rock will never die
   rock will never die

Marcus King

02.11.2016

Köln

 

Ich habe heute die Zukunft des Rock `n` Roll gesehen, ihr Name war Bruce Springsteen“. So äußerte sich 1974 einst der Musik-Kritiker und späterer Manager Springsteen`s, Jon Landau, über den dato noch jungen Künstler. Diese Aussage könnte man anno 2016 exakt so übernehmen. Nur mit einer kleinen Namensänderung. Ich habe heute die Zukunft des Rock `n` roll gesehen, ihr Name war Marcus King!

 

Dass die MKB hervorragende Livefähigkeiten besitzt wissen wir spätestens seit dem Mountain Jam 2016, wo sich King zusammen mit Warren Haynes die Bühne teilte. Konstitutives Element für den Sound der Band ist der selbsternannte „soul-influenced psychedelic rock“, also eine Mischung aus Southern Rock/Soul, Blues, Psychedelic, Funk, Jazz, Country. Die Band entledigt sich dabei jeder Genrezuordnung, der Leitgedanke jedoch bleibt hierbei selbstredend der Rock `n` Roll. Man muss es einfach selbst erfahren. Im November 2016 kam das Ensemble dann erstmalig für ein paar Live-Termine nach Europa und besuchte in diesem Rahmen auch die Domstadt Köln, wo man im Yardclub der Kantine auftrat. Der junge Künstler hat im Übrigen deutsche Wurzeln, seine Oma stammt aus München. Aber das nur nebenbei. Die Band kam auf direktem Weg aus Paris, wo sie am Vorabend aufgetreten war, und traf um 16.30 Uhr am Veranstaltungsort in Köln ein.

 

 

 

Um 20.30 Uhr betrat die Marcus King Band unter großem Beifall das kleine Podium. Eröffnet wurde das Repertoire mit „Ain`t nothin´ wrong with that“, welches auch der Opener ihres dato aktuellen Albums, „The Marcus King Band“, ist. Die Jungs legten von Beginn an eine ekstatische Spielfreude an den Tag, wirkten trotz des Tour-Stresses frisch und unverbraucht. Marcus King zelebrierte unglaubliche, professionelle Gitarrenläufe, die ohne weiteres auch von Warren Haynes sein könnten. Die ganze Combo strahlte genau das aus, wovon Landau 1974 über Springsteen schwärmte: Aufstrebende, authentische junge Musiker, die sich einen Dreck um Mainstream und Plattenbosse scheren, und einfach nur ihr Ding machen. Wobei King hier nicht versucht zu erneuern, sondern zu erweitern; und das gelingt ihm mit der rohen Energie seiner jungen Jahre mehr als beeindruckend!

 

 

Als King dann den Abend mit einem fröhlichen „Guten Tag“ eröffnete und die Rhythmussektion, inkl. Bläsersätze, die ersten Töne von „Ain`t nothing wrong with that“ anstimmten, war bereits klar; Dies wird ein besonderer Abend. Der junge Musiker genoss sichtlich die Atmosphäre und startete mit seiner Band bereits relativ früh im Programm einen rund 20(!)-minütigen Jam aus „She`ll be coming back“ / „Have you ever loved a Woman“, nach jenem auch die letzten Kritiker ihre Zweifel über Board warfen und sich dem Dargebotenem vollends hingaben. Auch in den Texten sprüht Markus King nur so von Eloquenz, schöpft trotz seiner jungen Jahre bereits aus einer umfangreichen Vita. Die introspektive, Lebens beschreibende Ballade „The man you didn`t know“ z.B. erzählt von einer glücklosen Beziehung King`s und erfüllte den kleinen Konzertsaal mit Atmosphäre. Die intime Stimmung glich einer häuslichen Kommune, wir waren für einen Moment alle Teil einer großen Familie. Es folgten die Titel „Radio soldier“ und „Rita is gone“ aus dem aktuellen Werk, aber auch Tracks aus ihrem ersten Album, „Soul insight“. Hier brach dann brachialer Bluesrock über die Fans herein und alle Dämme waren gebrochen. Marcus Arbeit an der Gitarre absolut wegweisend, Rebellion und Innovation in einem. Ein Hexer in Hendrix Geiste. konntest dich einer Gänsehaut eigentlich nicht entziehen. Alle Songs wurden von den hervorragenden Bläsereinsätzen von Dean Mitchell und Justin Johnson begleitet. Marcus Stimme changierte zwischen Reibeisen und Soul, die Band frönte im „soul-influenced psychedelic rock“!

 

Hier weiß jemand, wovon er spricht!

 

Später hatte ich Gelegenheit kurz mit der Band zu sprechen und erfuhr von Marcus, dass seine Großmutter, die mittlerweile in den U.S.A. lebt, ihm ein paar deutsche Wortschnipsel gelehrt hatte, welche er mir vergnüglich vortrug; „Wie geht es dir“, Alles klar“? Überhaupt waren alle Bandmitglieder sehr zugänglich und genossen sichtlich ihren ersten Aufenthalt in Europa. Auf der Bühne wurde derweilen weiter kräftig gerockt, Jack Ryan präsentierte uns im Anschluss an das dem extrem gut modifizierte Cover „Papa was a Rolling stone“ ein langes Drum-Solo, bevor man nach langen Beifallsbekundungen zur finalen Encore kam und mit „Virginia“ eine über 12-Minuten dauernde Midtempo Nummer abfeierte.

 

Unter den Fans war man sich einig: Hier wird gerade die Rock `n` Roll Geschichte um ein entscheidendes Element bereichert! Das ganze Konzert glich einem einzigen Befreiungsschlag. Der Enthusiasmus der Marcus King Band ist wegweisend. Die Dynamik ihrer Shows kann zurzeit sicher nur von den „Eseln“ getoppt werden. Ein formidabler Liveauftritt, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

 

 

 

 

rockfrank