photo by: Matthias Höing
Wer bei niederländischer Musik nur an schlagerverdächtige Titel wie „Mississippi“ von den Pussycats oder an die 1970er-Jahre-Band Shocking Blue denkt, sollte umdenken. Hardrock-Fans wissen längst, dass Gitarrenlegende Eddie Van Halen aus unserem sympathischen Nachbarland stammt. Und für Rockliebhaber gehören Golden Earring ohnehin in jede „Best of“-Sammlung.
Doch die Niederlande haben noch weit mehr zu bieten – vor allem für Freunde des Blues und Bluesrock. Wer auf virtuose Gitarrenkunst steht, kommt an Julian Sas kaum vorbei. Seit fast einem Vierteljahrhundert prägt er die europäische Bluesrock-Szene mit seinem unverwechselbaren Stil und energiegeladenen Live-Auftritten.
Aber auch der musikalische Nachwuchs setzt starke Akzente: Besonders Harlem Lake sorgten in jüngster Vergangenheit für Furore, als sie 2022 die European Blues Challenge gewannen – der bisherige Höhepunkt einer steilen Karriere. Und diese Band war zugleich das Sprungbrett für eine der spannendsten Stimmen des Landes - Janne Timmer.
Mit gerade einmal 26 Jahren begeistert die in Den Haag lebende Sängerin mit einer Stimme, die einen nicht loslässt – rau, warm, kraftvoll und zugleich voller Gefühl. Ihre stimmliche Intensität erinnert an Ikonen wie Amy Winehouse oder Beth Hart – Vergleiche, die nicht zufällig entstehen. Timmers außergewöhnliche Präsenz ist das Ergebnis von purem Talent, jahrelanger Hingabe und konsequentem Stimmtraining.
Janne sagte in einem Interview mit rockfrank.com dazu:
Die Alto-Stimme ist meiner natürliche Resonanz. Aber ich denke es ist nicht nur ein Geschenk. Um weiter zu kommen, auf ein höheres Niveau, muss man ganz viel üben und trainieren, viele Stunden. Es ist eine Menge harter Arbeit. Viele Menschen denken das Sänger mit ihrer Stimme beschenkt worden sind. Die meiste Zeit habe ich mir das Singen selbst beigebracht. Aber ich hatte auch einige Lehrer am Konservatorium, und als ich jünger war, hatte ich ein paar Gesangsstunden. Und dann, in den letzten ungefähr 15 Jahren, hatte ich so drei, vier Jahre Gesangstraining dabei. Aber alles andere habe ich mir in Eigenregie angeeignet. Ich schaue aber schon nach jemandem, einem neuen Gesangslehrer, um ein noch höheres Niveau zu erreichen. Ich möchte mich gerne intensiver mit Operntechniken beschäftigen, um in dieser Richtung mehr zu lernen.
photo by: Matthias Höing
Die außergewöhnlich begabte Singer/Songwriterin entdeckte schon früh ihre Begeisterung für Musik: Im zarten Alter von sieben Jahren saß sie erstmals am Klavier, mit neun schrieb sie bereits eigene Songs. 2013 dann der Gang auf die Bühne. Beeinflusst wurde sie unter anderem vom Sound der 70er- und 80er-Jahre, von Psychedelic, Progressive Rock und Americana. Als musikalische Vorbilder nennt sie unter anderem Carole King, Etta James, Alan Parsons Project, Leonard Cohen und Jon Allen.
Es folgte ihr erster selbst geschriebener Song „Why?“. In den folgenden Jahren entwickelte sie sich stetig weiter, sammelte Bühnenerfahrung und verfeinerte ihre Art des Komponierens. Sie lebte eine Zeit lang in Berlin, wo sie Songwriting studierte, doch dann zog es sie zurück in die Niederlande. Dort trat sie 2018 der Band Harlem Lake bei und vertiefte ihr musikalisches Wissen am Konservatorium Utrecht.
Heute gilt sie als eine der markantesten und ausdrucksstärksten Stimmen der niederländischen Musikszene – eine Künstlerin, die mit jeder Note Authentizität und Leidenschaft transportiert. Die warme, erdige Färbung ihrer Stimme, aber auch ihre authentische Rauheit, verleihen der Künstlerin prägnante Besonderheiten. Sie berührt damit direkt die Seele – nichts wirkt aufgesetzt, nichts künstlich. Man fühlt sich unweigerlich in ihren Bann gezogen – gefangen zwischen Emotionen und Gefühlen. Auf europäischer Ebene wird ihr Zukunft wohl niemand so einfach das Wasser reichen. Ein Live-Auftritt von Janne wird zum Erlebnis und entwickelt eine Aura, der man sich nicht entziehen kann. Ihre unwiderstehliche Ausstrahlung und der hohe Wiedererkennungswert machen sie einzigartig.
Nach ihrer Trennung von der Band Harlem Lake ist sie nun auf dem Weg zu ihrem ersten eigenen Album. Die Geschichte jedes einzelnen Songs und das Klavier werden hier – ganz im Soul- und Americana-Stil – im Mittelpunkt stehen.
„Love would be in vain“ ist das beste Beispiel hierfür. Eine Eine zarte Romanze über Hoffnung, Schmerz und Liebe. Janne „lebt“ den Song am Piano, haucht ihm eine Seele ein, hebt ihn auf einen stimmlichen Höhepunkt und lässt ihn in sanfter Tastenpoesie wieder ausklingen.
Auch „Dear times“ lebt von dieser Intimität. Der Verlust der Liebe, den die Protagonistin hier besingt, wird von poetischen Klangfunken begleitet, die Tief aus ihrem Herzen zu kommen scheinen und dem Song eine Melancholie verleihen, die wie ein Seelenhauch wirken. Gänsehaut pur!
Janne Timmer singt, wie sie fühlt: echt, roh und voller Leidenschaft – die junge Singer/Songwriterin ist längst auf dem Weg ins europäischen Singer/Songwriter- und Soul-Universum.
Janne and a piano. No mic, no monitors, no sound desk.
JUST WOW!!