rock will never die
   rock will never die

Danny Myler

Ich traf Country-Shooter Danny Myler in den Hexagon Studios in Solingen

und sprach mit ihr über ihr Debüt Album, Musik und aktuellen Themen.

rockfrank: Danny Myler, die deutsche Terri Clark, habe ich neulich irgendwo gelesen. Wenn ich mir Deine Songs anschaue, Deine Stimme höre, die Dynamik in Deinen Arrangements, ein durchaus berechtigter Vergleich. Dabei fing alles ganz anders an: In jungem Alter gründetest Du eine Punkrock-Band (Danny Myler schmunzelt: Als ‚Baby‘ quasi. Mit 14 Jahren, mit blauen Haaren und so...), warst mal im Heavy Metal zu Hause, hast Soul und Funk durchlebt; was hat Dich letzten Endes ‚nach Hause‘ gebracht, zur Country-Musik geführt?

 

Danny Myler: Ich war lange im Rock und Metal Bereich tätig. Ich wollte immer mal wieder Country machen, hab aber nie jemanden gefunden, außer Leute, die mich dafür ausgelacht haben. Und gerade wenn man einmal in der Rock-Schiene drinnen ist, kommt man da auch schwer wieder raus. Irgendwann war dann Corona. Da habe ich gedacht, ‚es läuft eh nichts mehr mit Musik´, und ich habe angefangen, mich mit dem Thema mal richtig auseinanderzusetzen. Ich dachte mir, ich brauche auch keine Leute. Wenn da keiner richtig Bock drauf hat, dann mache ich das halt selber. Ich habe dann den Christof Sautter (Hexagon Studios - Recording, Mixing, Pre-Produktionen und Drum Programmierung) gefragt (allerdings im Zusammenhang mit einem anderen Projekt, wir waren zusammen in einer Metal-Band), was er denn so für ein Demo nimmt, in diesem Studio. Er fragte was ich denn machen will. „Country“.

Das wollte ich auch schon immer mal machen“, war seine Antwort.

 

rockfrank: Du hast im November mit ‚04:00 A.M.‘ Dein Debüt veröffentlicht. 13 Songs aus eigener Feder zwischen New-Country, traditionellen Klängen und musikalischen Bestandteilen, die auch den puristischen Country-Musik-Hörer befriedigen. Du hast das Album unter anderem mit Studiomusikern aus Nashville aufgenommen. Einer davon ist Reggie Duncan, ein hervorragender Pedal-Steel Player. Erzähl mal, wie ist es zu der Zusammenarbeit mit ihm und den anderen amerikanischen Musikern gekommen und wie verlief letztendlich der Aufnahmeprozess?

 

Danny Myler: Modern, klassisch, über das Internet. Man muss halt schauen, wen kann man da anschreiben, wen kann man nehmen.

 

rockfrank: Du warst also nicht vor Ort?

 

Danny Myler: Ich war nicht vor Ort, nein. Christof hat das am Anfang übernommen, und dann haben wir die Musiker einfach angeschrieben, und die hatten da dann richtig Bock drauf.

 

rockfrank: Auf Tour hast Du aber eine andere Begleitband bei Dir, die ‚Midnight Buffalos‘.

 

Danny Myler: Genau. Die haben wir dann zusammengestellt, als das Album fertig war. Es ist halt einfacher zu sagen, „Hier ist das Produkt, wollt Ihr das spielen oder nicht?“. Dann wissen die, was auf einen zukommt, und es gibt nicht den klassischen ‚Bandstress‘ mit künstlerischen Differenzen etc.

 

rockfrank: Wie zufrieden bist Du mit dem Ergebnis von 04:00 A.M., und wie war die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bisher?

 

Danny Myler: Ich bin natürlich 100 Prozent zufrieden. Obwohl ich ein Mensch bin, den man nur ganz schwer zufrieden stellen kann. Das kann der Christof nur bestätigen (lacht im Hintergrund). Wir hatten schon die ein oder andere Diskussion, weil es nicht perfekt genug sein kann für mich. Aber dafür ist der Zufriedenheitsgrad schon bei 100 %. Ich hätte nie gedacht, dass so etwas dabei herauskommt, als wir angefangen haben. Hätten wir beide nicht gedacht (Christof bejaht). Ich hätte auch nie geglaubt, dass die Resonanz so groß ist. Ich wollte einfach eine Debüt CD machen und schaue mal, was auf dem Markt überhaupt passiert. Positioniere mich und sage „Hallo hier bin ich“. Das war anscheinend ein sehr lautes „Hallo“ (Danny schmunzelt).

 

 

rockfrank: Im Dezember 2023 hast Du den deutschen Rock & Pop Preis in der Kategorie ‚Country‘ gewonnen. Ist das für Dich eine Bestätigung Deiner Arbeit? Ansporn für neue Songs?

 

Danny Myler: Auf jeden Fall. Ich hätte frühstens in drei Jahren mit irgend so was in der Art gerechnet. Dass das jetzt im ersten Jahr direkt kam, das war ´wow´ überraschend. Ich habe nicht nur einen Preis, sondern zwei Rock & Pop Preise. Einmal bester Country-Act und bester Country-Song.

 

rockfrank: Wenn Du neue Songs schreibst, wie gehst Du beim Entstehungsprozess vor? Gibt es zuerst eine Melodie in Deinem Kopf, eine Strophe, eine Akkordfolge, eine Hook-Line oder brauchst Du vielleicht eine bestimmte Atmosphäre oder Umgebung zum Songschreiben?

 

Danny Myler: Es ist ganz unterschiedlich. Ich glaube jeder Song auf dem Album ist irgendwie anders entstanden. Manchmal hat man eine Hook-Line im Kopf, manchmal hat der Christof gesagt: „Guck mal, ich hab´ hier einen coolen Beat mit einem tollen Riff“. Wir haben viel zusammengearbeitet in den Arrangements von den Songs. Oder ich habe mal einen Song mitgebracht, nur mit Gitarre und Melodie und Christof sagte: „Nee, da kannst Du keine Ballade mit machen, da müssen wir etwas Schnelles draus machen“. Also ganz, ganz unterschiedliche Entstehungsweisen. Little thoughts are noisy habe ich beispielsweise schon vor 20 Jahren geschrieben, den haben wir wieder rausgeholt. Manchmal ist auch erst ganz lange eine Melodie da, aber mir fällt kein Text ein. Dann passiert irgendwas, oder jemand sagt was, und das wird dann aufgegriffen.

 

rockfrank: Sind Deine Songs in Teilen auch autobiografisch, oder schreibst Du fiktive Geschichten?

 

Danny Myler: Teils, teils. Es gibt definitiv autobiografische Sachen, aber auch Sachen, die ich mitbekommen habe. Z.B. Little thoughts are noisy. Das habe ich vor Jahren bei einer Freundin erlebt und hat mich natürlich sehr beschäftigt, sodass ich mich mit Thema auseinandergesetzt habe und daraus resultierend den Song geschrieben habe.

 

rockfrank: Du hast mal gesagt, „Für mich stellt das Songschreiben eine Herausforderung dar, die mir alles abverlangt bis hin zur maximalen Erschöpfung“. Kannst Du das näher erläutern? Wie wirkt sich das in der Praxis bei Dir aus?

 

Danny Myler: Teilweise passiert das bei Songs, die einem den Schlaf und die Nerven rauben; man verausgabt sich regelrecht mental daran. Es war teilweise so, dass, wenn ein Song fertig war, ich in ein kleines Loch gefallen bin. Ich habe etwas erschaffen, aber die Kurve ging (auf Grund der Thematik des Songs) kurzzeitig runter.

 

rockfrank: Kam es Dir mal in den Sinn, auf Deutsch zu Texten und zu Singen? Also auf die Country-Musik bezogen? Leider werden deutsche Country-Interpreten, ich denke dann an Truck Stop oder Tom Astor, nach wie vor gerne in die Schlagerecke geschoben. Also, hast Du schon mal deutsche Songs geschrieben oder daran gedacht?

 

Danny Myler: Nein. Ich kann‘s nicht, ich kann nicht deutsch singen. Das hört sich vielleicht komisch an (Christof Sauttner lacht bereits herzlich im Hintergrund und sagt „Wir haben es noch nie probiert“), aber wir können es mal versuchen (augenzwinkernd). Also was ich persönlich nicht gut finde, ist, dass es halt welche gibt, die Schlager machen und dabei einen Cowboyhut aufsetzen und somit genau das Bild versauen, welches ich wieder zurück bringen will in die deutsche Country-Szene. Aber es gibt auch Leute, wie den Nick Wallner, ich weiß nicht ob Du den kennst, der macht deutsche Texte auf ‚richtige‘ Country-Musik. Das ist authentisch als deutscher County-Künstler.

 

rockfrank: Wir haben es eben schon mal in Bezug auf deutsche Country-Musik thematisiert, wo siehst Du mittlerweile die internationale Country-Musik in Deutschland/Europa? Positiv ist zu erwähnen, dass immer mehr Künstler aus den Staaten den alten Kontinent besuchen, z.B. im Rahmen der Reihe ‚Sound of Nashville‘. Hier ist auch Köln ein zentraler Punkt, wo in Kürze Jordan Davis auftreten wird, Lainey Wilson, Lakeview, Brett Young, und sogar Darius Rucker stattet der Domstadt einen Besuch ab.

 

Danny Myler: Ich finde es super, dass man einige Künstler hier rüberholt. Ich hatte aber auch Kontakt zu einer Konzertagentur, wo ich eine E-Mail hingeschrieben habe und gesagt habe, Ihr müsst auch mal die Locals hier fördern, Ihr könnt nicht immer nur die Amis hier rüber holen. Es wäre auch mal gut, wenn man als Local beispielsweise als Vorgruppe spielen kann. Das vergessen die momentan leider so ein bisschen. Siehe auch dieses C2C-Festival in Berlin. Da kommen auch nur Amis. Da wäre es halt gut, wenn man auch mal, zumindest bei kleinen Veranstaltungen, die deutsche Country-Szene mitberücksichtigt würde.

 

photo by: Anna Tiedemann

 

rockfrank: ‚Leider‘ auch der Blick auf ernstere Themen: Bauern-Proteste, Ukraine-Krieg, AFD, Donald Trump, allgemeine Unzufriedenheit in der Bevölkerung: Die weltpolitische Lage ist schon lange in einer großen Schieflage. Inwiefern nimmst Du das als Musikerin war? Ich meine, Musik ist ja auch ein Sprachrohr, welches durch viele Protestsongs schon oft genutzt wurde. Siehst Du da eine persönliche Möglichkeit für Dich oder wie gehst Du mit solchen Nachrichten um?

 

Danny Myler: Mit den Bauern bin ich natürlich solidarisch, weil es in meiner Familie auch einen Bauernbetrieb gibt. Dadurch bin ich da ein wenig näher dran, an dem ganzen Country Lifestyle. Krieg ist immer krass. Ich kann mir schon vorstellen, das mal in einem politischen Song zu verarbeiten. Als Künstler ‚traut‘ man sich auch oft nicht, weil man auch viel Shitstorm bekommen kann. Aber für mich definitiv eine Möglichkeit, sich zu artikulieren.

 

rockfrank: Okay, danke. Zu guter Letzt, was hört Danny Myler privat? Wenn Du mir jetzt die Playlist in Deinem Handy offenlegst, was würde ich zu hören bekommen?

 

Danny Myler: Spotify hab‘ ich nicht privat, weil ich das verteufele.

 

rockfrank: Nein, nein. Generell meinte ich.

 

Danny Myler: Also meine ‚Mixtape‘-Kassette meinst Du. Ist überwiegend Country, 90 % Country. Aus den aktuellen Charts 0 %. Hier und da von früher ein paar Rockstücke. Schlager gar nicht. Ein paar klassische Nummern höre ich ab und zu ganz gerne. Miley Cyrus mag ich auch. Da hört man immer den Country mitschwingen. Miranda Lambert höre ich gerne und Cody Johnson. Wenn mir jemand Taylor Swift Tickets schenken würde (die erste Platte war super - Country, aber mittlerweile...). die würde ich verkaufen.

 

 

Ich bedanke mich für das interessante Interview und wünsche Dir für Deine musikalische Zukunft alles Gute!

 

photo by: rockfrank