstlername, im wirklichen Leben hört er auf Hubert Achtleitner. Geboren 1952 trat er schon als Jugendlicher in musikalischer Erscheinung, spielte in Blasmusikkapellen, kam aber schnell zur Gitarre und fing an Teile traditioneller Volksmusik mit klassischer Rockmusik zu verbinden, was er bis heute auf allerhöchstem Niveau tut. Seine vielleicht kommerziell erfolgreichste Zeit in diesem Genre hatte er mit seiner Band, den „Alpinkatzen“, aber als Solokünstler arbeitet der Liedermacher und Weltmusiker seither unermüdlich weiter, schuf Filmmusiken und initiiert diverse Musikprojekte. Zahlreiche Musikeinflüsse lässt er gerne in seine Songs einfließen.
So ging es also am 02.08.2014 von meiner Unterkunft (einem urigen Bauernhof) am malerischen Attersee nach einem stärkendem Frühstück ins rund 45 Kilometer entfernte Goisern, eine beschauliche, rund 7.500 Einwohner zählende Gemeinde am Hallstättersee, am Rande des Dachsteingebirges gelegen. Was ich mir vor Ort genau anschauen wollte was im Zusammenhang mit dem Künstler steht wusste ich eigentlich gar nicht so genau, ich fuhr quasi einfach aufs blaue. Nach rund 45-minutiger Autofahrt durch die Berg -und Seenkulisse des Attergaus war dass Ziel bereits erreicht, eine große Hinweistafel begrüßte freundlich die Gäste der Stadt, und ein paar hundert Meter weiter dann das offizielle Ortseingangsschild – Bad Goisern.
Nun war ich also in der Geburt -und Heimatstätte der österreichischem Rock und -Folkikone ohne zu wissen, was mich eigentlich erwartete, was ich suchte. Alleine für ein paar Stunden hier zu sein, faszinierte mich. Nach erfolgreicher Stellplatzsuche ging es dann im Spazierschritt durch den Ortskern, welcher sich durch eine Mischung aus kleinen Geschäften, Pensionen oder Hotels, 2 Kirchen sowie einem kleinen Kurpark auszeichnete.
Nein, natürlich hielt ich nicht Ausschau nach einem Denkmal oder einer Ehrentafel des Künstlers, genau sowenig fragte ich einen Einheimischen nach seiner Adresse, um dann bei den Achtleitners zu klingeln und zu sagen: „Grüß Gott, ich bin ein Freund von Wolfgang Niedecken (Frontmann der Kölschrock Band BAP, und befreundet mit Hubert) aus Köln und wollte mich zum Kaffee samt Autogrammstunde einladen....“. Ich ging einfach durch das Städtchen und genoss das zugegen sein. Es war fast so wie ich es mir vorgestellt hatte, nachdem ich einige Bildern in dem Video den Stückes „Goisern“ gesehen hatte. Schließlich entdeckte ich auf dem hiesigen Marktplatz dann aber doch noch etwas von Hubert von Goisern, wenn es auch nur klein an einer Informationstafel hing. Bilder des Musikfest - 180 Jahre Bürgermusik Bad Goisern aus dem Jahr 2014, wo Hubert als Kind der Stadt natürlich nicht fehlen durfte. Auf einem Foto sah ich sein Profil.
Über Goisern sei noch gesagt dass es wohl für seine Wanderschuh Herstellung bekannt ist, eine entsprechende Infotafel fand ich ebenfalls im Ort.
Ansonsten ein beschauliches Städtchen, umrahmt von mächtigen Bergzügen. Wie beschreibt Hubert seine Heimat doch selbst gerne liebevoll im dem Stück „Goisern“ (welches übrigens ein Ray Charles Cover ist, man kennt es unter dem Titel „Georgia“): „Allweil wieder muaß i z`ruck zu dir, sonst halt i`s nimmer aus“. Oder: „Deine Berg und deine Wiesen, de g`hern halt zu mir dazu“.
Nun wollte ich mir das Städtchen aber noch aus einer anderen Perspektive anschauen, schließlich gab es hier die schönsten Berge, und da wollte ich auch rauf. Außerdem suchte ich etwas Ruhe und Gelassenheit mit Blick über das gesamte Gelände. Eine Serpentinenstraße führte hinauf zur Rathlucken Hütte, wo es verbunden mit herrlichem Bergblick, eine mundende Portion Kaasspatzen gab, in der Pfanne serviert! Entsprechend gestärkt ging es dann fußläufig weiter zur "Ewigen Wand", jenes Felsmassiv einen herrlichen Weitblick über Goisern, und das Umland versprach. Nach rund 20-minütigem Marsch durch Wald und Fels wurde erwähnter Höhenzug erreicht. Unverhofft stieß ich hier auf ein Stück Rock `n` roll. Die Bergsteiger und Freeclimber, die an dieser Wand ihre waghalsigen Touren bewältigen, gaben ihren Routen kleine Namen. Diese waren gekennzeichnet durch knappe Metallschildchen, die an dem Fels befestigt waren. Neben dubiosen Bezeichnungen wie "Luck Luke" entdeckte ich zwei Schilder mit der Aufschrift "Beasty boys" und "Genesis". Na wer sagt`s denn, Rock `n` roll ist überall ! Nach wenigen weiteren Schritten war ein Aussichtpunkt angelangt, der einem den Atem raubte. Nicht nur Goisern lag mir zu Füßen, das gesamte Bergpanorama bis hin zum Hallstättersee erstreckte sich vor mir. Der Ausblick war überragend!
Mit diesen wonniglichen Eindrücken neigte sich ein harmonischer Tag dem Ende entgegen, nur schwer konnte ich mich von jenem Aussichtspunkt losreißen. Ich versprach mir fest irgendwann noch einmal hierher zurück zu kehren, vielleicht sogar im Schnee.
Ich traf Hubert von Goisern weder persönlich, noch fand ich ein Indiz über seine Niederkunft hier, aber alleine der Gang durch seine Stadt und der Ausflug zur "Ewigen Wand", waren die Reise allemal wert. Auf der Rückfahrt wurde ich von Radio Oberösterreich überrascht und Arlo Guthrie`s Stimme klang durch den Äther;
„Good morning Amerika how are you“. Ich sagte; „Good bye Bad Goisern, thank you for your famous son“ !
Update 2022; Mittlerweile hat sich Hubert Achtleitner auch als Buchautor verdient gemacht und veröffentlichte 2019 seinen ersten, eigenen Roman "Flüchtig"