rock will never die
   rock will never die

Beth Hart

24.05.2017

Wuppertal

 

Fire on the floor tour

 

 

Beth Harth ist elementar, dass ist Faktum. Stimmlich kann ihr niemand auf dem Sektor das Wasser reichen. Kombiniert mit ihren einfühlsamen, oft schmerzlichen Balladen, oder knallhartem, soulgetränktem Rock, ist sie eine Waffe. Eine Waffe, der du gehorchst, der du dich nicht entziehen kannst. Du bist ihr ergeben. Doch die 1972 in Los Angeles geborene Sängerin mit der ausdrucksstarken Stimme hat allerdings auch schon einige Höhen und Tiefen in ihrer Vita zu verzeichnen. Tiefpunkt war sicherlich ihre Drogenabhängigkeit, die sie zusammen mit den Folgen des Entzugs 2003 auf dem grandiosen Album „Leave The Light On“ verarbeitete. Mit der Unterstützung diverser Ärzte und ihres Mannes Scott schaffte sie damals den Absprung aus dem Teufelskreis. Beth Hart live zu hören ist ein fundamentales Erlebnis. Sie nimmt dich quasi vom Start weg mit in eine entfernte Rock-Galaxie und lässt dich nicht wieder los, bis sie dich im Zieleinlauf wieder in die Realität katapultiert. Sie begegnet jeder stimmlichen Herausforderung mit Präsenz und Phrasierungskunst; das macht sie so einzigartig.

Wuppertal; Die Stadt mit dem bekanntlich sichersten Verkehrsmittel der Welt besitzt oberhalb des Stadtzentrums ein prachtvolles Gebäude welches zu den schönsten Konzerthäusern Europas zählt; die historische Stadthalle. Spätestens seit ihrer Sanierung im Jahr 1995 steht sie wieder im alten Glanz und beheimatet schon viele außergewöhnliche Konzerte. Im Hauptsaal des Gebäudes befinden sich imposante Malereien, prunkvolle Marmorsäulen und Kronleuchter.

 

 

 

Der amerikanische Sänger und Gitarrist Gary Hoey betrat zunächst als Vor-Act die Bühne. Der Bluesrocker aus Massachusetts brachte in seinem knapp 40-minütigen Set bereits den Saal zum kochen. Prägnante Gitarrenlicks und brettharte Riffs zeichneten Garys Spiel aus. Immer wieder betonte er die Schönheit der Location und riss das Publikum mit seinen Bluesrocknummern förmlich mit. Höhepunkt war sicherlich seine Verneigung vor den Angehörigen und Opfern des Anschlages von Manchester, wenige Tage zuvor, und sein anschließender Tribut an Johnny Winter. Dafür wechselte er die Gitarre und hing sich eine Highway 61 (Blechladie) um. Auf dieser spielte er zunächst ein ergreifendes "Amazing grace“ für Manchester und anschließend den Titel „Steamroller“ aus seinem dato aktuellem Album „Dust & Bones“, seinen Tributsong an Johnny Winter.

 

 

Es folgte eine rund 20-minütige Umbauphase, bevor erneut das Licht gedämmt wurde und die Beth Hart Band die Bühne unter großem Beifall betrat. Die Sängerin jedoch fehlte, stellvertretend hörte man sie nur über die Boxen und erwartete ihr unmittelbares Auftreten. Stattdessen richtete sich ein Spot in den hinteren Teil der Halle und Beth Hart tauchte aus dem Nichts im Publikum auf. Gut gelaunt ging sie quer durch das Auditorium und präsentierte ihren Opener „“Close to my fire“.

 

 

Die amerikanische Sängerin und ihre Band ließen sich frenetisch feiern und gaben sich in den ersten beiden Nummern extrem rockig.

Die Amerikanerin nahm anschließend für einige Stücke am Piano Platz und präsentierte mit elementarer Hingabe ruhigere Nummern wie „Coca Cola“ oder „Jazz man“ aus ihrem dato aktuellem Album „Fire On The Floor“.

 

 

Präsentierte man zwischendurch auch immer wieder schnellere Stücke, so war das Gesamtkonzept doch eher von gemächlichen Titeln geprägt, was wunderbar in das Ambiente der ehrwürdigen, alten Halle passte. Beth war unheimlich gut drauf an diesem Abend, band ihr Publikum ein, kommunizierte und erzählte, litt, schrie und rockte. Das Emotionsbarometer schoss drastisch in die Höhe, als sie das Stück „My California“ ankündigte, jenen Song, den sie ihrem Mann Scott widmete, der in der schwersten Zeit ihres Lebens an ihrer Seite war, einer Zeit, die sie ohne ihn wahrscheinlich nicht überlebt hätte. Unter Tränen offenbarte die Amerikanerin uns diesen Teil ihrer Vita. Nach der gänsehautlastigen Nummer wollte der Applaus nicht abreißen, und Scott, der auch zu ihrer Bühnencrew gehörte, trat aus dem Hintergrund hervor und bedankte sich herzlich bei seiner Frau.

Mal rockbetont, mal leise führte uns Beth und ihrer hervorragende Band durch einen emotionalen Abend, der dich vollkommen in seinen Bann zog.

 

 

Dass die Künstlerin auch Gitarre spielen kann bewies sie in einem kleinen Akustik-Set welches sie mit ihrem Leadgitarristen sitzend auf einem kleinen Hocker bestritt.

 

 

Mit dem folgenden „Soulshine“ gab sie einen Allman Brothers Hit zum Besten, der unmittelbar unter die Haut ging. Zum Schluss hin wurde es noch mal betont rocklastig in der historischen Stadthalle; Beth forderte in „Love is a lie“ ihre Fans zum Mitmachen auf, niemanden hielt es mehr auf seinem Platz. Es war gleichzeitig der letzte Song des offiziellen Sets, und die historische Stadthalle bebte. Ein phänomenales Konzert neigte sich seinem Ende entgegen, doch selbstredend gab es noch einen Zugabenteil, der dann wirklich alles zu sprengen drohte. Doch lassen wir erst ein paar Bilder sprechen:

 

Geschafft, emotional, glücklich....Beth Hart ist eine musikalische Macht!

 

Der Zugabenteil schoss dich dann endgültig, wenn nicht schon längst geschehen, in andere Sphären. Beth Hart holte ihren Support, Gary Hoey, auf die Bühne, der zunächst mit der Band spielte und dann zusammen mit der Künstlerin eine absolut ergreifende, tränentreibende Version von Etta James I`d rather be blind“ performte. Beth verausgabte sich vollends in dem Stück der Blues -und Jazzsängerin, steckte all ihre Emotionen und Erregungen in den finalen Song und wurde von einem Gary Hoey begleitet, der seinesgleichen suchte. Besser hätte es ein Joe Bonamassa nicht spielen können. Es herrschte ein unglaubliches emotionales Spannungsfeld zwischen Beth und Gary, welches sich komplett auf die gesamte Halle übertrug. Beth durchlebte den Song, sezierte ihn in seine musikalischen Bestandteile, gab ihm anschließend neues Leben, forderte ihn raus, sie war der Song! Ganz ehrlich, eine der besten Live-Versionen, die ich je gehört habe!

 

 

Dann war Schluss. Eine sichtlich erregte Beth Hart und Band verabschiedeten sich von einem ebenso sichtlich erregten Publikum, das sich gar nicht mehr beruhigen wollte. Es war ein hochemotionaler Konzertabend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird und Lust auf die nächste Tour macht.Beth Harth ist und bleibt ein musikalisches Phänomen.

 

 

 

 

 

rockfrank