rock will never die
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Auf den Spuren von Bruce Springsteen

1995 - Bruce Springsteen und Wolfgang Niedecken rocken Berlin

 

Wer kennt es nicht, dass Video zu Bruce Springsteen`sHungry heart“. Doch was für eine Geschichte steckt dahinter? Wo genau in Berlin wurde es gedreht, unter welchen Umständen, und gibt es das Cafe auch anno 2016 noch? All diesen Fragen gehen wir nun durch einem Kurztrip in die Hauptstadt nach, um jenen Rock-geschichtsträchtigen Ort auszusuchen. Eine kleine Zeitreise, nicht nur für Springsteen Fans. Wir schreiben Donnerstag den 14. Jänner 2016, 09.16 Uhr, Wuppertal. Hier startet der ICE 555 Richtung Osten. Draußen ist es kalt geworden, aber noch Schneefrei, der Winter ist spät dran in dieser Saison. In den großen Unterwegs-Städten nehmen wir weitere Reisende auf; Hagen, Hamm, Bielefeld, Hannover. Pünktlich um 13.21 Uhr erreicht der Zug dann den Endbahnhof, Berlin-Gesundbrunnen.

 

 

Von jener Station sind es nur noch wenige Minuten mit der Ringbahn zum Bezirk Prenzlauer Berg. Denn genau hier stand damals das Café Eckstein, vor dem der Dreh, und im weiteren Verlauf ein Mini-Konzert, stattfand. Ich fahre also zur Station Schönhauser Allee, von wo es nur noch wenige Schritte zur Pappelallee 73 sind. Und ja, ein großes schönes Eckhaus schmückt die Straßenzeile. Im Erdgeschoss; Das Café Butter. Richtig, der Name hat sich im Laufe der Zeit geändert. Aus Cafe Eckstein wurde wurde Cafe Butter. Hauptsache es war noch da.

 

 

Hier wurde anno 1995 der Song zum Video „Hungry heart“ aufgenommen. Meinen Recherchen zufolge war es ein Sonntagnachmittag, wo das Event stattfand. Eigentlich sollten nur geladene Gäste für die Produktion anwesend sein. Springsteen jedoch war damit nicht ganz eiverstanden, er wollte mehr Fans. So ging zeitweilig eine Verlautbarung durch diverse Radiostationen, in denen Menschen in der Stadt „aufgefordert“ wurden zum Ort des Geschehens zu kommen. Einige hundert Anhänger sollen es dann letztendlich gewesen sein, die den Abend ihres Lebens erlebten! Und nun stehe ich genau vor jenem Café, im Kopf lasse ich das Video Revue passieren, Springsteen rockt das Areal. Die Hauptstraße, welche unmittelbar vor dem Café verläuft musste für einige Stunden gesperrt gewesen sein, bedenkt man das Verhältnis der anwesenden Menschenmenge im Video.

Mit dabei damals, und dass finde ich persönlich ganz besonders bedeutend, Wolfgang Niedecken, der Frontmann der Kölner Rockband BAP. Die zwei Vollblutmusiker sind gute Freunde, und der „Boss“ lud ihn damals wohl zum Videodreh ein. Kennengelernt haben die beiden sich erst im gleichen Jahr, als Niedecken auf Wunsch der ARD nach New York flog, um mit Bruce Springsteen ein Interview führen.

 

Da das ganze ja ein offizielles Musikvideo werden sollte, ging es leider nicht komplett live, und so erstellte man in 4 Sets, a 2 „versuchen“, ein sogenanntes Halbplayback. Wolfgang Niedecken sah man anfangs den Respekt, die Ehrfurcht vor seinem Freund an, brav steuert er seinen Part dazu, gewann aber im Laufe der Einspielungen mehr und mehr an Fahrt und Spielfreude. Nicht jeden Tag schließlich steht man neben Bruce Springsteen auf einem Podest!  Die Begleitmusiker übrigens waren keine Mitglieder der E-street Band sondern von Wolfgang Niedeckens Leopardenfellband, seinerzeit ein Soloprojekt des Kölner BAP Musiker, in welchem er Lieder von Bob Dylan mit kölschen Texte versetzte. Im Einzelnen waren es Bertram Engel an den Drums, der Hamburger Musikproduzent und Komponist Pascal Kravetz bediente die Keyboards und der Engländer Ken Taylor zupfte den Bass. Die Bühne wohl winzig klein, der Ausdruck Podest nicht umsonst gewählt. Alles ereignete sich direkt vor den Fenstern, der Türe des Kaffeehauses.

 

 

Im Anschluss an den offiziellen Dreh drehte der Boss dann nochmal richtig auf und gab den jubelnden Fans ein echtes Live Konzert, bestehend aus den Songs „Honky tonk woman“ (Rolling stones cover), „Thunder road“, "Glory roads“, "Jumpin` jack flash“ (Rolling stones cover) und „Twist and shout“ (The Top Notes cover). Zwischen den Halbplaybacks zu „Hungry heart“ gab er außerdem noch „Down the road a peace“ (Will Bradley cover), „Boom boom“ (John Lee Hooker cover) „Knockin´ on heavens door“ und "Highway 61 revisted“ (beides Bob Dylan cover) zum Besten. Was für ein geiles set!!!!!

 

Nun wird es aber Zeit die Gaststätte einmal von Innen zu betrachten und mit einem gerstenhaltigen Getränk auf Vergangenes anzustoßen. Leider war in 1995 nicht selber dabei, dass Internet steckte noch in den Schuhen, und so erreichte mich die Botschaft des Video Drehs in der Metropole erst viel später….. Das schlichte Ambiente des Lokals wirkt beruhigend, von Stress oder Hektik keine Spur.

 

 

Ich suche nach einer Erinnerung an jenes Ereignis, kann aber leider nicht mal ein Foto an der Wand ersichten. Gut, wahrscheinlich haben im Zuge der Umbenennung des Lokals auch die Besitzer gewechselt, welche ihre eigenen Ansichten haben. Ich bin kurz geneigt die junge Bedienung danach zu fragen, aber angesichts ihres Aussehens ist sie 1995 bestenfalls geboren worden und kennt Bruce Springsteen vielleicht nur aus dem Wortschatz ihrer Eltern…… Ich leer mein Glas, schaue mich noch einmal um, schwelge in der Vergangenheit und verlasse dann das ehemalige Café Eckstein.

Das also soweit meine kleine Story über „Hungry heart“.

 

Natürlich fahre ich nicht unverrichteter Dinge zurück, denn mein Berlin Besuch hat noch eine zweite Bewandtnis. Einen der Protagonisten will ich heute Abend nämlich noch live sehen; Wolfgang Niedecken selbst ist in der Stadt und gibt ab 20 Uhr mit seiner Band BAP ein Konzert im Heimathafen! Es ist ein sogenanntes „warm-up“ Konzert, welches als „Feuerprobe“ zur anstehenden Jubiläumstour der Band (40 Jahre) gilt. Das der Boss auch für einen gemeinsames Song auftauchen wird halte ich eher für unwahrscheinlich, aber sollte es doch der Fall sein werde ich euch berichten!

 

Hier noch ein paar bildliche Eindrücke:

 

                                                    Heimathafen

 

 

all photos by: rockfrank

 

 

 

 

 

rockfrank