rock will never die
   rock will never die

   Im Gespräch mit....Sari Schorr

photo by: rockfrank

 

Zum Auftakt ihrer "Freedom" Tour 2023 hatte ich die Gelegenheit der amerikanischen Blues-Rock Sängerin Sari Schorr ein paar Fragen zu ihrem neuen Album, dessen Enstehung und anderen Dingen zu stellen.

 

Im Vorfeld:

 

Sari Schorr: Lass mich sagen, dass das, was Du tust, wichtig ist. Es ist wirklich wichtig. Weil Du den Menschen hilfst, neue Musik zu entdecken. Und das ist etwas, das nationale Zeitungen so nicht machen. Also, es ist die härtere Arbeit, die Du leistest. Gute Arbeit!

 

rockfrank: Ich bin da nicht so sicher…. Aber vielen Dank! Du sprichst ein bisschen Deutsch?

 

Sari Schorr: Ein bisschen …. Nicht genug, um Dich zu beeindrucken.

Interview:

 

rockfrank: Der heutige Abend ist der Startschuss zu Deiner Tour hier in Deutschland, die pandemiebedingt in den letzten drei Jahren mehrere Male verschoben werden musste.

Wie fühlt es sich nun generell für Dich an, wieder auf Tour zu gehen? Was sind Deine Erwartungen? Werden die Fans vielleicht verändert sein?

 

Sari Schorr: Was ich festgestellt habe, ist, dass jeder Live Musik nun mehr denn je zu schätzen weiß. Aus Sicht der Band sind wir noch dankbarer als vorher, unsere Arbeit machen zu dürfen; weil man es in den ganzen Jahren, die ich schon auf Tour gehe, für selbstverständlich gehalten hat. Es ist einfach etwas, was Du tust, ein Teil Deiner Arbeit.

 

Aber dann, wenn es Dir weggenommen wird, und Du das erste Mal in Deinem Leben Deinen Job nicht machen kannst, dann wird Dir klar, wie sehr Du es vermisst; Du erkennst, wie sehr es Dich als Mensch definiert.

 

Und auch die Konzertgänger hatten keinen Ort, um das Leben zusammen mit anderen Meschen in einer schönen Art und Weise zu feiern. Mit Gleichgesinnten, die alles etwas Positives und Wunderbares in der Welt genießen möchten, weil es jetzt so viele Probleme auf der Welt gibt. Musik war schon immer wichtig, den menschlichen Geist, die Stimmung zu heben.

 

photo by: rockfrank

 

rockfrank: Du wist hoffentlich einige Deiner neuen Songs, die auf dem neunen Album erscheinen werden, im Gepäck haben. Wir haben in Deiner E-Mail gelesen, dass die Arbeiten daran fast abgeschlossen sind. Wann wird es denn nun veröffentlicht?

 

Sari Schorr: Wir werden das Album definitiv im Herbst rausbringen, im September.             Und wir taten uns wirklich schwer darin, die Setliste für die Tour zusammenzustellen, weil wir dafür die Fans nach ihren Lieblingssongs gefragt haben und nun ein drei-Stunden Konzert spielen müssten, um auch das neue Material unterbringen zu können.  Es ist fantastisch, zu viele Songs zur Verfügung zu haben, aber wir hatten wirklich lange Diskussionen mit der Band, welche Songs in 90 Minuten gespielt werden sollen. Wir kamen an den Punkt, wo es mit dem neuen Material und den Favoriten zusammen wirklich schwierig wurde …. Ich hoffe, wir können die meisten Menschen glücklich machen.

 

rockfrank: Du warst letztes Jahr in den Schweizer Bergen. Hat es Dir bei der Inspiration für neue Songs geholfen?

 

Sari Schorr: Das hat es. Es war sehr inspirierend. Ich hatte einen Schreibtisch vor einem Fenster mit Blick auf einen Berg. Und dann, eines Tages, kamen Schafe den Berg hinunter, und ich habe mich ihnen angeschlossen. Für einen Tag war ich also Schafhirtin. Das war unglaublich. Und dann ging ich noch in den Bergen wandern und dachte, weißt Du, ich bin ein guter Wanderer, ich laufe so fünf Stunden ohne Probleme….

Ich hatte solche Angst, in der Schweiz ist alles so viel schwieriger. Ich wanderte einen Pfad direkt am Steilhang entlang, schlussendlich war ich nicht mehr am Wandern, sondern krabbelte auf allen Vieren, auf Händen und Knien. Es war sehr peinlich. Ich dachte, die Bergrettung muss mich mit dem Helikopter abholen. 

 

rockfrank: Was war denn nun die Inspiration? Waren es die Schafe oder die Berge?

 

Sari Schorr: Die Schafe. Nachdem wir die Schafe runter ins Tal gebracht hatten, gab es Rochefort, den Käse, und die Leute haben mir das Jodeln beigebracht. Es war so inspirierend.

Und weißt Du, wenn Du Deinen Geist frei machst, wenn Du Dir eine Pause gönnst, also wirklich weg von der Musik, und dann zurückkehrst zu dem Song und den Text zu Ende schreibst…einen Song, den wir heute Abend spielen werden; er heißt “My Friend”. Den habe ich dort fertiggestellt, es ist ein schwieriger Text, aber die Schafe, die Schafe haben mir geholfen.

rockfrank: Was ist Deine Herangehensweise, um neue Songs, neue Musik zu schreiben? Fängst Du mit dem Text an oder hast Du gleich ein Riff im Kopf; woher kommt die Inspiration?

 

Sari Schorr: Gute Frage...

 

rockfrank: Oder ist es vielleicht nicht immer die gleiche Art und Weise, wie Du da herangehst?

 

Sari Schorr: Tatsächlich ist es immer der gleiche Weg. I wünschte, ich könnte mit dem Text beginnen, aber es ist immer eine Melodie, es beginnt immer mit einer Akkordfolge. Ich höre sofort eine Melodie; ich höre Melodien immer sehr schnell. Und dann fange ich an, irgendwelche ausgedachten Worte zu singen, wie „dodadebop“, und dann nehme ich es auf und mache mich dann daran, den Text zu der Idee zu schreiben. Und der Text kommt von der Musik. Sie spricht richtiggehend mit mir, sagt mir, was genau sie sein möchte. Und ich habe so viele verschiedene Ideen, die ich zu Songs verarbeiten möchte; aber jedes Mal ist es der Song, der mich führt. Ich kann ihm nicht sagen, wo es langgehen soll.

rockfrank: Dein erstes Album war sehr Blues orientiert, vergleichbar mit Billy Holiday oder Bessie Smith. Sind dies Künstlerinnen so etwas wie Vorbilder, die einen Einfluss auf Deine Musik haben oder in der Vergangenheit hatten?  

 

Sari Schorr: Ja, definitiv. Ich habe tatsächlich mit den großen Jazz Sängerinnen begonnen, wie Du gesagt hast; Bessie Smith, Billy Holiday, Ella Fitzgerald, Sarah Vaughn. Und dann war ich ziemlich in Richtung R&B unterwegs, Stevie Wonder, Gladys Knight, Chaka Khan.  Und dann, weißt Du, ging es mehr zum Rock, The Who, Led Zeppelin…als ich mein lyrisches Schreiben entwickeln wollte, meine Fähigkeiten als Texterin, da war ich ganz bei Tom Waits und Bob Dylan. Also es waren quasi verschiedene Entwicklungsstufen. 

 

 

Unterbrechung des Interviews, da Sari von der Band nun beim Soundcheck benötigt wird. Und wir dürfen dabei sein!

 

photo by: rockfrank

 

rockfrank: Wir können Deine Musik nicht nur downloaden oder auf CD kaufen, sondern auch auf Vinyl erwerben, was großartig ist. Ist Dir das wichtig, gerade in der heutigen Zeit, mit der ganzen digitalen Verfügbarkeit von Musik?

 

Sari Schorr: Ja. Ich finde, es hat etwas ganz Besonderes, ein Album in der Hand halten zu können, die Kunst des Covers zu sehen und die Begleittexte zu lesen. Und der Sound ist warm; es versetzt mich dahin zurück, wie ich früher Musik gehört habe. Ich habe meinen ersten Plattenspieler geliebt. Ich habe wochenlang mein Geld, das ich fürs Babysitten bekommen habe, gespart, um ihn kaufen zu können. Und einer meiner Freunde fuhr mich zum Geschäft, das war eine große Schache für mich. Ich habe dann so viele Platten gekauft, dass ich tatsächlich einen „Deckel“ bei dem Plattenladen hatte, ein eigenes Konto, und habe monatlich eine Rechnung zugeschickt bekommen.

 

rockfrank: Wie sieht es mit dem neuen Album aus? Werden wir es auch auf Vinyl bekommen können?

 

Sari Schorr: Ja. Es gibt aber eine große Verzögerung bei den Herstellern; es wird also nicht sofort als LP herauskommen, das wird ein paar Monate dauern.

rockfrank: Ich habe gelesen, dass Du diesen Sommer im Vorprogramm von Kiefer Sutherland in Deutschland auftreten wirst. Was bedeutet Dir das?

 

Sari Schorr: Leider hat es da terminliche Schwierigkeiten gegeben, und ich werde vermutlich nur die Shows in England spielen.

 

rockfrank: Wie steht es um Deinen sehr bekannten Stimmumfang von fünf Oktaven? Das ist die gleiche Bandbreite wie bei Aretha Franklin, Celine Dion oder Mariah Carey. Wie stellst Du sicher, dass es auch so bleibt, dass Deine Stimme gesund bleibt? Ist es der Tee mit Honig oder der Tee mit Zitrone?

 

Sari Schorr: Weißt Du, es ist eher das, was ich nicht mache, als dass, was ich dafür mache. Ich trinke nicht, wenn ich auf Tour bin. Ich bin eh kein großer Trinker, aber mein Mann ist im Weingeschäft, wir haben also einige tolle Weine.

 

Aber wenn ich auf Tour bin….mit dem Alkohol, weißt Du, ich versuche, ihn wegzulassen…Ich liebe Whiskey, aber…. Also, kein Alkohol. Ich nehme auch nicht zu viel Koffein zu mir. Und sonst eigentlich nur Ruhe, ich versuche, Entspannung und Sport einzubauen, Laufen zu gehen und den Stress außen vor zu lassen.    

 

rockfrank: Wie sieht es mit Sightseeing aus an Deinen freien Tagen. Hast Du Zeit dafür?

 

Sari Schorr: Ja, weil ich früh aufstehe. Ich bin ein Morgenmensch und bin lange vor der Band auf und gehe raus, gehe Laufen und hab so Zeit für einige Sehenswürdigkeiten. Ja, ich setze es mir zum Ziel, soviel wie möglich anzuschauen. Das ist mir wichtig.

 

 

Sari fängt an zu kichern und begrüßt mit einem Kuss - nicht ihren Ehemann – sondern ihren Produzenten, Henning Gehrke, und stellt ihn uns als denjenigen vor, der für die tollen Songs verantwortlich ist, die wir später am Abend hören werden.

Auch ein sehr guter Freund und Bodyguard während der Zeit im Studio wird uns vorgestellt, verbunden mit der Empfehlung, uns nicht mit ihm anzulegen ?

 

rockfrank: Bemerkst Du irgendwelche kulturellen Unterschiede in der Art und Weise, wie Deine Fans auf Dich reagieren, wie sie Dich wahrnehmen oder auf die Musik reagieren?

 

Sari Schorr: Oh, absolut. Die Fans in Deutschland sind die Besten! Dieses Interview bitte nicht in England veröffentlichen…:-)

 

Im Ernst, wir lieben es, nach Deutschland zu kommen. Zunächst einmal haben wir viele der Songs ganz in der Nähe von hier geschrieben. Es ist also so etwas wie unser Basislager. Und weißt Du, anfangs ist das deutsche Publikum ein bisschen so wie „Vielleicht mag ich Dich, vielleicht nicht. Bleibt abzuwarten, muss ich noch entscheiden…Werde mal nicht sofort zu begeistert sein…“

 

Wenn wir in anderen Teilen der Welt unterwegs sind, wie zum Beispiel in den Staaten oder Italien oder Frankreich, die rasten gleich aus.

 

Hier musst Du härter dafür arbeiten, und das mag ich. Das ist auch so in New York.

 

Und, ich meine, in Kalifornien, weißt Du, jeder mag jeden; also das ist eigentlich langweilig. Aber hier, das ist wirklich ein anspruchsvolles Publikum; Du musst Dein Bestes geben, weil es die Deutschen merken, wenn nicht…Sie mögen keinen „Scheiß“. Mögen sie wirklich nicht. Und dann die Männer, die sind so attraktiv, ich muss schon sagen, deshalb komme ich immer wieder hierher. Schau nur, schau Dir das an.

 

Sari zeigt auf die umstehenden Männer und meint, ich sollte Interviews fürs Fernsehen machen…

 

rockfrank: Vielen Dank für Deine Zeit. Ich werde das Interview zeitnah auf meiner Homepage einstellen. Es wird eine deutsche und eine englische Version geben, und ich werde Dir die Links dazu schicken.

 

Sari Schorr: Ich habe zu danken. Auch danke für die tollen Fragen!

 

 

Interview: rockfrank u. Sandra B.

Übersetzung: Sandra B.