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rockfrank: Karma-Frage: Welche 3 Dinge fallen Dir zu Deutschland ein?
Meghan Parnell: Großartiges Publikum und tolle Veranstaltungsorte – herzlich, freundlich und unterstützend. Fantastische Hotelfrühstücke. Wunderschöne Landschaft.
rockfrank: Wann zeichnete sich bei Dir der Wunsch ab, Musikerin zu werden?
Meghan Parnell: Ich habe mich schon immer als Sängerin gesehen, solange ich mich erinnern kann. Als ich jünger war, war ich total begeistert vom Musical und wollte am Broadway auftreten. Dieser Gedanke kam wahrscheinlich, als ich etwa zehn Jahre alt war, aber ich habe ihn nicht besonders ernsthaft verfolgt. Dann bekam ich die Gelegenheit, in ein paar Coverbands zu singen – und in dem Moment wusste ich, dass es genau das ist, was ich machen möchte: eine Band anführen.
rockfrank: Dein Timbre hat eine charakteristische, dunkle Klangfarbe. Wie sehr benutzt du deine Stimme als ein Instrument?
Meghan Parnell: Ich bin mir auf jeden Fall des Tons meiner Stimme bewusst; es ist mir wichtig, dass er reich, leidenschaftlich, gefühlvoll und kraftvoll klingt … aber das ist für mich alles sehr instinktiv. Wenn du mich fragen würdest, wie ich das kontrolliere, könnte ich es dir wahrscheinlich nicht beschreiben. Ich weiß jedoch, dass das leichte Kratzen in meiner Stimme daher rührt, dass ich meine Stimme vor vielen Jahren verloren habe, als ich anfing, professionell aufzutreten. Ich bin damals in kurzer Zeit von ein bis zwei Auftritten pro Woche zu sechs Abenden pro Woche in einer verqualmten Bar in Marokko übergegangen.
rockfrank: Eure Band steht in der Tradition großer kanadischer Musiker wie Joni Mitchell, Neil Young und Leonard Cohen, die die internationale Musikszene prägten. Fühlt Ihr Euch beim Songwriting durch dieses Erbe inspiriert oder eher unter Druck gesetzt?
Meghan Parnell: Oooo – das ist sehr schmeichelhaft, in einem Atemzug mit diesen Künstlern genannt zu werden. Ich würde sagen, inspiriert … so viele großartige Künstler sind aus Kanada hervorgegangen, und das ist sehr ermutigend. The Band ist ein großer Einfluss für uns – alle in The Band waren Kanadier außer Levon, und sie hatten einen so erstaunlichen, unverwechselbaren, warmen Sound.
rockfrank: Eure Songs klingen wie ein Plädoyer für Liebe und Menschlichkeit – mitunter melancholisch, teils politisch wie in „Falls Away“. Welche Botschaften wollt Ihr mit Eurer Musik vermitteln?
Meghan Parnell: Ich glaube, vor allem möchten wir, dass die Menschen ihre eigenen Erfahrungen in unsere Songs einbringen. Wir wollen, dass unser Publikum etwas fühlt. Wir möchten, dass sie mit uns auf eine Reise gehen … auch wenn die Reise für jeden ein wenig anders sein mag, können wir alle gemeinsam darin sein.
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rockfrank: Auf „Shepherd“, Eurem aktuellem Studioalbum, hört man in einigen Songs auch ein paar brillante Bläsersätze, Wie kam es zu der Idee, Bläserarrangements in eurem Rhythmusspektrum zu verwenden?
Meghan Parnell: Wir wussten schon immer, dass wir Bläser in unseren Sound einbauen wollten – Inspirationen wie Amy Winehouse, Sharon Jones, die Tedeschi Trucks Band, Otis Redding und die Rolling Stones haben uns dabei beeinflusst. Also haben wir, sobald wir unseren ersten Festivalauftritt bekommen haben, die Gelegenheit genutzt, eine Bläsersektion hinzuzufügen – und wir haben es nie bereut.
rockfrank: Das Cover zeigt eine verlassene Farm vor düsterem Himmel – auf mich wirkt es trotz der Stimmung beruhigend. Gibt es einen Zusammenhang zur Musik auf Shepherd?
Meghan Parnell: Ja – "Shepherd" war das erste Album, das wir komplett selbst als Band gemacht haben – wir haben es selbst aufgenommen, abgemischt und veröffentlicht, alles innerhalb der Bandmitglieder. Das fühlte sich befreiend an (die Ruhe), aber auch ein bisschen einsam und einschüchternd. Das Cover wurde außerdem von den Liedtexten zu "Colours" inspiriert, die wiederum den Titel des Albums „The shepherd with none of her sheep“ beeinflussten.
rockfrank: Im Sommer habt ihr ein Radio-Konzert für den Deutschlandfunk in Köln absolviert. War dies eine besondere Erfahrung für Dich, in einem Radio Sendesaal zu spielen?
Meghan Parnell: Das war eine wunderbare Show. Ein Raum mit großartigem Klang und ein fantastisches Publikum. Das ist eine, an die wir uns noch lange erinnern werden.
rockfrank: "Music was my first love", besser konnte es John Miles in seinem Welthit seinerzeit wohl nicht ausdrücken. Welche Band, welcher Künstler war Deine erste Leidenschaft?
Meghan Parnell: Vielleicht Judy Garland. Ich war besessen von ihr in "Der Zauberer von Oz", als ich sehr jung war. Ich saß auf der Schaukel in meinem Garten und sang „Somewhere Over the Rainbow“ immer und immer wieder.
rockfrank: Mit welchem Sänger/Sängerin würdest Du gerne mal auf der Bühne stehen und einen Song performen?
Meghan Parnell: Oh, es gibt viel zu viele, um sie alle aufzuzählen … aber im Moment würde ich zu gerne mit Grace Potter oder Brittany Howard von den Alabama Shakes singen. Talentierte, inspirierende Frauen, die, wie ich glaube, auch eine Menge Spaß machen würden!
Ich bedanke mich für das aufschlussreiche Interview und wünsche Dir, sowie der Band, alles gute für die musikalische Zukunft.
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